Hadi Choopan hat den Iran endgültig auf der Landkarte des internationalen Bodybuilding-Geschehens etabliert. Der Profi erfreut die Fans nicht nur mit seinem brachialen Körper, sondern auch mit dem stets bescheidenden, sympathischen Auftritt. Damit hat es Choopan auch in den USA zu großer Berühmtheit gebracht – trotz diverser Hürden auf dem Weg ins Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten.
Eine Kindheit in Armut: So ist Hadi Choopan aufgewachsen
Hadi Choopan wurde 1987 in der iranischen Provinz Pars geboren. Die Region ist wirtschaftlich schwach. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und musste schon im jungen Alter im Baugewerbe arbeiten, anstatt sich um eine fundierte Ausbildung kümmern zu können.
Aber häufig sind es ja grade die steinigen Biografien, aus denen wahre Champions hervorgehen. Vielleicht waren es genau diese schwierigen Startbedingungen, die aus Hadi Choopan später den harten Arbeiter im Fitnessstudio formen sollten.
Zunächst begann sein sportlicher Werdegang aber im Thaiboxen. In dem Gym, in dem er trainierte, hingen Poster von Arnold Schwarzenegger und Ronnie Coleman an der Wand. Schon früh war Choopan von ihren muskulösen Körpern fasziniert.
Er selbst – aus heutiger Sicht kaum vorstellbar – fiel allerdings eher durch Schlacksigkeit auf und traute sich lange Zeit nicht an das Krafttraining heran. Ein Freund sprach ihm schließlich guten Mut zu und schnell zeigte der grade einmal 14-Jährige außergewöhnliche Fortschritte. Die fielen auch einem Trainer vor Ort auf, der Choopan davon überzeugte, in das Wettkampf-Bodybuilding einzusteigen.
Hadi Choopan – ein Sportstar mit Visa-Problemen
Hadi Choopan nahm zunächst auf lokaler und regionaler Ebene an Wettkämpfen teil, wo er unzählige Siege einheimste und sich als Athlet immer weiterentwickelte. Schließlich trat er auch auf der internationalen Bühne in der Amateur-Liga des IFBB an.
Er wurde unter anderem dreifacher Amateur-Weltmeister in der Klasse bis 100 Kilogramm und Gesamtsieger beim Mr. Olympia Amateur 2017. Ab 2017 bestritt er auch Wettkämpfe in der Profi-Klasse und konnte auch hier diverse Siege und Podestplätze einfahren.
Allem Talent und der harten Arbeit zum Trotz warf seine Nationalität ihm immer wieder Knüppel zwischen die Beine. Die Teilnahmen an der Arnold Classic und dem Mr. Olympia 2018 scheiterten an der damaligen Visa-Politik, die Donald Trump zuvor durchgesetzt hatte. Als Iraner war es Choopan nicht mehr möglich, ohne weiteres in die USA einzureisen. Das bittere Aus einer verheißungsvollen Saison!
Erfolgreiches Mr. Olympia Debüt des persischen Wolfes
Der IFBB selbst engagierte sich, um dem Iraner mit Potenzial zum Publikumsmagneten doch noch eine Teilnahme an den Prestigewettkämpfen zu ermöglichen. Im Jahr 2019 sicherte sich Choopan dann in letzter Minute das Einreisevisum und gab sein Debut beim Mr. Olympia in Las Vegas. Entgegen der längsten Zeit seiner Profikarriere entschied sich der 212-Athlet für einen Start in der offenen Klasse. Der Klassenwechsel soll wohl vor allem von der Aussicht auf höhere Preisgelder motiviert gewesen sein.
Er stellte sich in jedem Fall als gute Entscheidung heraus, denn Choopan belegte auf Anhieb den dritten Platz – ein hervorragendes Abschneiden für einen Debutanten. Ein Jahr später wurde Hadi Choopan Vierter, 2021 wieder sehr guter Dritter. Nicht wenige Fans und Kenner sprechen gar davon, dass auch eine bessere Platzierung, wenn nicht gar der Titelgewinn drin gewesen wäre. Aber nun ja: Bodybuilding bleibt ein subjektiver Sport.
Apropos Fans: In deren Herzen hatte sich der Iraner längst gespielt. 2020 und 2021 gewann er den People’s Choice Award, der beim Mr. Olympia über ein direktes Publikumsvotum vergeben wird. Die Bodybuilding-Freunde schätzen seine ruhige Art und honorieren wohl auch, dass er sich immer wieder durch den Terror der amerikanischen Visavergabe beißt.
„The Persian Wolf“ – kompakt und knüppelhart
Hadi Choopan ist mit 1,68 Meter (die Angaben variieren je nach Quelle) ein sehr kleiner Mann, bringt aber brutale 105 Kilogramm auf die Bühne. „The Persian Wolf“ ist berühmt für seine ausladenden Beine und die extreme Härte, die er auf jedem Wettkampf konstant abliefern kann. Nur an seinen überproportionalen Schultern stören sich die Kampfrichter immer wieder. Sogar Gerüchte von angeblichem Synthol-Gebrauch haben immer mal wieder die Runde gemacht.
Choopan arbeitet mittlerweile mit dem Star-Coach Hany Rambod zusammen, der unter anderem auch Phil Heath betreut hat. Er trainiert an sieben Tagen die Woche. Für jede Muskelgruppe führt einen schweren Tag mit niedrigen Wiederholungszahlen und eine hochvolumige Trainingseinheit aus.
Auf Cardio verzichtet er in der Offseason ganz, in der Wettkampfvorbereitung setzt er auf drei HIT-Tage pro Woche. Er hält seine Nahrung ganz jährig clean – nach eigenen Aussagen der Weg zu der hohen Muskelqualität und Granularität, die seine Erfolgsgaranten sind.
Ein Star in Heimat und Netz: Hadi Choopan
In den Sozialen Medien führen viele Wege nach oben. Es kann Krawall, Dauerpräsenz und viel Privates sein. Bei Choopan ist es Bescheidenheit und stille Arbeit. Über sein Privatleben ist wenig bekannt, vielleicht auch, weil es da nicht viel zu erzählen gibt. In seinem jetzigen Wohnort Shiras im Südwesten des Irans scheint er einfach stumm vor sich hinzutrainieren.
Trotzdem folgen seinem Instagram-Account @hadi_choopan 2.8 Millionen Menschen. In seiner Heimat ist Choopan ein Star, der nach der Rückkehr von internationalen Wettkämpfen am Flughafen empfangen wird wie eine Fußballnationalmannschaft.
Choopan ist bei der Supplement-Marke seines Coaches unter Vertrag und ansonsten Vollzeitathlet und Influencer. Für die nahe Zukunft ist ein Umzug in die USA, der ihn die Nähe seines Trainers bringen und auch dem leidigen Visa-Thema ein Ende setzen sollte, im Gespräch. Choopan beweist aber auch, dass man trotz Defiziten in der englischen Sprache an den üblichen politischen Querelen des IFBB vorbei erfolgreich sein kann.
Es bleibt gespannt zu verfolgen, ob er sich eines Tages vielleicht sogar in die Hall of Fame der Mr. Olympia-Titelträger einreihen darf. Angesichts der großen Konstanz, die er seit Jahren abzuliefern weiß, wäre dies mehr als verdient.
Autorin: Ulrike Hacker Bilder: Hadi Chhopan, Instagram, Matthias Busse