Leon Goretzka – als Hulk aus dem Homeoffice

Eine Transformation mitten in der Pandemie: Nationalspieler Leon Goretzka versetzt die Öffentlichkeit mit einem quasi über Nacht geschehenen Muskelaufbau in Erstaunen. Die Bilder des auffallend muskulösen Bayern-Stars gingen im Sommer 2020 um die Welt. Dabei ist seine beachtliche Physis nur eine von vielen Qualitäten, auf dem Platz – und abseits davon.

Leon Goretzka – kein Mittelmaß im Mittelfeld

Leon Goretzka wurde 1995 in Bochum im Herzen des Ruhrgebiets geboren. Schon früh wurde er als vielversprechendes Talent des deutschen Fußballs gehandelt. Seine sportliche Grundausbildung erhielt er ab dem siebten Lebensjahr beim Heimatverein VfL Bochum und wechselte als Jungprofi zu Schalke 04. Seit der Saison 2018/19 spielt Goretzka im Mittelfeld des FC Bayern München.

Bei den Bayern hat Goretzka alles gewonnen, was es im Vereinssport zu gewinnen gibt, unter anderem das Tripple aus Meisterschaft, Pokal- und Champions League-Sieg in der Saison 2019/2020.

Auch das deutsche Trikot darf er sich regelmäßig überstreifen. Er gewann unter anderem die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2016 und wurde U17-Vize-Europameister. Für die A-Nationalmannschaft stand er insgesamt 29-mal auf dem Platz.

Leon Goretzka zählt heute zu den besten Mittelfeldspielern der Welt. Sein Jahresgehalt beim FC Bayern wird mit rund 10 Mio. Euro angegeben.

Goretzka in den sozialen Netzwerken

Dem Instagram-Profil leon_goretzka folgen derzeit 1,7 Millionen Abonnenten. Eine solide, aber nicht herausragende Reichweite für einen Bayern-Profi. Zum Vergleich: Robert Lewandowski bringt es auf mehr als 20 Millionen Follower. Aber Goretzka ist ein eher stiller Arbeiter. Über sein Privatleben ist wenig bekannt, über die Freundin Mathea Fischer dringt kaum mehr an die Öffentlichkeit als ihr Name. Sein Instagram-Feed ist eine unaufdringliche Mischung aus Fotos von Spiel und Training und Bildern, die direkt aus einem Fashion-Blog stammen könnten.

Man of the Match – and the Year 2020

Abseits des Platzes versucht Goretzka, seiner Verantwortung als Sportstar bestmöglich gerecht zu werden. Aufgrund seines vielfältigen Engagements ernannte ihn die Männerzeitschrift GQ zum Man of the Year 2020.

Unter anderem wirbt er als Botschafter des Deutschen Roten Kreuz für Blutspenden. Zudem engagiert er sich in den sozialen Medien regelmäßig gegen Rassismus in Fußball und Gesellschaft. Der Nachfahre polnischer Einwanderer verweist gern auf die Vielfältigkeit seiner westfälischen Heimat und die Vorteile der Diversität.

Im Jahr 2020 rief er mit Vereinskollege Joshua Kimmich die Aktion #wekickcorona ins Leben, die von vielen Starspielern wie Mats Hummels, aber auch von Prominenten abseits des Fußballs – z.B. dem DJ Felix Jaehn oder vom NBA-Basketballer Dennis Schröder – unterstützt wird. #wekickcorona sammelt Spenden für allerlei soziale Projekte. Bislang sind mehr als 5 Millionen Euro zusammengekommen. Ein schöner Gegenpol direkt aus einer Sportart, die sich aufgrund ihrer Privilegien seit Beginn der Pandemie immer wieder Anfeindungen ausgesetzt sieht.

Goretzka selbst wurde im Januar 2021 positiv auf Corona getestet. Die Infektion überstand er unbeschadet.

HULKretzka

Aus der Spielpause zu Beginn der Corona-Pandemie 2020 tauchte der zuvor eher schlaksige Goretzka mit einem erstaunlich muskelbepackten Körper zurück. Die Presse und sozialen Medien überschlugen sich mit Schlagzeilen über „HUKLretzka“, der die Champions League-Trophäe mit eisernem Bizeps stemmte.

Die Transformation des Spielers erweckte vor allem aufgrund ihrer Geschwindigkeit Aufmerksamkeit. Immerhin hatte die Zwangspause der Bundesliga ja nur von März bis Mitte Mai gedauert.

Goretzka selbst sagte, er habe die gewonnene (Regenations-)Zeit durch die Spielausfälle für ergänzendes Krafttraining genutzt. Gemeinsam mit seinem Physiotherapeuten führte er ein progressives Krafttraining mit Lang- und Kurzhanteln sowie HIIT- und Grundlagenausdauertraining durch. Alles zusätzlich zu dem sogenannten „Cyber-Training“, das alle Bayern-Profis per Videoschalte im Homeoffice absolvieren mussten.

Die Überstunden haben sich offensichtlich gelohnt: Hansi Flick bescheinigt seinem Leistungsträger eine gesteigerte physische Präsenz auf dem Platz, auch die Analysen bestätigen eine effizientere Spielweise. Kraft und Widerstandfähigkeit sind schließlich wichtige Qualitäten im Mittelfeld. „Ich hätte früher ins Gym gehen sollen“, will Goretzka heute seinem jüngeren Ich raten.

Goretzka 2.0 – die Ernährung

 Das Thema Ernährung spielte für Goretzka übrigens schon lange vor seiner Transformation eine wichtige Rolle. Nachdem 2017 bei ihm eine chronische Darmentzündung diagnostiziert worden war, verzichtet er bis heute weitestgehend auf Schweinfleisch, Gluten, Kuhmilch und Nüsse und stellte eine – typisch Fußballer – private Köchin ein.

Schon wieder eine Natural-Diskussion

Wann immer ein Prominenter es zu sichtbarem Muskelaufbau bringt, ist die Doping-Diskussion nicht weit. So ranken sich auch um Goretzkas Natural-Status zahlreiche Spekulationen.

Zugegeben, die kurze Zeitspanne zwischen Dünn und Stabil ist zumindest erstaunlich. Aber mit 80 Kilogramm auf 1,89 Meter ist Goretzka weit von unerreichbaren Resultaten entfernt. Vielmehr ist sein Erfolg auf ein „Maloche-Gen“ zurückzuführen, dass den Sohn eines Bergbauarbeiters durch die gesamte Karriere getragen hat.

Zudem zeigt die Verwunderung über Goretzkas Körperlichkeit, dass auch im hochprofessionellen Fußball noch viel Potenzial hinsichtlich Krafttraining und sportlergerechter Ernährung liegen gelassen wird.

In jedem Fall können wir alle aber eins von Leon Goretzka lernen: In jeder Krise steckt eine Chance. Und so kann auch aus Corona viel Fruchtbares entstehen.

Autorin: Ulrike Hacker – Bilder: Leon GoretzkaFC Bayern München

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