Der zweite Streifen auf dem Schwangerschaftstest ist der Auftakt zu der wohl einschneidensten Veränderung im Leben einer Frau. In den kommenden rund neun Monaten wird sich nicht nur ihr Körper radikal verändern, auch das bislang gewohnte Leben wird sich in sehr vielen Bereichen völlig neu ordnen. Neben der Freude über den im eigenen Körper heranwachsenden neuen Erdenbürger sind werdende Mütter aber auch von unzähligen Fragen geplagt. Fragen, auf die fortan gefühlt jeder Mensch, mit dem sie sprechen, eine eigene Antwort hat. Dabei die Übersicht zu behalten und einen eigenen Weg zu finden, ist alles andere als leicht, insbesondere, wenn der eigene Lebenswandel von dem der breiten Masse abweicht, beispielsweise, weil Sport und Fitness eine wichtige Rolle für die werdende Mutter spielen.
Der folgende Text soll Schwangeren eine Hilfestellung bieten und auf Basis von wissenschaftlichen Studien einen Weg zeigen, auch in dieser besonderen Zeit nicht auf den geliebten Sport verzichten zu müssen. Grundsätzlich sollte jedoch stets der Rat des behandelnden Gynäkologen eingeholt werden, denn nur dieser kann wirklich einschätzen, welche Belastungen zumutbar sind.
Schwanger – was passiert da eigentlich in meinem Körper?
Auch wenn die grundlegenden Paramater natürlich gleich sind, verläuft jede Schwangerschaft individuell. Daher ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und genau auf den eigenen Körper zu hören. Nur weil drei Freundinnen zu Beginn der Schwangerschaft ständig übel war, muss das bei einem selbst nicht zutreffen. Die Schwangerschaften anderer als Maßstab zu nehmen, kann also falsche Ängste schüren, aber auch falsche Erwartungshaltungen aufbauen. Nochmal: Bei Unsicherheiten sollte stets der behandelnde Frauenarzt zu Rate gezogen werden.
Grundsätzlich unterteilt man eine Schwangerschaft in drei Phasen. In der ersten Phase, auch das erste Trimenon genannt, ist das prozentuale Wachstum des Embryos am größten. Begleitet wird dieses Wachstum durch eine radikale hormonelle Veränderung, insbesondere ausgelöst durch die Hormone hCG und Progesteron. Diese äußert sich sehr häufig in Form von Übelkeit und Müdigkeit, auch ein Ziehen in Brust oder der Leistengegend sind typisch. Zum Ende dieser Phase beginnt sich die Blutmenge des Körpers der Mutter um rund 1,5 Liter zu erhöhen. Diese Menge ist notwendig, um den Fötus, so nennt man den Embryo nach der beginnenden Ausbildung der Organe ca. ab der neunten Woche, zu versorgen. Für den Kreislauf der Mutter ist das eine enorme Belastung. Typische Begleiterscheinung sind eine verminderte Leistungsfähigkeit, Bluthochdruck und auch Krampfadern und Besenreißer. Zudem sorgt die gesteigerte Menge an Östrogen häufig für Wassereinlagerungen. Diese Phase ist jedoch nicht nur für die Mutter aufregend und belastend, auch für den Embryo sind diese ersten Wochen kritisch, weshalb in dieser Phase die Wahrscheinlichkeit eines ungewollten Schwangerschaftsabbruchs, eines sogenannten Aborts, am höchsten ist.
