Chris Bumstead – schon jetzt eine Legende des Bodybuildings

Er darf als das Aushängeschild einer neuen Ära des Bodybuildings bezeichnet werden: Chris Bumstead begeistert die Fans durch eine Ästhetik der Extraklasse. In den letzten Jahren dominierte der Kanadier die Classic Physique, jene Klasse also, die mittlerweile den Schwergewichten in puncto Popularität schon fast den Rang abgelaufen hat. Klasse statt Masse – das hat ihm nicht nur drei Mr. Olympia-Titel in Serie, sondern auch Millionen von Followern verschafft.

Chris Bumsteads Anfänge: Auf Anraten des Schwagers

Bumstead wurde 1995 in der kanadischen Hauptstadt Ottawa geboren. Sein Vater ist Unternehmer, die Mutter Hausfrau. Als Kind und Jugendlicher betrieb er mehrere Teamsportarten, die in seinem Heimatland populär sind – darunter Eishockey, Basketball und Football. Wie im Highschool-Leistungssport üblich, fand er schon früh, als 14-Jähriger, Zugang zum Krafttraining.

Er stellte schnell fest, dass sein Körper überdurchschnittlich gut auf das Training im Kraftraum ansprach. Auf den Gedanken, sich jemals auf die Bühne zu stellen, wäre Bumstead aber nach eigener Aussage nie gekommen. Es war sein Schwager und späterer Coach Ian Valliere, selber IFBB-Pro Athlet, der sein Talent erkannte und förderte.

Im Jahr 2014 gab Chris Bumstead sein Wettkampfdebüt. Ein Jahr später gewann er die Junior-Division der Canadian National Bodybuilding Championship. 2016 holte er sich mit dem Sieg auf der IFBB North American Bodybuilding Championship die Pro-Card. Mit gerade einmal 21 zählt er bis heute zu den jüngsten Athleten, denen diese Ehre jemals zuteilwurde.

Wie geschaffen für die Classic Physique

Bumstead entschied sich für eine Karriere in der immer beliebter werdenden Classic Physique. Ein Treffer ins Schwarze, denn der 1,83 Meter große Athlet, der in Bühnenform etwa 103 Kilogramm auf die Waage bringt, ist wie geschaffen für die Klasse: Ein ausladender Lat, messerscharfe Abs, ein grandioses Schulter-Taillen-Verhältnis.

Auch für seine auffallend guten Quads ist Bumstead bekannt, die sind allerdings in der Classic Physique kein zentraler Erfolgsfaktor. Freude am Beintraining und insbesondere an schweren Kniebeugen hat der Kanadier, dessen großes Vorbild Tom Platz ist, aber einfach trotzdem.

Zudem fällt Chris Bumstead positiv durch seine hervorragende Leistung in einer Disziplin auf, die von immer weniger Bodybuildern mit Leidenschaft verfolgt wird: dem Posing. Besonders seine gut gestellte Vakuumpose ist bei Fans und Kampfrichtern immer wieder gern gesehen.

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Bumstead beim Mr. Olympia: Von Anfang an ein Durchmarsch (und ein bisschen Drama)

Der Mr. Olympia ist bekannt für seine bisweilen politische Entscheidungsfindung. Erfolg ist hier inoffiziell an die Bekanntheit eines Namens in der US-amerikanischen Szene geknüpft. Newcomer haben es schwer.

Chris Bumstead marschierte dennoch sofort nach vorne durch. Gleich bei seinem Mr. Olympia-Debut 2017 sicherte er sich einen sensationellen zweiten Platz. 2018 wurde er ebenfalls Zweiter. Ein Jahr später entthronte er den vorherigen Doppelsieger Breon Ansley. Die Entscheidung fiel denkbar knapp aus. Ein einziger Punkt auf der Scorecard des Kampfgerichtes trennte Bumstead von seinem ärgsten Widersacher.

Dies sollte ein echtes Drama nach sich ziehen, denn Ansleys Coach Chris Cornier war mit der Entscheidung der Jury überhaupt nicht einverstanden und stichelte öffentlich auf Instagram gegen Bumstead. Die Spannung entlud sich auf der Pressekonferenz im Vorfeld des Mr. Olympia 2020.

