Scorecard der Prag Pro 2024 wirft Fragen auf

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Die Prag Pro 2024 sollte der letzte Wettkampf sein, auf dem Bodybuildingfans Chris Bumstead als Athleten auf der Bühne sehen durften. Bekanntermaßen wechselte der Classic Physique Olympiasieger hierfür noch einmal ins Open Bodybuilding und überraschte mit seiner Form sicherlich einige Beobachter. Nach der Vorwahl am Samstag sah es sogar so aus, als ob der Kanadier die Nase vorn haben würde, bevor am Sonntag dann doch Martin Fitzwater mit verbesserter Form gewann. Der Blick auf die nun veröffentlichte Scorecard der Prag Pro 2024 wirft entsprechend nicht nur in diesem Punkt einige Fragen auf.

Irritationen bei der Vorwahl

Aufgrund der Tatsache, dass alle Augen auf das Duell zwischen Chris Bumstead und Martin Fitzwater gerichtet waren, ging eine andere Sache am Abend der Vorwahl zunächst unter. Andrea Presti, der bereits zweimal beim Olympia angetreten war und in der Regel ein Top-3-Kandidat bei einem Profi-Wettkampf ist, wurde durch die Judges weder im ersten noch im zweiten Callout berücksichtigt. Erst zum Schluss der Vorwahl stellte man den Italiener ganz außen in einen Vergleich, was eine größere Überraschung war.

Dies führte scheinbar zu Gesprächen unter den Verantwortlichen, denn am Folgetag durften im Open Bodybuilding deutlich mehr Athleten als üblich noch einmal auf die Bühne und ihre Kür zeigen. Das Regelwerk ermöglicht dieses Vorgehen. In Anbetracht der Tatsache, dass Andrea Presti am Vorabend aber praktisch übersehen wurde, sorgte es nicht nur bei den Kommentatoren des Livestreams für Irritationen.

Kurz nach der Veranstaltung wurden bereits die offiziellen Scorecards des Abends veröffentlicht. Während es für die Zuschauer speziell am Samstag noch so wirkte, als hätten die Judges Chris Bumstead auf dem ersten Platz, dokumentierte die Scorecard ein gänzlich anderes Ergebnis. Sowohl im Prejudging als auch dem Finalabend lag Martin Fitzwater demnach vor dem Kanadier. Doch nicht nur der Kampf um den Sieg wirkte am Samstag noch anders, als es die Scorecard letztlich dokumentiert.

Scorecard weist überraschende Wertungen auf

Matthias Hollweck schaffte es hinter der favorisierten Top 3 überraschend auf den vierten Rang, wobei die Platzierung sportlich gesehen mehr als nur vertretbar gewesen war. Der ehemalige Classic Physique Athlet präsentierte nicht nur eine hervorragende Konditionierung und ästhetische Linie, sondern zeigte insbesondere in seiner Kür das vielleicht beste Posing des Abends. Schon am Samstag holte man den Deutschen in den finalen 4er-Vergleich, was den Eindruck vermittelte, dass Matthias Hollweck den Blick eher nach oben als nach unten im Ranking richten müsste.

Die Scorecard dokumentierte jedoch eine gänzlich andere Wertung. Demnach lag der Brasilianer Marcello De Angelis am Samstag noch auf dem vierten Rang und wurde erst im Finale vom Deutschen abgefangen. Warum der Wettkampfverlauf im klaren Widerspruch zu diesen Ergebnissen steht, ist unklar.

Scorecard Prag Pro 2024 – Bild: IFBBPro.com

Ebenso überraschend ist die Wertung von Andrea Presti. Dieser wurde nicht nur erst zum Abschluss der Vergleiche aufgerufen, sondern auch im Vergleich um Platz fünf ebenso wie Matthias Hollweck am Samstag nicht berücksichtigt. Laut Scorecard hätte man den Italiener allerdings bereits am Samstag auf dem achten Platz gehabt.

Chris Bumstead hat seine Karriere definitiv beendet

Bereits beim Mr. Olympia 2024 hatte Chris Bumstead bekannt gegeben, dass man ihn auf dieser Bühne nicht noch einmal sehen werde. Den Rückzug aus dem Wettkampfsport vor seinem 30. Lebensjahr hatte der Kanadier schon in den vergangenen Jahren immer wieder angedeutet und damit Wirklichkeit werden lassen. Die Tatsache, dass er zum Abschied allerdings doch noch einmal in der Open auf die Bühne ging, führte jedoch zu erneuten Spekulationen über die weitere Karriere.

Insbesondere die Frage, was Chris Bumstead bei einem Sieg auf der Prag Pro und einer damit verbundenen Olympia-Quali im Schwergewicht getan hätte, stand im Raum. Der Kanadier selbst hatte hierauf öffentlich nur ausweichend geantwortet. Mit dem in jedem Fall vertretbaren Sieg von Martin Fitzwater muss die Antwort auch nicht mehr gegeben werden.

Stattdessen stellte Chris Bumstead noch auf der Bühne in Tschechien klar, dass dies definitiv sein letzter Wettkampf gewesen sei. Wie schon im Vorfeld erklärt, wollte er mit dieser Rückkehr zu seinen eigenen Wurzeln dem Sport noch einmal etwas zurückgeben. Einen weiteren Wettkampf mit dem sechsfachen Olympia-Sieger im Line-up wird es aber nicht mehr geben.

Titelbild: Instagram

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