Für die meisten Schwangeren ist das zweite Trimenon die angenehmste Phase der Schwangerschaft. Die Plazenta ist nun weitgehend vollständig ausgebildet, weshalb die hCG-Produktion zurückgefahren wird. Dadurch nehmen die anfängliche Müdigkeit und Übelkeit meist ab. Dafür klagen in dieser Phase viele werdende Mütter über Sodbrennen. Der Grund ist eine veränderte Lage des Magens und eine verringerte Spannung der Magenöffnung. Vorbeugend kann man auf größere Mahlzeiten verzichten und für ausreichend Bewegung sorgen. Auch locker sitzende Kleidung kann helfen, das Sodbrennen zu mildern. Auch die Wahl der Lebensmittel wirkt sich auf das Sodbrennen aus. Empfehlenswert sind Lebensmittel, die die Magensäure binden, das sind unter anderem Haferflocken, Milch, Mandeln und Haselnüsse und grünes Gemüse. Eher verzichten sollte man hingegen auf Zitrus- und Hülsenfrüchte, Süßigkeiten und kohlesäurehaltige Getränke. Allgemein empfiehlt sich eine leichte und fettarme Küche. Auch Mineralstoffe wir Calcium und vor allem Magnesium können helfen, die Magensäure zu binden und die Beschwerden zu lindern. In schweren Fällen verordnen Ärzte auch häufig sogenannte Protonenpumpeninhibitoren. Äußerlich zu erkennen ist nun die Gewichtszunahme der Schwangeren. Üblicherweise geht man von 1 bis 1,5 Kilogramm pro Monat aus, wobei das bei jeder Schwangeren unterschiedlich ist. Auch die Brust beginnt nun zu wachsen und wird dabei häufig sehr empfindlich.
Das dritte Trimenon leitet die Endphase der Schwangerschaft ein. Psychisch beruhigend ist für die werdende Mutter häufig die Gewissheit, dass der Fötus von nun an in der Regel im Falle einer Frühgeburt lebensfähig ist, wobei hier natürlich immer der Einzelfall zu betrachten ist. Das gesteigerte Körpergewicht und der veränderte Körperschwerpunkt macht den meisten Frauen gegen Ende der Schwangerschaft enorm zu schaffen. Zudem sorgt die häufige Erneuerung des Fruchtwassers häufig für Wassereinlagerungen und Kurzatmigkeit.
Schwangerschaftsspezifische Erkrankungen werden übrigens Gestosen genannt und verschwinden zumeist mit der Geburt des Kindes. Darüber hinaus ist während einer Schwangerschaft das Risiko für bestimmte Erkrankungen erhöht, beispielsweise für Thrombosen und auch Depressionen.
Was darf ich denn nun essen? Und wie viel?
Unterhält man sich mit hundert Müttern, so wird man auch genauso viele Geschichten über die Ernährung in der Schwangerschaft hören. Grundsätzlich gilt, dass eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit einer ausreichenden Eiweißzufuhr, komplexen Kohlenhydraten und ausreichend gesunden Fetten von großer Bedeutung ist. Keineswegs muss eine Schwangere aber „für zwei“ essen, wie gerne behauptet wird. Der tägliche Mehrbedarf liegt ab dem vierten Monat etwa bei 200 bis 250 Kalorien.
Wichtig zu wissen ist, dass der Bedarf an bestimmten Nährstoffen rasant ansteigt. Vor allem zu Beginn der Schwangerschaft ist eine ausreichende Versorgung mit Folsäure nötig. Gute Quellen sind Nüsse, ganze Eier, ballaststoffreiches Getreide und verschiedene Gemüsesorten wie Spinat, Brokkoli und Karotten. Viele Frauenärzte raten aber zu einer zusätzlichen Supplementation.[1] Kritiker beziehen sich häufig auf eine Studie im American Journal of Epidemiology aus dem Jahr 2009[2]. Hier wurde von einem erhöhten Risiko von Asthma durch die gesteigerte Zufuhr von Folsäure im letzten Trimenon berichtet. Es ist jedoch anzumerken, dass die hier beschriebenen Dosierungen weit über den gängigen liegen (bis zu 1000mcg/Tag).
