Brandon Curry – ein echtes Wunder?

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Brandon Curry ist nicht nur mit einem eingängigen Namen gesegnet, sondern auch mit einer Genetik der Spitzenklasse. Er konnte sich 2019 in den elitären Kreis der Mr. Olympia-Sieger einreihen. Dabei zieht der Südstaatler allen Kritikern seines Titelgewinns zum Trotz ruhig seine Show durch – und wird zum Dank von einer breiten Fanbase gefeiert.

Mr. Olympia Brandon Curry: Erste Schritte ins Bodybuilding – noch vor der Einschulung

Brandon Curry wurde 1982 in Nashville, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Tennessee, als ältestes von drei Kindern geboren. Sein Interesse am Muskelaufbau wurde schon ungewöhnlich früh geweckt, als er zum sechsten Geburtstag Kurzhanteln mit einem Hulk Hogan Motiv geschenkt bekam. Andere Idole der damaligen Zeit wie G.I. Joe, Rambo oder Rocky dienten ihm ebenfalls als frühkindliche Inspirationsquelle.

Zunächst war Curry aber sportlich vielfältig unterwegs. Als Kind turnte er, später wechselte er zu Leichtathletik, Wrestling und wurde schließlich ein passabler Highschool-Footballer. Um in seinen Hauptsportarten besser zu werden, ging er schon als Teenager regelmäßig in den Kraftraum. Konkretes Interesse am Bodybuilding stellte sich hier jedoch nicht ein.

Brandon Curry begann ein Studium in Exercise Science an der Middel Tennessee State University. Im Jahr 2000 kam er hier mit seiner späteren Ehefrau, dem Model Brandy Leaver, zusammen. Sie brachte ihn erstmalig auf die Idee, eine Karriere im Bodybuilding anzustreben. Ein guter Freund und Personal Trainer überredete ihn dann zur Teilnahme an seinem ersten Wettkampf.

Curry blieben nur 5 Wochen für Vorbereitung und Diät, dennoch endete sein erster Bühnenauftritt auf der Supernatural 2003 mit dem Klassensieg. Ein Startschuss in eine glorreiche Zukunft.

Brandon Currys Wettkampfbiografie

Curry fand sich immer mehr in seine Rolle als ernstzunehmender Wettkampfathlet ein. Nach einer erfolgreichen Zeit bei den Amateuren gewann er 2008 die renommierte NPC USA Championship und damit die Profi-Lizenz des IFBB. Mit einem dritten Platz auf der Toronto Pro 2011 gelang ihm ein gelungener Einstand in der Professional League. Im selben Jahr gab er sein Debüt beim Mr. Olympia und wurde hier hervorragender Achter – die Fachwelt horchte auf.

Danach ließ sich der Amerikaner aber lange Zeit nicht mehr auf dem legendären Mr. O blicken. Er nahm zwar noch an zahlreichen Wettkämpfen teil und feierte auch beachtenswerte Erfolge. Dennoch musste er sich immer wieder der berechtigten Kritik stellen, zu große Formschwankungen auf der Bühne abzuliefern.

Mit der „Camel Crew“ zur Sandow

Im Jahr 2016 lernte Curry den szenebekannten Coach Abdullah Al-Otaibi kennen. Unter dessen Fittiche zog er nach Kuwait, der Geburtsstätte vieler großer Bodybuilding-Karrieren. Gemeinsam mit der sogenannten „Camel Crew“, der unter anderem Roelly Winklaar oder Nathan De Asha angehörten, bereitete er sich im berühmten Oxygen Gym auf ein fulminantes Comeback beim Mr. Olympia vor.

Eine Rundum-Sorglos-Betreuung, kompetente Trainer, motivierende Trainingspartner und natürlich ein liberaler Umgang mit besonders wirksamen Supplementen: Aus Kuwait kehrte Curry wie so viele vor ihm als neuer Mensch zurück.

Nach dieser Entwicklung gelang ihm 2018 mit dem 5. Platz sein erster Finaleinzug beim Mr. Olympia. Ein Jahr später war Curry am Ziel seiner Träume angelangt: Platz 1 in der offenen Klasse – die endgültige Eintrittskarte in die Unsterblichkeit.

Bekam Brandon Curry den Sieg beim Mr. O geschenkt?

