Steve Weinberger ist seit vielen Jahren der Headjudge beim Mr. Olympia. Auch wenn die Ergebnisse nicht von ihm allein bestimmt werden, nimmt der Verantwortliche der New York Pro beim wichtigsten Wettkampf im Bodybuilding eine zentrale Funktion ein. Entsprechend aufmerksam darf man zuhören, wenn der Mitte 60-Jährige sich öffentlich äußert. In einem aktuellen Interview für RxMuscle ging es nun um verschiedene Themen rund um die Entwicklung im Bodybuilding. Dabei äußerte Steve Weinberger sich unter anderem kritisch gegenüber Urs Kalecinski und dessen aktuelle Entwicklung.
Ist das noch Classic?
Die Diskussion darüber, was Classic Bodybuilding ausmachen und welche Körperform letztlich tatsächlich „Classic“ am besten präsentieren würde, wird in der jüngsten Vergangenheit fortwährend geführt. Selbst Top-Athleten der vergangenen Olympia-Wettkämpfe wie Mike Sommerfeld, Ramon Dino oder Urs Kalecinski mussten sich immer wieder die Kritik gefallen lassen, dass ihr Erscheinungsbild nicht den Maßstäben entsprechen würde, die man im Classic Bodybuilding zu erwarten hätte.
Entsprechend wurde auch Steve Weinberger als IFBB-Headjudge im aktuellen Interview mit RxMuscle auf diese Diskussion angesprochen. Für ihn würde die Classic Physique durch eine gute Linie, eine gute Form, eine gute Konditionierung und letztlich eine gute muskuläre Ausprägung definiert werden, wobei Form und Linie die beiden Hauptkriterien sein.
Ein Athlet, der diese Ansprüche aus Sicht von Steve Weinberger derzeit vollkommen verkörpern würde, sei Mike Sommerfeld. Dieser wird nach seinem zweiten Platz beim Mr. Olympia 2024 und seinem Sieg auf der Arnold Classic 2025 derzeit von vielen Fans als großer Favorit auf die Nachfolge von Chris Bumstead gesehen. Steve Weinbergers Worte dürften dem Ganzen weiteren Rückenwind geben.
Steve Weinberger kritisiert Urs Kalecinski
Aus Sicht von Steve Weinberger seien die Unterschiede zum Open Bodybuilding somit gar nicht so groß. Das Classic Bodybuilding würde sich insbesondere dadurch hervorheben, dass die Athleten weniger Masse hätten. Die Fans hätten sich diese Entwicklung gewünscht und deshalb gäbe es letztlich diese Männer-Klasse. In diesem Zusammenhang formuliert Steve Weinberger auch Kritik an Urs Kalecinski.
Demnach würde der Deutsche aus Sicht des Kampfrichters nicht wissen, ob er ein Bodybuilder oder ein Classic Physique Athlet sein wolle. Er habe den Olympia-Dritten in New York selbst gesehen und weiß auch, dass der IFBB Pro trotz seiner derzeitigen Körpermasse weiterhin sichtbare Bauchmuskeln und erkennbare Teilungen in den Beinen habe.
Letztlich müsse sich Urs Kalecinski aus Sicht von Steve Weinberger jedoch entscheiden. Aktuell würde der Deutsche sich zwischen zwei Welten bewegen, was aus Sicht des Kampfrichters nicht gut sei.
Die Tür ist für niemanden zu
Doch nicht nur Urs Kalecinski wurde in dem Interview öffentlich von Steve Weinberger kritisiert. Von Ramon Dino, der lange als potenzieller Nachfolger von Chris Bumstead galt, forderte der IFBB Headjudge eine bessere Condition. Der Brasilianer habe es bislang noch nie geschafft, seine Bestform auf die Bühne zu bringen. Dies wiederum sei mit Blick auf den Mr. Olympia 2025 absolut notwendig.
Steve Weinberger geht davon aus, dass es derzeit gut ein Dutzend Profis in der Classic Physique gäbe, die das Potenzial haben, die Top 5 zu knacken. Demnach sei es auch egal, wie sich jemand in der Vergangenheit platziert habe. Entscheidend sei das Erscheinungsbild am Wettkampftag.
Was das für den Kampf um die Nachfolge von Chris Bumstead bedeutet, wird sich in wenigen Monaten zeigen. Der Mitte 60-Jährige machte aber deutlich, dass bei aller Kritik die Tür derzeit für niemanden geschlossen ist.
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