Auch eine ausreichende Zufuhr von Jod ist sehr wichtig, vor allem um einer Kropfbildung vorzubeugen. Eine gute Jodquelle ist fettreicher Fisch an, der auch wertvolle Omega 3 Fettsäuren enthält, die für die Entwicklung des Fötus von großer Bedeutung sind. 200Mg DHA pro Tag gelten als empfohlene Menge, wobei auch größere Mengen problemlos zugeführt werden können. Eine Meta-Studie[3] konnte nachweisen, dass durch eine ausreichende Zufuhr von Omega 3 das Risiko einer Frühgeburt deutlich minimiert werden kann, auch sinkt das Risiko von Wochenbettsdepressionen.
Auch Vitamin D, Calcium und Eisen spielen eine wichtige Rolle für die gesunde Entwicklung des Fötus. Calcium findet sich vor allem in Milchprodukten, wobei darauf zu achten ist, dass nur solche aus pasteurisierter Milch zu empfehlen sind, da bei frischen Milchprodukten das Risiko von Keimen recht hoch ist. Eisen ist vor allem in Vollkornprodukten und Fleisch zu finden, Vitamin D findet man in Fisch, wird jedoch primär über das Sonnenlicht aufgenommen, weshalb häufige Aufenthalte an der frischen Luft empfehlenswert sind.[4]
Wie schon erwähnt, kann eine ausreichende Zufuhr von Magnesium helfen, Sodbrennen zu lindern. Gute Quellen sind Vollkornprodukte, Haferflocken, Reis und grünes Gemüse sowie Nüsse. Auch nächtlichen Wadenkrämpfen kann eine ausreichende Magnesiumzufuhr vorbeugen.
Vor allem vegetarisch oder vegan lebenden Schwangeren wird häufig zu einer Supplementation von Vitamin B12 geraten, welches sich ansonsten vermehrt in tierischen Lebensmitteln findet.[5]
Grundsätzlich gilt es, das Risiko von Keimen zu minimieren. Rohes Fleisch oder roher Fisch sind daher kritisch zu sehen, ebenso wie schon erwähnt Produkte aus frischer Milch. Auch Fertigsalate oder bereits geschnittenes Obst und Gemüse sind eher abzulehnen. Allgemein sollten alle Lebensmittel vor dem Verzehr gut gewaschen werden. Und auch bei der Wahl der Nahrungsergänzungsmittel sollte auf geprüfte Qualität gesetzt werden.
Wie gehe ich mit Gelüsten um?
Gelüste sind den meisten Schwangeren wohlbekannt. Kein Wunder, bedenkt man den Anstieg von Östrogenen im Körper. Auch wenn eine Schwangerschaft sicherlich nicht der Zeitpunkt für eine radikale Diät ist, sei angemerkt, dass man insbesondere im Hinblick auf die Zufuhr von Zucker vorsichtig sein sollte, da die Glukosetoleranz herabgesetzt ist, was in Extremfällen zu einer Schwangerschaftsdiabetes führen kann.[6]
Aus gleichem Grund sollten Schwangere auch ihr Gewicht im Auge behalten. Massive Gewichtszunahmen sind aus biologischer und medizinischer Sicht nicht notwendig und können unter Umständen zu gravierenden Problemen führen. Die Schwangerschaft sollte keineswegs als Freifahrtschein zum zügellosen Sündigen verstanden werden. Allgemein beschreibt man eine Gewichtszunahme von 9 – 15kg als normal, im Schnitt nehmen Schwangere rund 12kg zu. Die Gewichtszunahme hängt hierbei neben den Faktoren Ernährung und Bewegung auch von der körperlichen Konstitution der Schwangeren ab. Besonders Frauen mit niedrigem Körpergewicht (<63kg) neigen zu stärkeren Gewichtszunahmen.[7]
Doch nicht nur für die werdende Mutter ist es wichtig, auf die Ernährung und das Körpergewicht zu achten. Man geht heute davon aus, dass der Stoffwechsel des Fötus bereits im Mutterleib durch die Ernährung der Mutter geprägt wird. Übergewicht gilt während der Schwangerschaft in vielen Fällen als Risiko, weshalb es sicherlich ratsam ist, in Absprache mit dem Frauenarzt über eine angepasste Diät nachzudenken.[8]
In Summe gilt es aber die richtige Balance zu finden. Wenn ein Stück Schokolade in einer emotional hoch aufgeladenen Phase hilft, ist das sicherlich sinnvoll und hilfreich. Täglich zwei Tafeln…
Was wird aus meinem Training?
