Tobias Hahne spricht über Pro Card, PEDs und Coaches

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Kaum ein Amateur-Athlet in Deutschland betreibt Bodybuilding so beständig wie Tobias Hahne. Der Hamburger vereint Routine, Struktur, Disziplin und Konstanz wie kein Zweiter. Dies mag im erlebnisorientierten Social Media Bereich manchmal langweilig wirken, stellt letztendlich aber die Basis eines erfolgreichen Bodybuilders dar. In einem aktuellen Interview mit Erdem Dül spricht Tobias Hahne über die Pro Card, leistungssteigernde Substanzen und die Bedeutung eines Coaches für den Erfolg im Bodybuilding.

Bodybuilding ist der Lebensinhalt von Tobias Hahne

Wer Tobias Hahne verfolgt, wird schnell wahrnehmen, dass Bodybuilding für den Hamburger einen zentralen Lebensinhalt darstellt. Bereits seit Jahren gelte für den Norddeutschen, dass der Sport eine beständige Säule seines Lebens sei. Egal welche Herausforderungen und Veränderungen im Laufe der Zeit eingetreten sein: Bodybuilding blieb stets ein wichtiger Eckpfeiler.

Für ihn selbst sei es daher auch selbstverständlich, dass es keiner speziellen Motivation benötige, um ins Training zu gehen. Es sei legitim, das Training oder den Bodybuildinglifestyle nicht zu lieben. Wer sich jedoch ständig zu einer Sache motivieren müsse, würde jedoch schlichtweg die falschen Dinge im Leben verfolgen.

Dabei will der Amateur-Bodybuilder keinesfalls ausschließen, dass dieser Punkt nicht auch für ihn einmal kommen würde. So könne Tobias Hahne beispielsweise einen Dorian Yates verstehen, der inzwischen weniger Spaß am Hanteltraining habe, da er schlichtweg nicht mehr dieselben Gewicht wie früher bewegen könne. Sollte er selbst im Leben an diesem Punkt ankommen, würde auch für den Hamburger Bodybuilding möglicherweise nicht mehr der Lebensmittelpunkt sein. Bis dahin möchte sich Tobias Hahne aber weiterhin auf den Sport konzentrieren.

Erneuter Angriff auf die Pro Card im Herbst 2022?

Im Podcast mit Erdem Dül gibt Tobias Hahne an, dass sein Ziel weniger die Pro Card sei, sondern vielmehr das Besserwerden per se. Die Profi-Lizenz könnte ein Ergebnis dieses Prozesses werden, doch die Hauptmotivation sei für den Norddeutschen in erster Linie der Progress. Um diesen auch auf der auf der Bühne nachzuweisen, steht bereits im November der nächste Wettkampf in Alicante an. Nachdem in der Vergangenheit zwei zweite Plätze und ein dritter Platz herausgesprungen waren, sei das Ziel in diesem Jahr der Klassensieg.

Rückblickend habe für die Zielerreichung auch die Pandemie einen positiven Beitrag geleistet. Ähnlich wie andere Bodybuilder baute auch Tobias Hahne sich seinen eigenen Trainingsbereich auf, in dem Maschinen speziell für seine Bedürfnisse zusammengestellt sind. Darüber hinaus sei ihm nochmals die positive Wirkung einer effizienten Regeneration deutlich geworden.

Da man monatelang an keinerlei Veranstaltungen teilnehmen konnte, waren die Arbeit von zu Hause und das Training die größten Lebensinhalte, die wiederum viel Platz für ausreichende Ruhe ließen. Ein weiterer Eckpfeiler seiner Verbesserungen sei zudem sein Coach Stefan Kienzl gewesen.

Tobias Hahne über die Bedeutung eines Coaches

Bevor Tobias Hahn zum Österreicher wechselte, ließ er sich lange Zeit von Matt Jansen betreuen. Der Amerikaner habe ihm sechs Trainingseinheiten die Woche verordnet, was rückblickend zu viel gewesen sei. Die mangelnde Regeneration habe man versucht, mit bis zu 8000 Kalorien pro Tag und 550 Gramm Eiweiß auszugleichen. Dieses Vorgehen sei wiederum auf Kosten der Verdauung gegangen.