Currys Mr. Olympia Titel zog aber viele kritische Stimmen nach sich. Das Starterfeld sei 2019 besonders schwach gewesen und Curry hatte in einer Form gewonnen, die in jedem anderen Jahr nicht mal für die Top 6 gereicht hätte. Die Jury habe ihm schlicht Vorschusslorbeeren von seinem Arnold Classic Gesamtsieg im selben Jahr gewährt.

Davon ließ Curry sich aber nicht beirren. Die Menschen finden immer was zu reden, so seine Attitüde, die ihn gegen alle Lästereien immunisiert. Auch dass er seinen Titel nicht verteidigen konnte und 2020 und 2021 gegen „Big Ramy“ Mamdouh Elssbiay verlor, ist ihm eher Motivation als Frustrationsfaktor: Schließlich könnte er jetzt nach Jay Cutler 2009 der erste Bodybuilder sein, der eine einmal verlorene Sandow wieder zurückgewinnt.

Lernen vom Sportwissenschaftler

Bei nur 1,73 Meter bringt Curry, der auch unter den Spitznamen „The Prodigy“ (das Wunder) und „Beefcake“ bekannt ist, in der Offseason 120 Kilogramm, in Bühnenform rund 105 Kilogramm auf die Waage. Über die brutale Masse eines Big Ramys kann er jedoch nicht punkten. Stattdessen muss er das Kampfgericht durch Linie und feine Details in einem knüppelharten Körper überzeugen.

Abgesehen von den jährlichen „Trainingscamps“ in Kuwait trainiert Curry sich weitgehend selbst. Sein akademischer Background hilft ihm dabei gewiss weiter.

So unterscheidet sich sein Training in vielen Punkten von den typischen Bodybuilding-Ansätzen. Zwar trainiert auch er gern auf Basis der „Big 3“ Kreuzheben, Kniebeugen und Bankdrücken. Er kombiniert dies aber mit etwas exotischeren Konzepten.

Beispielsweise gestaltet Curry sein Training zu Wochenbeginn betont exzentrisch, also mit vielen negativen Bewegungsphasen. Zum Ende der Woche setzt er auf schwere Gewichte und explosive Bewegungen. Er verwendete variierende Intensitätstechniken. Im Gegensatz zu vielen anderen Bodybuildern verzichtet er weitestgehend auf Sätze bis zum Muskelversagen. Wichtiger ist ihm der „progressive Overload“, also die regelmäßige Leistungssteigerung, und Periodisierung.

Er isst sieben bis acht Mahlzeiten am Tag und verfolgt einen Low Fat und High Carbs Ansatz. Er setzt auf die gängigen Oldschool-Lebensmittel und ernährt sich größtenteils clean, mit gelegentlichen Cheats in Form von Schokoriegeln und Gummitieren.

Bei Nahrungsergänzungsmitteln hält er sich ebenfalls an die Basics Whey, Kreatin, Omega-3 sowie gegebenenfalls Intra-Workouts und Fatburner in der Diät. Statt Pre-Workouts greift er lieber zu seinem Lieblingsgetränk Kaffee.

Curry in den Sozialen Medien

Seinem Instagram-Profil @brandon_curry folgen beeindruckende 1,1 Millionen Follower, der YouTube Kanal „Brandon Curry All Access“ bringt es auf 30.200 Abonnenten. Curry soll zu den wenigen Bodybuildern gehören, die fünfstellige Monatsvergütungen von ihren Sponsoren erhalten. „The Prodigy“ besitzt eine eigene Supplementlinie und ist Miteigentümer der Studiokette Carbon Culture, wird außerdem gesponsert von Gorilla Wear und dem Trainings-Accessoire Hersteller Schiek USA.

Curry ist immer noch mit Brandy Leaver verheiratet. Gemeinsam haben sie vier Kinder. Die Familie unterstützt ihn trotz seiner ständigen mehrwöchigen Aufenthalte in Kuwait – aber schließlich war es ja auch seine Frau, die den Stein überhaupt erst ins Rollen brachte. Es bleibt gespannt zu verfolgen, ob es in Zukunft auch für einen Mr. Olympia-Titel reicht, der den Zweiflern keinen Anlass zur Beanstandung bietet. Zu gönnen wäre es dem sympathischen Amerikaner allemal.

Autorin: Ulrike Hacker Bilder: Brandon Curry, Matthias BusseCharles Lowthian

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