Frank Zane spricht über Todesfälle im Bodybuilding

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Obgleich die Bodybuilding-Szene in den vergangenen Monaten dankenswerterweise verschont geblieben ist, bleibt das Thema gehäufter Todesfälle unter jungen Athleten weiterhin präsent. Jetzt äußerte sich mit Frank Zane eine absolute Legende des Sports zum Wahnsinn des modernen Bodybuildings.

Frank Zane: einer von den ganz Großen

Der Name Frank Zane ist längst nicht nur Nostalgikern ein Begriff: Der US-Amerikaner zählt gemeinsam mit Größen wie Arnold Schwarzenegger und Franco Columbu zu den berühmtesten Vertretern der „Goldenen Ära“ des Bodybuildings. Den Höhepunkt seiner Karriere bildeten Ende der 70er-Jahre drei Mr. Olympia-Titel in Serie.

Frank Zane stand für eine Ästhetik und Ausgewogenheit, die viele Fans bei den heutigen Elite-Bodybuildern schmerzhaft vermissen. Zu aktiven Zeiten legte er einen ungeheuren Perfektionismus an den Tag. Besonders in das heute von vielen so stiefmütterlich behandelte Posing investierte Zane viel Zeit und Liebe.

Dem Bodybuilding ist der heute 80-Jährige stets verbunden geblieben. Er arbeitet online und offline als Trainer und bleibt in diversen szenerelevanten Medien präsent. Kürzlich war er als Interviewpartner auf dem YouTube-Channel der Gesundheitstrainerin und ehemaligen Bodybuilderin Lisa Alastuey zu Gast, wo er sich auch zu dem Phänomen des frühen Ablebens vieler Bodybuilder äußerte.

Todesfälle im Bodybuilding

In den vergangenen Jahren verlor die Bodybuilding-Welt viele ihrer Stars weit vor dem 50., teilweise gar vor Vollendung mit des 30. Lebensjahrs, darunter Shawn Rhoden, George Peterson, Cedric McMillan, John Meadows und Bostin Loyd. Die deutsche Community trauerte um Paul Poloczek, Pit Trenz und Andreas Frey – und die Aufzählung ist nicht als abschließend zu betrachten. Todesursache waren in den meisten Fällen völlig altersuntypische Herzleiden. Die tieferliegende Ursache ist allen Beobachtern klar.

Die Geschehnisse haben eine große Diskussion um den Gebrauch leistungssteigender Substanzen vor allem in der offenen Klasse der IFBB-Profiligen ausgelöst. Sogar Arnold Schwarzenegger selbst stellte das bedingungslose Ideal maximaler Masse in Frage.

„Sie tun, was sie tun müssen“

Auch Frank Zane steht dem Konsum moderner Bodybuilder skeptisch gegenüber. Hier habe sich gegenüber seiner aktiven Zeit viel verändert.

„Sie tun, was sie tun müssen. Wenn jeder es tut, wollen sie natürlich auch eine faire Chance auf dem Spielfeld haben“, beschreibt Zane den Teufelskreis, in dem sich alle unaufhaltsam drehen. Er wisse nicht, wohin das ganze noch führen würde, es sei aber immer noch kein Ende in Sicht.

Die junge Generation sei schlecht beraten und ungeduldig. Vor allem die hohe Geschwindigkeit, in der die derzeitigen Talente ihre gewaltige Masse aufbaue, sei problematisch. Während zu Zanes Zeiten noch Ü40 oder gar Ü50 Bodybuilder in der Weltspitze Normalität waren, ist es heute die IFBB Pro Card vor dem 25. Geburtstag. Zane ruft dazu auf, sich Zeit zu nehmen und echte Qualität aufzubauen.

Besonders kritisch sieht Zane den Gebrauch von Implantaten und Synthol. Das sei glatter Betrug und aus gesundheitlicher Sicht purer Wahnsinn. Auch ein Freund des Steroidgebrauchs im Frauenbodybuilding scheint er nicht zu sein.

Doping damals und heute

Natürlich verkauft auch Frank Zane die Fans nicht für dumm und gesteht seinen eigenen Gebrauch offen ein. Es sei damals allerdings sehr gemäßigt zugegangen, allein weil die Verfügbarkeit wesentlich schlechter war. Es hätte einige orale und injizierbare Steroide gegeben, er selbst habe aber „wirklich nicht viel davon gemacht“ und die Dosen erst gegen Ende seiner Karriere etwas hochgefahren. Bis heute verzichtet er auf eine Testosteron Ersatztherapie, wie sie einige Athleten mittlerweile schon in ihren Dreißigern beginnen. Der studierte Chemiker glaubt nämlich, dass sich „Krebs von Testosteron ernährt“.

Ist Mike O’Hearn natural?

Das Interview enthält auch eine Passage, in der Frank Zane zu Mike O’Hearn befragt wird. Der mehrfache Mr. Universe-Titelträger und Schauspieler verteidigt schon seine gesamte Karriere lang seinen Naturalstatus gegen die Zweifler. Auch Frank Zane kann hier kein Licht ins Dunkeln bringen. „Ich weiß es nicht. Ich stelle Menschen diese Frage nicht, das ist ihre persönliche Angelegenheit.“

Mit seinen 80 Jahren ist Frank Zane der wandelnde Beweis dafür, dass hochklassiges Bodybuilding einst ohne eine Inkaufnahme des frühen Versterbens möglich war. Dass dies nicht nur auf seine meditativen und spirituellen Ansätze zurückzuführen ist, ist für alle erkenntlich. Wahr ist aber auch, dass die Welt sich seit den 70ern weitergedreht hat. Das Kampfgericht will einen anderen Typ Athlet auf der Bühne sehen, der Instagram-Algorithmus lässt keinen jahrelangen Aufbau ohne spektakuläre Zwischenergebnisse mehr zu. Insofern werden Frank Zanes Worte ein gut gemeinter Apell bleiben, der an der harten Realität des 21. Jahrhunderts zerschellt.

(uh) | Titelbild: retro-training.de

2 KOMMENTARE

  1. Bisschen zu kurz gedacht, wenn man bedenkt, das z.Z. weltweit Hunderte von jungen Sportlern aus allen sportlichen Disziplinen, sogar mit prominentem Namen, z.T. auf dem Spielfeld vor jedermanns Augen tödlich zusammen brechen (Ursache: plötzlicher Herztod – komisch, die auch…) – und die meisten haben nichts mit dem exzessiven Substanzgebrauch im BB zu tun – Ob es da vielleicht noch eine andere Ursache geben könnte…? Vielleicht sogar eine ganz bestimmte staatliche (Zwangs-)Maßnahme? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt….

  2. Ganz einfach:

    Mehr Leistung (durch Doping) = mehr Erfolg = mehr Geld

    Daher wird sich das auch nie ändern, egal ob im BB oder Basketball oder sonst was.

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