SPORTSTUDIO – EIN „MAGISCHER“ PLATZ EIN TEXT VON ALBERT BUSEK
Viele der über 11 Millionen Mitglieder in den über 9.000 Sportstudios in Deutschland kennen das ganz besonders wohltuende Gefühl in der Dusche nachdem man sich „ausgepowert“ hat, egal ob der Schwerpunkt im Kraft- oder Cardio-Training lag. „Jeder nach seiner Facon“ wie der „Alte Fritz“ schon 1740 schrieb und damit der Wahlfreiheit eines jeden Einzelnen ganz allgemein absolute Priorität einräumte.
Anfang des 3. Jahrtausends habe ich manchmal den Eindruck dass wir von diesem Toleranz-Level weit entfernt sind. Zu Beginn der „Fitness-Bewegung“ in Deutschland vor über 60 Jahren war unsere Art Training für die öffentliche Meinung nicht nur inakzeptabel – wir standen sozusagen vor einer riesigen „Null-Toleranz-Wand.“ Die schon damals grundgelegte Erfolgsstory für eine ganz neue Branche war aber nicht aufzuhalten und ich stürzte mich vehement in alles was mit Muskeln, Training und dem Körperbewusstsein zu tun hatte.
Es dauerte Jahrzehnte, aber zusammen mit einigen genau so „verrückten“ Mitstreitern hatten wir unser Ziel fest im Blick:
Partielles Muskeltraining für alle Altersgruppen und jeglicher Zielvorstellung. Fit werden und fit bleiben war damit möglich – und das bessere Aussehen war nicht ganz unwichtig.
Zunächst neben meinem Studium und dann ab 1. Oktober 1964 hauptberuflich habe ich viele tausend Menschen betreut. Die größte Zahl in den ersten 10 Jahren des 1983 gegründeten Busek-Sportcenters in München (besteht unter neuem Eigentümer immer noch an gleicher Stelle). Ich habe vielschichtige körperliche Verfassungen gesehen und sehr individuelle Pläne nach Bedarf und Vorstellung erstellt. Der Bogen spannte sich dabei von „absolut nicht belastbar“ bis zu Extrem-Sportlern. Die größte Herausforderung waren für mich jedoch Menschen mit Handicap und diejenigen, die ihren Körper völlig negierten.
Ich erhielt auch ganz lustige Rückmeldungen wie zum Beispiel von Thomas Gottschalk ganz am Anfang seines Trainings: „Albert, ich habe Stellen gespürt, von denen ich nicht wusste, dass ich sie überhaupt habe.“
Ein ganz besonderes Feedback bekam ich von einer Frau mittleren Alters. Sie kam immer in „Sackkleidern“ wodurch man ihre Körperlinien nicht erkennen konnte. Auch im Training trug sie nichts eng Anliegendes aber Konturen wurden erkennbar. Diese Frau gehörte zur Gruppe „Körperverweigerung“, war aber außerordentlich herzlich. Sie auf einen „Körperweg“ und zur Fitness zu führen war eine Herausforderung. Es dauert auch sehr lang und ich hatte immer die Befürchtung, dass sie trotz fortschreitender Erfolge plötzlich nicht mehr kommt. Sie blieb und so um den 2. Jahrestag ihrer Mitgliedschaft kam sie abends mit einem eng anliegenden Kleid in mein Büro, nur um mir zu sagen: „Herr Busek, heute gehe ich zum ersten Mal mit meinem Körper in ein Konzert.“
Ende des Jahres 1983 fuhr ein junger Mann mit seinem Rollstuhl sehr geschickt in mein kleines Beratungszimmer und erzählte mir seine Geschichte. Ich hörte lange zu und war tief berührt. „Dimi“, so stellte er sich mir vor, wurde beim Oktoberfest-Attentat 1980 schwerstens verletzt und überlebte nur weil seine Freundin direkt vor ihm stand und ihn dadurch schützte. Sie war sofort tot. Dimi verlor beide Beine, war insgesamt fast zwei Jahre im Krankenhaus und kam nun zu mir um nach so langer Zeit der Inaktivität Muskeln aufzubauen. Sein Ziel war dadurch den Alltag besser meistern zu können und auch um das Körperbewusstsein vom Negativen ins Positive zu drehen.
Für Dimi „erfand“ ich völlig neue Übungen an Geräten, die dafür gar nicht vorgesehen waren. Zusammen wurden wir ein Erfolgs-Team und über die Jahre enge Freunde.
Dimi wurde so richtig fit, ist seit vielen Jahren glücklich verheiratet, hat einen wunderbaren Sohn, ist als Zahntechniker beruflich höchst erfolgreich, fährt wie selbstverständlich mit seinem Porsche und hat seinen Rollstuhl zu jeder Zeit voll im Griff. Für mich war und ist Dimi ein Held des Alltags. Zurzeit trainiert Dimi regelmäßig in einem EMS-Studio.
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Dr. Markus Söder,
es ist richtig, dass es neben den Fitness-Studios „tausend andere Möglichkeiten“ gibt, aber das Fitness-Studio an sich ist ein magischer Platz und macht vieles möglich, was sonst vielleicht gar nicht erst versucht werden würde. Ich – und mit mir unzählige Sportstudio-Inhaber, Trainer und Betreuer – der über 9.000 Sportstudios in Deutschland und der über 64.000 Sportstudios in Europa könnten noch viele solch großartiger Geschichten erzählen.
Die Sportstudios sind viel mehr als „Freizeiteinrichtungen“, sie tragen in ganz erheblichem Umfang u.a. zur Verbesserung des Bewegungsapparates sowie des Herz- Kreislauf-Systems und damit der Volksgesundheit bei. Dies alles ist umfänglich seit Jahrzehnten wissenschaftlich erwiesen und jederzeit nachzulesen.
Sehr geehrter Herr Dr. Söder, ich bin sicher, dass die bayerischen Sportstudios die Auflagen der zuständigen Behörden einhalten werden. Befürworten Sie bitte die Wiederöffnung der Sportstudios in unserem schönen Bayernland. Als Vorsitzender der MPK wäre das für unsere Branche ein positives Zeichen für ganz Deutschland. –Albert Busek
Mit seiner Arbeit, Hingabe und Leidenschaft hat Alber Busek über Jahrzehnte den Grundstein für die heutige Wahrnehmung und Ausführung von Fitness, Kraftsport und Bodybuilding gelegt. DANKE ALBERT BUSEK!
Anmerkung der Redaktion: Der Text wurde von Albert Busek verfasst und über seinen privaten Facebook-Account veröffentlicht.
Quelle der Bilder: Albert Busek privat, Busek Archiv, Arnold Sports Festival