Lange Zeit galt es als ausgemacht, dass Schwangere sich vor allem schonen müssen und auf Sport tunlichst verzichten sollten. Neuere Untersuchungen zeigen hingegen, dass es keinerlei Problem darstellt, wenn eine schwangere Frau sportlich aktiv ist, solange sie gewisse Regeln einhält. Im Gegenteil, man konnte sogar positive Effekt feststellen. Schwangere sollten sich daher nicht von Volksweisheiten wie „Durch Sport wird die Muttermilch sauer!“, „Durch Sport wickelt sich die Nabelschnur um den Fötus!“ oder „(Leistungs-) Sportlerinnen haben längere und kompliziertere Geburten“ verunsichern lassen. Diese wurden in den letzten Jahren widerlegt.
Im deutschsprachigen Raum forscht vor allem die Sporthochschule Köln intensiv auf diesem Gebiet und hat zentrale Erkenntnisse der medizinischen Forschung zusammengetragen.
Hervorzuheben sind hier sicherlich die Studien von Lokey et al. aus dem Jahr 1991[9] und Pivarnik[10] aus dem Jahr 1994, welche nachweisen konnten, dass sich sportliche Aktivität während der Schwangerschaft positiv auf Mutter und Kind auswirkt.
Kagan & Kuhn (2004)[11] kommen zu dem Ergebnis, dass Sport in der Schwangerschaft sowohl in verbesserten psychosozialen wie biomedizinischen Parametern der Mutter resultiert. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen Kleinert & Sulprizio 2008[12], die auf die positiven Auswirkungen von Sport im Hinblick auf Stressbewältigung, der eigenen Körperwahrnehmung und auch der Vorbeugung von Depressionen verweisen.
Rice & Fort[13] erwähnen darüber hinaus positive Einflüsse auf die Gesundheit des Fötus, was eine aktuelle Studie von Dignon & Reddington aus dem Jahr 2013[14] bestätigt. Sie kommen zu folgendem Ergebnis:
“On reviewing pre-eclampsia, gestational diabetes, type of delivery and birthweight, all have been shown to improve when exercise is taken. Physical exercise has thus been shown to have positive effects on physical health in pregnancy. Women already exercising should be encouraged to remain active at the same level for as long as it is comfortable.”
Insbesondere der letzte Satz ist bemerkenswert, bezogen sich ältere Studien zumeist auf moderate Ausdauerbelastungen. Doch zeigen Studien an Leistungssportlerinnen[15], dass auch intensivere sportliche Belastungen durchaus möglich sind, sofern der Körper sie gewöhnt ist.
Für große Verängstigung sorgte eine Studie aus dem Jahr 2007 von Madsen et al.[16], die von einem erhöhten Risiko von Aborten bei Frauen berichtet, die ihn den ersten Schwangerschaftswochen sportlich sehr aktiv waren (mehr als 7 Stunden pro Woche bis zur 18. Schwangerschaftswoche). Insbesondere bei sog. „High-Impact-Exercice“-Sportarten wie Joggen, Rückschlagspielen und Ballsportarten könne es Risiken wie einer reduzierten Plazentadurchblutung, einer fetalen Hypoglykämie und vorzeitigen Wehen kommen.