Nun sind derartige zwischenmenschliche Vorfälle keine Seltenheit auf dem Mr. O und es ist nie eindeutig zu erkennen, ob nicht eine gewisse Inszenierung hinter solchen Auseinandersetzungen steckt. Wie dem auch sei: Bumstead lieferte weiter ab, wurde auch 2020 und zuletzt 2021 Mr. Olympia in der Classic Physique. Ein Seriensieger, der sich schon mit Mitte 20 einen Legendenstatus im internationalen Bodybuilding verdient hat.

Chris Bumsteads Oldschool-Ansatz

„The Secret is: There is no secret.“ Mit diesem Zitat ist eigentlich schon alles zu Bumsteads Philosophie gesagt. Er hält es traditionell: 5er-Split, überwiegend (schwere) Grundübungen, Restdays schiebt er nur nach Bedarf ein.

Auch seine Ernährung gestaltet sich recht Oldschool: viel mageres Fleisch, Reis und Brokkoli. In der Offseason lässt er es etwas lockerer angehen, setzt aber auch hier auf die 80:20-Regel, nach der er zu 80 Prozent „saubere“ Lebensmittel konsumiert. Er isst bis zu 6.500 kcal am Tag, verteilt auf fünf bis sechs Mahlzeiten.

Bumsteads Nierenleiden

Die intensive Beschäftigung mit der Ernährung ist Bumstead besonders wichtig, nicht nur aus sportlichen Gründen, sondern auch, weil bei ihm im Erwachsenenalter die Autoimmunerkrankung Morbus Berger diagnostiziert wurde. Bei diesem genetischen Defekt greift das Immunsystem das eigene Nierengewebe an. Die Folge kann ein völliges Nierenversagen sein.

Sportmediziner raten vor diesem Hintergrund eigentlich entschieden vom professionellen Bodybuilding ab, schließlich ist der Sport unter anderem mit ständigem Entwässern, einer extrem eiweißreichen Ernährung sowie leistungssteigernden Substanzen verbunden – also nichts, was zur Gesundheit der Nieren beitragen würde.

Bumstead lässt sich hiervon aber nicht beirren. Er glaubt fest daran, seine Krankheit mit einem bewussten Lifestyle und der ständigen Beobachtung des Körpers in den Griff bekommen zu können.

Ein Mega-Star des modernen Bodybuildings

Hierzulande stellt eine niedrige sechsstellige Followerzahl für einen Bodybuilder bereits eine beachtliche PR-Leistung dar. Chris Bumstead spielt aber in ganz anderen Ligen der Berühmtheit: Seinem Instagram @cbum folgen derzeit rund 5,6 Millionen Nutzer. Er dürfte damit der derzeit medial erfolgreichste IFBB-Pro der Welt sein (zum Vergleich: Ronnie Coleman bringt es auf „nur“ 4,5 Millionen Follower). Auf YouTube sind es noch einmal 1,33 Millionen Abonnenten. Bumstead beweist: Ästhetik und sportlicher Erfolg gepaart mit hohem Engagement in der digitalen Selbstvermarktung ist im 21. Jahrhundert der Schlüssel zum Ruhm.

Überflüssig zu erwähnen, dass Bumstead von seinen Werbe- und Sponsoreneinnahmen fürstlich leben kann. Er ist Ambassadeur des Modelabels Gymshark, betreibt mehrere Supplementmarken und vertreibt eine Trainings-App. Er wohnt weiterhin in seiner kanadischen Heimat, wo er einst ein Universitätsstudium im Fachbereich Gesundheit aufgenommen hat, von dessen Fortführung allerdings wenig bekannt ist. Bumstead ist mit der Bikiniathletin und Influencerin Courtney King liiert.

Zuletzt machte er Schlagzeilen durch eine Art Burnout nach dem Mr. Olympia-Titel 2021. Er pausierte einige Wochen vollständig vom Training. Zudem zogen er und Courtney sich zur Weihnachtszeit eine Covid-19-Infektion zu, die zwar milde verlief, ihn jedoch noch länger als geplant am Training hinderte. Nach eigenen Angaben soll er mehr als 13 Kilogramm an Gewicht eingebüßt haben.

Doch man kennt Bumstead: Er wird zurückkommen und die Fans zu begeistern wissen. Seine Liebe zum Sport ist groß genug, um auch aus schwierigen Zeiten wieder aufzuerstehen.

Autorin: Ulrike Hacker Bilder: Chris Bumstead, CALVIN YOUTTITHAM, Matthias Busse

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