Der Gewinn einer Pro Card in der IFBB ist ein sportlicher Traum, den sich in den vergangenen Jahren immer mehr Athletinnen und Athleten erfüllen konnten. Der Grund hierfür liegt insbesondere darin, dass die Anzahl der herausgegebenen Karten deutlich angestiegen ist. Entsprechend kritisch sehen viele Fans die derzeitige Entwicklung. Ein altgedienter Olympia-Veteran sieht dies jedoch anders. Wenn es nach Kevin Levrone geht, könnte man auch 1.000 Pro Cards auf einmal verteilen.
Mehr als 1.000 Pro Cards pro Jahr sind längst Realität
Wer meint, dass 1.000 Pro Cards eine große Zahl seien, sollte sich nicht täuschen. Bereits vor zwei Jahren wurden durch die IFBB fast 1.500 Profi-Lizenzen neu vergeben, wobei schon damals galt, dass das Erlangen einer Pro Card in den USA am einfachsten ist. Über die Hälfte konnte damals im Heimatland der IFBB gewonnen werden, während in Europa immer noch knapp 300 Pro Cards vergeben wurden.
Seitdem ist die IFBB weiter gewachsen. Neben Master Pro Cards gibt es inzwischen auch Natural-Wettkämpfe für Profi-Athleten und mit der Fit Model-Division eine weitere Kategorie. Bedenkt man, dass jeder Profi jährlich eine gewisse Gebühr für das Wahren seines Statuses bezahlen muss, darf man davon ausgehen, dass die IFBB inzwischen finanziell so gut aufgestellt ist wie noch nie.
Doch geht diese Entwicklung auf Kosten des Sports? Wenn es nach der Meinung vieler Fans geht, ist genau dies der Fall. Eine ganz andere Meinung zur Vergabe der Pro Cards hat hingegen Kevin Levrone.
Kevin Levrone äußert sich zur Pro-Card-Vergabe
Auch wenn Kevin Levrone bei seinen Olympia-Teilnahmen der ganz große Erfolg verwehrt blieb, gehört der US-Amerikaner zu den erfolgreichsten Bodybuildern aller Zeiten. Er nahm an fast 70 Profi-Wettkämpfen teil und hielt lange Zeit den Rekord als IFBB-Profi mit den meisten Siegen. Jüngeren Fans wird die „Maryland Muscle Machine“ insbesondere durch sein Comeback vor inzwischen fast zehn Jahren bekannt sein.
Der hauptsächlich in den 1990er-Jahren aktive IFBB-Profi nahm 2016 nochmals mittels Special Invite am Mr. Olympia teil. Die Rückkehr auf die Wettkampfbühne beflügelte die Fantasie der Fans. Am Ende landete der heute 60-Jährige jedoch nur – unter anderem hinter dem aufstrebenden Brandon Curry – auf einem geteilten 16. Platz. Das ändert nichts daran, dass der mehrfache Olympia-Teilnehmer eine wichtige Figur im Bodybuilding ist und erst kürzlich im Rahmen der Tampa Pro 2025 den Ben Weider Lifetime Award erhielt.
Man könnte meinen, der ehemalige Wettkampfathlet wäre ähnlich kritisch gegenüber der Vergabe von so vielen Pro Cards, doch das genaue Gegenteil ist der Fall. In einem aktuellen Podcast mit Ron Harris erklärte Kevin Levrone, dass seiner Ansicht nach die Anzahl der Pro Cards letztlich wenig über die Entwicklung des Spitzenbodybuildings aussagen würde – genau hier liegt der Schwerpunkt seiner Argumentation.
Die Weltspitze wird sich immer absetzen
Ron Harris leitete das Thema damit ein, dass es zur Zeit von Kevin Levrone deutlich schwerer gewesen sei, eine Pro Card zu gewinnen. In Nordamerika habe es beispielsweise lediglich drei Wettkämpfe gegeben, bei denen der Gesamtsieger den Profi-Status erlangen konnte. Heute hat sich dies bekanntermaßen deutlich gewandelt – was der ehemalige IFBB-Pro jedoch keinesfalls kritisch sieht.
Kevin Levrone argumentiert, dass es inzwischen nicht nur deutlich mehr Klassen im Wettkampfbodybuilding gebe, sondern dass die Vergabe der Pro Cards auch einen gewissen Reiz darstelle. Seiner Ansicht nach würde dies mehr Athleten zu den Wettkämpfen locken, was letztlich den Sport anwachsen lasse. Gleichzeitig werde die Elite hierdurch jedoch nicht verwässert.
Aus Sicht des ehemaligen Olympia-Teilnehmers könne es guten Pro-Card-Gewinnern auch egal sein, wie viele weitere Athleten diese Lizenz ebenfalls erhalten. Am Ende zähle nur, wie man sich im Profi-Geschäft durchsetzen und beim Olympia platzieren könne. Ob dann beim eigenen Gewinn der Pro Card 999 weitere Lizenzen vergeben wurden, könne einem Spitzenathleten letztlich egal sein.
Titelbild: NPCNewsOnline