Worauf kommt es an? Wertung bei einem Bodybuilding-Wettkampf

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Die Wertung bei einem Bodybuilding-Wettkampf ist insbesondere für Neulinge in diesem Sport nicht immer sofort verständlich. Um auf der Bühne gut auszusehen, ist viel harte Arbeit und Disziplin nötig – aber man sollte auch wissen, worauf es genau ankommt. Anders als bei den meisten anderen Sportarten erfolgt die Bewertung im Bodybuilding subjektiv und die einzelnen Kriterien werden je nach Klasse und Verband unterschiedlich stark gewichtet. Der folgende Artikel gibt einen Überblick über die Abläufe und die Wertung bei einem Bodybuilding-Wettkampf.

Die Bewertungskriterien im Bodybuilding-Wettkampf

Wer auf einem Bodybuildingwettkampf teilnehmen möchte, benötigt ausgeprägte Muskelmasse und eine gute Definition. Diese Punkte treffen allerding nicht gleichermaßen auf alle Klassen zu. Worauf es aber ankommt: Ein möglichst geringer Körperfettanteil, der bei einer angemessenen Muskelmasse auf der Bühne präsentiert werden kann. Angemessen bedeutet nicht unbedingt maximal groß, da einige Klassen wie die Men’s Physique oder die Bikini-Fitness-Klasse der Frauen größeren Wert auf das optische Gesamtpaket und muskuläre Definition legen. Im klassischen Bodybuilding nimmt die Muskelmasse dagegen einen deutlich höheren Stellenwert ein.

Doch nicht nur optischen Rahmenbedingungen unterscheiden sich in den einzelnen Klassen eines Bodybuilding-Wettkampfes. Auch die Pflichtposen der einzelnen Klassen unterscheiden sich teilweise deutlich voneinander. So werden im klassischen Bodybuilding bis zu sieben Pflichtposen gefordert. In der Men’s Physique müssen die Athleten dagegen nur vier Vierteldrehungen ausführen.

Vor allem in den letzten Jahren wurden immer mehr neue Klassen mit verschiedenen Anforderungsprofilen gegründet, wodurch der Sport populärer, nahbarer und vielfältiger wurde. Gleichzeitig fällt es insbesondere Laien dadurch aber auch immer schwerer, die Ergebnisse eines Bodybuilding-Wettkampfes nachzuvollziehen.

Eine pauschale Antwort, was ein erfolgreicher Athlet mitbringen muss, ist kaum möglich. Im Allgemeinen sind jedoch folgende Aspekte klassenübergreifend relevant:

  • Muskelmasse
  • gleichmäßige Muskelentwicklung und ein ausgeglichenes Körperbild
  • ausgeprägte Definition und Muskelteilung
  • sportlich-athletische Erscheinung
  • ästhetische Gesamtpräsentation
  • gute Ausstrahlung und Gesamteindruck
  • feminine Ausstrahlung und weibliche Ästhetik bei Frauen

Klassen, die Pflichtposen und gegebenenfalls eine Kür verlangen, erfordern weiterhin:

  • exakte Ausführung der Posen mit fließenden Übergängen
  • Kreativität
  • Umsetzung der Musik in der Kür
  • Qualität der Bewegungsabläufe
  • Gesichtsausdruck

In welchem Verhältnis diese einzelnen Kriterien auf dem Wettkampf gewichtet werden, ist von der gewählten Klasse abhängig. Als Athlet sollte man sich daher im Vorfeld ausführlich über die Bewertungskriterien informieren.

Damit dies gelingt, veröffentlichen die Verbände für jede Klasse ein Regelwerk zur Wertung, Einteilung und zum Ablauf des Bodybuilding-Wettkampfes. Die dort geforderten Punkte sollten in jedem Fall beachtet werden. Des Weiteren kann es hilfreich sein, einen Wettkampf des gewählten Verbandes live oder auf Video zu verfolgen, um ein Gespür für Bewertungskriterien zu erhalten und so von aktiven Athleten zu lernen.

 Suche dir einen Coach

Für eine gewissenhafte Vorbereitung auf deinen Wettkampf solltest du also das Regelwerk kennen und den Ablauf verinnerlicht haben. Wenn es Pflichtposen gibt, solltest du diese auf jeden Fall kennen und einüben. In jedem Fall ist es wichtig, die generelle Präsentation, das Laufen oder die Drehungen sicher vorführen zu können.

Bei all diesen Punkten und noch viel mehr, hilft dir ein erfahrener Coach, der dir zeigt, worauf du im Detail achten musst. Ein guter Coach gibt dir Feedback und bereitet dich auf die Wettkampfsituation vorbereitet. Dein Coach zeigt dir deine Defizite auf und kann dich sehr viel schneller an dein Ziel bringen.

Welchen Einfluss kann man auf die Bewertung nehmen?

Übe das Posen! Während du in einer Wettkampfdiät nicht mehr nennenswert an Muskelmasse zunehmen wirst, hast du bis zum letzten Tag der Vorbereitung die Möglichkeit, an deiner Präsentation zu arbeiten. Dies wird dir im Verlaufe der Diät immer besser gelingen. Je geringer dein Körperfettanteil wird, desto größer wirkt die vorhandene Muskelmasse. Wer dann noch ausreichend Zeit in das Üben der Posen steckte, hat am Wettkampftag gute Chancen auch gegen massigere Kontrahenten eine gute Figur machen. Die Muskeldefinition und Härte ist mit genügend Zeit also eine gut zu manipulierende Variable in deiner Wettkampfvorbereitung und kann bei der Wertung einen großen Unterschied ausmachen.