Mit Stefan Kienzl habe man das Trainingsvolumen zurückgefahren und gleichzeitig die Eiweißmenge stark reduziert. So könne der Schwergewichtsbodybuilder mehr Kohlenhydrate essen, was sich wiederum positiv auf die Verdauung auswirken würde. Insbesondere Ernährung und Chemie würden gemäß Tobias Hahne einen wichtigen Teil beim Bodybuilding ausmachen. Gerade in diesen Punkten würden Coaches unterschiedliche Vorgaben machen und im direkten Vergleich würde Matt Jansen aggressiver als Stefan Kienzl arbeiten.

Ein Coach sei jedoch nicht nur dafür da, Trainings- und Ernährungspläne zu schreiben, sondern diene vor allem als objektiver Beobachter. Aus diesem Grund würde Tobias Hahne auch jedem Athleten, der das Bodybuilding etwas ambitionierter umsetzen möchte, einen Coach empfehlen.

Während für einen Wettkampfathleten, wie ihn, die strukturierte und objektive Rückmeldung ein großer Vorteil sei, würden Anfänger insbesondere davon profitieren, Zeit zu sparen. Wer ab Tag 1 in Bezug auf Training und Ernährung alles richtig mache, würde aus Bodybuilding keinen Sprint zaubern, aber dennoch viele unnötige Fehler vermeiden. Dies sei ohne Weiteres 100 oder 150 Euro im Monat wert.

Steroide und die Überwachung von Nebenwirkungen

Die Unterstützung mit entsprechenden Mitteln ist im Schwergewichtsbodybuilding ein Bestandteil, der eine wichtige Rolle einnimmt. Dennoch würden die meisten Sportler aus Sicht von Tobias Hahne zu wenig präventive Maßnahmen treffen. Zu viele Athleten oder Hobbysportler würden sich über Nebenwirkungen wie Akne oder Haarausfall Gedanken machen. Die wahren Gefahren von PEDs seien jedoch ganz andere.

Er selbst würde alle 12 Wochen ein Blutbild anfertigen und einmal im Jahr Herz, Niere und Leber im Ultraschall überprüfen lassen. Es steht für den Norddeutschen außer Frage, dass die Gesundheit die entscheidende Linie sei, die für den Sport nicht überschritten werden dürfe. Würde der Cardiologe beispielsweise eines Tages einen Schlussstrich empfehlen, gäbe es für Tobias Hahne keine Diskussion, dass dieser dann auch gezogen wird.

Eine andere unerwünschte Begleiterscheinung der Anwendung von Steroiden kann der Konflikte mit dem Gesetz sein. Generell ist die Nutzung entsprechender Substanzen nicht verboten. Die Grenzwerte, ab wann der Verdacht des unerlaubten Handels besteht, sind jedoch so gering, dass Athleten schnell mit entsprechenden Problemen konfrontiert werden könnten. So kam es zuletzt auch bei Tobias Hahne zu einer Durchsuchung und in der Konsequenz zur Einleitung eines Verfahrens. Der Hamburger hegt jedoch keinen Groll gegen die Gesetzeshüter. Wenn man selbst Mist baut, müsse man dafür auch geradestehen.

In Spanien wartet die Chance auf eine von zwei Pro Cards

Im weiteren Interview spricht der Norddeutsche darüber hinaus über seinen Tagesablauf, die Bedeutung von Routinen und Social Media und Sponsorings im Bodybuilding. Tobias Hahne wird Anfang November in Alicante erneut auf der Bühne stehen. Sollte er den Klassensieg erreichen, würde der Hamburger im Gesamtsiegerstechen um eine von zwei Pro Cards kämpfen, die im Men’s Bodybuilding vergeben werden. Die Daumen sind gedrückt.

(fha) | Titelbild: Instagram

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