Kleinert & Sulprizo[17] weisen in einer umfangreichen Stellungnahme jedoch auf Ungenauigkeiten in dieser Studie hin. Zunächst einmal wurde die Intensität der ausgeübten Betätigung nicht berücksichtigt. Sie kommen zu der Schlussfolgerung, dass „weniger der zeitliche Umfang an Bewegungsaktivität, sondern mehr die objektive und subjektive Beanspruchung, die durch die körperliche Belastung hervorgerufen wird, entscheidend für positive oder schadende Effekte ist. An dieser Stelle ist die Körper- und Belastungswahrnehmung der schwangeren Athletin das entscheidende Kriterium für eine adäquate Steuerung der Trainingsintensität.“
Ein weiterer Aspekt, der im Verlauf der Schwangerschaft eine immer bedeutsamere Rolle spielt, ist die Verlagerung des Körperschwerpunktes nach vorne, wodurch eine Hyperlordose entsteht. Auch verlieren Bänder und Sehnen durch die hormonelle Umstellung an Elastizität und Straffheit. Eine häufige Folge sind Rückenschmerzen, weshalb Schwangeren dringend angeraten ist, für eine kräftige Rückenmuskulatur zu sorgen. Lochmüller & Friese 2004[18] berichten von den positiven Auswirkungen sportlicher Betätigung auf durch Schwangerschaft verursachte Haltungsprobleme und Rückenschmerzen. Wichtig ist jedoch darauf hinzuweisen, dass das Verletzungsrisiko durch die Schwangerschaft erhöht wird und dies bei der Trainingsplanung und -durchführung berücksichtigt werden sollte. Weiterhin sind Blutdruckspitzen zu vermeiden, was gegen hochintensives Training spricht. Berücksichtigt man diese Vorgaben, spricht nichts gegen eine Fortführung des Krafttrainings in der Schwangerschaft.[19]
Zu beachten ist aber, dass das Valsalva-Manöver (Pressatmung) während der Schwangerschaft aufgrund der Gefahr des fetalen Distress infolge des verminderten venösen Rückstroms nicht ausgeführt werden sollte, was gegen die Ausführung schwerer Grundübungen spricht.[20]
Weiterhin sollte berücksichtigt werden, dass ein Anstieg des intraabdominalen Drucks durch Bauchlage oder Polster vermieden werden sollte. Ab dem zweiten Trimenon sind auch Übungen in Rückenlage kontraindiziert, da es zu Vena cava-Kompressionen (Vena cava = untere Hohlvene) und dadurch wegen der eingeschränkten Uterusdurchblutung zu einer mangelhaften Durchblutung des Fötus kommen, was in Frühgeburten und/oder Missbildungen resultieren kann.[21]
Gängig ist die Empfehlung einer statischen Kräftigung der Rumpfmuskulatur und des Beckenbodens, was sich sehr gut durch Sportarten, die auf dem gezielten Wechsel von An- und Entspannung beruhen wie Yoga und Pilates erreichen lässt. Entgegen früheren Empfehlungen spricht auch nichts gegen ein Training auf dem Crosstrainer, solange die Herzfrequenz in einem angemessenen Rahmen bleibt. Auch geht man heute davon aus, dass Erschütterungen dem Fötus keineswegs schaden, was dafür spricht auch in der Schwangerschaft weiter joggen zu können.[22]
Eine Untersuchung von Perkins & Dewalt aus dem Jahr 2011[23] untersucht die Auswirkungen von intensivem Crossfit-Training auf Schwangere und die Föten. Aufgrund des Studiendesigns (untersucht wurden lediglich zwei Fallbeispiele) lassen sich keine allgemeingültigen Empfehlungen ableiten, die ersten Ergebnisse zeigen, dass auch intensives Training in der Schwangerschaft möglich ist und keinerlei negative Folgen nach sich zieht. Ihr Fazit entspricht aber weitgehend den bisher berichteten Ergebnissen:
“In general, for any exercising pregnant woman, we advise increased awareness and good sense about your body as well as the environment.”
Für gesunde Frauen gibt es im Falle einer normal verlaufenden Schwangerschaft also keine Gründe, ihr Training abzubrechen, wie auch Forczek et al. (2017)[24] festhalten:
“The benefits following being active during pregnancy are associated with improved maternal psychological well-being, a reduced risk of preterm birth and excessive gestational weight gain, and lower risk of birth-related complications. Conclusions: Patterns of activity change during pregnancy. Although exercise is safe for both the mother and fetus, most women reduce their activity level during the first weeks of gestation. Specifically, physical activity tends to be of lower duration, frequency, and intensity. Therefore, women should be encouraged by professionals to initiate or continue exercising during a healthy pregnancy.”