In diesem Zusammenhang ist auch der Bühnenauftritt an sich von großer Bedeutung. Egal, ob Pflichtposen, Vierteldrehungen, Walk oder die Bewegungsdarbietung generell. All diese Dinge haben einen großen Einfluss darauf, wie du als Athlet wahrgenommen wirst. Bodybuilding ist und bleibt eben eine ästhetische Sportart und wird auch so bewertet. Deshalb gewinnt nicht unbedingt der Athlet mit dem „schönsten“ Körper, sondern derjenige, der seinen Körper am besten präsentiert.

Es kommt darauf an, dass wie das Gesamtbild wahrgenommen wird. Würde dagegen nur die reine Muskelmasse und der Körperfettanteil für die Wertung ausschlaggebend sein, so würde man die Entscheidung auf einem Bodybuilding-Wettkampf mit einem Maßband und einem Caliper herbeiführen.

Vor allem wenn du noch nicht viel Wettkampferfahrung hast, kannst du mit der Verbesserung deines Posings und Auftritts eine Menge herausholen. Auf der anderen Seite ist die größte Muskulatur überflüssig, wenn du sie nicht angemessen präsentieren kannst. Wiederholtes falsches Ausführen von Pflichtposen führt je sogar zur direkten Abwertung.

Übe aus diesem Grund den spezifischen Auftritt in deiner Klasse detailliert ein und lasse mangelhafte Posen nie zum limitierenden Faktor für deine Bewertung werden. Während es wahrscheinlich immer Athleten geben wird, die über mehr Muskelmasse verfügen, sind ein schlechtes Posing und fehlende Härte ein Zeichen von schlechter Vorbereitung oder Faulheit.

Der Ablauf eines Bodybuilding-Wettkampfes

Obwohl die Bewertung beim Bodybuilding zumindest ein Stück weit subjektiv erfolgt, sollen Altersklassen, Gewichtsklassen (oder Größe) und verschiedene Wertungsrunden die Arbeit der Juroren erleichtern und den direkten Vergleich der Athleten so gut es geht objektivieren. Vergleiche aus diesem Grund deine Leistung auch immer zuerst innerhalb deiner Klasse. Im besten Fall solltest du deine Konkurrenz vorher einschätzen können.

Damit du dich auf der Bühne von deiner besten Seite zeigen kannst, solltest du dich mit dem genauen Ablauf des Wettkampfes vertraut machen. Nur wenn du weißt, in welcher Reihenfolge die einzelnen Punkte der Wertung folgen, kannst du dich auf deinen Auftritt konzentrieren und eine sichere Performance hinlegen.

Ebenso wie die geforderten Posen, ist auch der Ablauf der Wertung je nach Verband und Klasse unterschiedlich und zudem von der Klassengröße abhängig. Bei sehr vielen Teilnehmern einer Klasse erfolgt zuerst eine Eliminationsrunde, bei der alle Teilnehmer gleichzeitig auf der Bühne stehen. In dieser Wertungsrunde werden Vorderansicht und Pflichtposen bewertet und nur die besten 15 dürfen bleiben. Für die anderen ist der Wettkampf an dieser Stelle bereits vorbei.

Anschließend findet das „Line up“ statt, bei dem sich die verbliebenen Teilnehmer aufstellen. Symmetrie, Harmonie, Körperbau, gleichmäßige Muskelentwicklung und der Gesamteindruck werden beurteilt. Für direkte Vergleiche kann die Jury bis zu fünf Athleten aus der Reihe hervorbitten, um die Posen zu wiederholen. Wie bereits weiter oben betont, solltet du dies Posen im Schlaf beherrschen. Denke beim Auftritt neben deinen Mitstreitern daran, dass auch Verstöße gegen die Fairness, wie anrempeln, zu Punktabzug führen können.

Die besten Teilnehmer qualifizieren sich für das Finale, wobei die genaue Anzahl der Finalisten sich wieder nach Klasse und Verband unterscheiden kann. Hier zeigen die Athleten erneut die Pflichtposen . Anschließend dürfen sich die Athleten – je nach Klasse – im sogenannten „Posedown“, präsentieren. Dabei dürfen dem Publikum 30 bis 90 Sekunden beliebige Posen gezeigt werden.

Das Posen auf der Bühne ist eine körperliche Höchstleistung, die man nicht unterschätzen sollte! Übe die Posen für den Bodybuilding-Wettkampf mehrmals hintereinander und denke daran, dass du diese bis zum Finale bereits mehrmals perfekt durchführen können musst!

Die Bewertung erfolgt durch eine Jury, die aus fünf, sieben oder neun Kampfrichtern besteht. Pro Juror wird für jeden Athleten pro Wertungsrunde eine Platzziffer vergeben. Diese beschreiben die Platzierung (z.B. Platzziffer 1 = 1. Platz dieser Klasse) und werden miteinander addiert, wobei je nach Anzahl der Kampfrichter die ein bis zwei besten und schlechtesten Ergebnisse gestrichen werden. Der Athlet mit der geringsten Platzziffer ist der Sieger.

Fazit

Ein Bodybuilding Wettkampf ist ein besonderer sportlicher Wettstreit, bei dem klare Leistungskriterien dennoch subjektiv bewertet werden. Für eine erfolgreiche Teilnahme an einem Wettkampf zählen neben optischen Merkmalen vor allem die Qualität des Posings und die Bewegungssicherheit auf der Bühne. Aus diesen Gründen haben auch Newcomer eine gute Chance zu punkten, da diese Skills mit ausreichend Übung erlernbar sind und deinen Körper optimal in Szene setzen.

Autor: Alexander Seifried

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