Auch eine aktuelle Meta-Studie von Chan et al. (2019)[25] unterstützt diese Sichtweise.
Sehr interessant sind auch die Befunde bezüglich der Auswirkungen von Sport während der Schwangerschaft auf die Geburt. Engelhard & Kleinert[26] haben in einer Studie herausgefunden, dass Frauen, die in der Schwangerschaft sportlich aktiv waren, zumeist weniger Probleme bei der Niederkunft haben und die Geburt als weniger schmerzhaft empfinden.
Für die Praxis lassen sich aus den beschriebenen Ergebnissen folgende Empfehlungen ableiten:
- Sport in der Schwangerschaft ist grundsätzlich möglich und sinnvoll, sollte aber in jedem Fall mit dem behandelnden Frauenarzt abgesprochen werden.
- Der Umfang und die Intensität der ausgeführten Aktivitäten sollten sich danach richten, was die Frau im Vorfeld der Schwangerschaft ausübte. Sportlich sehr aktive Frauen werden mit einem deutlich höheren Pensum an Sport mit einer signifikant höheren Intensität zurechtkommen, als es Sportneulinge tun.
- Grundsätzlich sind Sportarten zu empfehlen, die bereits beherrscht werden oder ohne größeren Aufwand zu erlernen sind. Besonders risikoreiche Sportarten wie Vollkontaktsportarten sollten gemieden werden.
- Im Verlauf der Schwangerschaft sollte die Intensität angepasst werden. Pulsspitzen sollten hierbei vermieden werden. Gemeinhin gilt die Empfehlung, dass ein Trainingsplus von 140 Schlägen pro Minute nicht überschritten werden sollte.
- Krafttraining ist grundsätzlich erlaubt und gerade in den ersten Schwangerschaftsmonaten empfehlenswert. Ab Bildung des Babybauches darf kein Training der geraden Bauchmuskulatur mehr durchgeführt werden, auch sind Druckbelastungen auf den Bauchraum zu vermeiden (Übungen in Bauchlage, Bauchpolster). Es empfiehlt sich insbesondere die Rückenmuskulatur zu trainieren, um dem veränderten Körperschwerpunkt gerecht zu werden. Um sehr hohen intraabdominalen Druck zu vermeiden sollte die Intensität mehr und mehr zu Gunsten des Volumens zurückgefahren werden, Pressatmung ist zu vermeiden.
- In den späteren Schwangerschaftsmonaten empfehlen sich grundsätzlich im Wasser ausgeführte Sportarten. Neben sicherheitstechnischen Aspekten spricht vor allem die Vorbeugung von Ödembildung für diese Sportarten.
- Leistungssport in der Schwangerschaft ist ein bisher wenig untersuchtes Gebiet, weshalb die Forschungsergebnisse hier nur bedingt aussagekräftig sind. Es gibt jedoch zahlreiche Beispiele von Athletinnen, die in ihrer Schwangerschaft weiter intensiv trainiert haben. Es empfiehlt sich jedoch dringend hier eng mit dem behandelnden Frauenarzt zusammenzuarbeiten.
Fazit
Eine Schwangerschaft ist keine Krankheit und entsprechend sollten sich schwangere Frauen auch verhalten. Sport ist grundsätzlich zu empfehlen und kann die Schwangerschaft deutlich angenehmer gestalten, zudem gibt es deutliche Hinweise auf die positiven Auswirkungen auf die Gesundheit des Ungeborenen.
Bezüglich der Wahl der Sportart und der Intensität ist vor allem das subjektive Belastungsempfinden relevant. Beachtet man gewisse Leitlinien, ist Sport in der Schwangerschaft für gesunde Frauen völlig unbedenklich und absolut zu empfehlen Die Ernährung sollte gerade in der Schwangerschaft ausgewogen und nährstoffreich sein, wobei bei Einhaltung gewisser Grundregeln keine besondere Diät erforderlich ist.
Grundsätzlich empfiehlt es sich auf den eigenen Körper zu hören und dessen Signale (in Absprache mit dem behandelnden Arzt) richtig zu deuten um entsprechend zu handeln. Hier sind sicherlich Frauen im Vorteil, die sich schon vor der Schwangerschaft intensiv mit dem eigenen Körper auseinandergesetzt haben. Wer das bisher nicht getan hat, sollte spätestens jetzt anfangen.
Quellenangabe:
[1] http://data.aerzteblatt.org/pdf/91/1/a30.pdf
[2] http://www.lungenaerzte-im-netz.de/lin/linaktuell/psfile/pdf/61/Stellungna4b66f1249b8e3.pdf
[3] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18184094
[4] http://ajcn.nutrition.org/content/80/6/1740S.full
[5] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18709885
[6] http://www.endokrinologie.usz.ch/Documents/HealthProfessionals/Fortbildungsartikel/DiagnostikundManagementdesGestationsdiabetes.pdf
[7] https://www.thieme-connect.com/ejournals/abstract/10.1055/s-2007-981236
[8] Plagemann, A. & Dudenhausen, J. (Hrsg.): Adipositas als Risiko in der Perinatalmedizin. München: Springer, 2010
[9] Lokey E.A. Tran Z.V., Wells C.L., Myers B.C. and Tran A.C. Effects of physical exercise on pregnancy outcomes: a meta-analytic review. Med Sci Sports Exerc 1991; 23: 1234-9.
[10] Pivarnik J.M. Maternal exercise during pregnancy. Sports Med 1994; 18 ( 4): 215-7.
[11] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15241543
[12] Sulprizio, M. & Kleiner, J. (Hrsg.): Sport in der Schwangerschaft. Leitfaden für die geburtshilfliche und gynäkologische Beratung. München: Springer, 2016.
[13] Rice PL, Fort IL. (1991) The relationship of maternal exercise on labour, delivery and health of the newborn. Journal of Sports Medicine and Physical Fitness 31(1): 95-9.
[14] http://www.rcm.org.uk/ebm/volume-11-2013/volume-11-issue-1/the-physical-effect-of-exercise-in-pregnancy-on-pre-eclampsia-gestational-diabetes-birthweight-and-type-of-delivery-a-struct/
[15] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10647530
[16] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2366024/
[17] http://www.dshs-koeln.de/psi/sus/Downloads/Leistungssport%20&%20Schwangerschaft_%282008%29.pdf
[18] Lochmüller, E. M.; Friese, K. (2004): Schwangerschaft und Sport. In: Gynäkologie 37, S. 459–466.
[19] http://www.researchgate.net/publication/51045784_Safety_and_efficacy_of_supervised_strength_training_adopted_in_pregnancy
[20] Hartmann S, Bung P. Physical exercise during pregnancy–physiological considerations and recommendations. J Perinat Med 1999;27:204-215
[21] Olsen M. Exercise during pregnancy. Postgrad Med 1988;83:36-38
[22] http://www.experts.scival.com/jhu/pubDetail.asp?t=pm&id=22314872&n=Andrew+Satin&u_id=256
[23] http://library.crossfit.com/free/pdf/CFJ_Pregnant_Perkins.pdf
[24] https://www.researchgate.net/publication/318293372_Physical_Activity_Assessment_During_Gestation_and_Its_Outcomes_A_Review
[25] https://www.researchgate.net/publication/333344755_Effectiveness_of_Physical_Activity_Interventions_on_Pregnancy-Related_Outcomes_among_Pregnant_Women_A_Systematic_Review
[26] http://www.dshs-koeln.de/psi/sus/Downloads/Trainieren_Niederkunft%20%282008%29.pdf