Stefan Kienzl spricht über Urs Wechsel in die Open

Die Zusammenarbeit von Stefan Kienzl und Urs Kalecinski dauert inzwischen mehr als fünf Jahre an. Gemeinsam haben beide nicht nur mehrere Top-Platzierungen beim Olympia und der Arnold Classic geholt, sondern nun auch den Wechsel in die Open vollzogen. In einem aktuellen Interview sprach der Österreicher über die Zusammenarbeit mit seinem wohl bekanntesten Klienten und darüber, warum Urs Kalecinski auf jeden Fall zum Olympia fahren sollte.

Coaching ist kein Babysitten

Dass Stefan Kienzl ein erfolgreicher Vorbereiter ist, steht außer Frage. Dennoch wird immer wieder öffentliche Kritik am Mitte-50-Jährigen geübt. Ein Grund hierfür mag die strikte Einstellung des Österreichers sein.

Wie schon in der Vergangenheit betonte der Bodybuilding-Coach im Podcast mit Ron Harris, dass Coaching aus seiner Perspektive darin bestehe, rationale Entscheidungen zu treffen. Das Bespaßen oder ständige Motivieren der Athleten verstehe er hingegen nicht als seine Aufgabe. Ebenso betonte Stefan Kienzl bereits in früheren Podcasts, dass er ein systematisches Vorgehen bei seinen Betreuungen bevorzuge. Effekthascherei, die letztlich keine nachvollziehbare Wirkung haben könne, sei hingegen nicht seine Art.

Dass dies wiederum manchmal mit weniger gefestigten Charakteren zu Problemen führen kann, steht außer Frage. Entsprechend trennen sich die Wege von Athlet und Betreuer nicht nur bei Stefan Kienzl immer mal wieder in der Bodybuildingszene.

Urs Kalecinski schrieb ein mehrseitiges Bewerbungsschreiben

Eine unerschütterliche Verbindung gibt es jedoch zum neuen deutschen Open-Bodybuilder Urs Kalecinski. Seit inzwischen mehr als fünf Jahren vertraut der mehrfache Olympia-Teilnehmer auf die Meinung des Österreichers. Bereits in der Vergangenheit berichteten beide immer wieder davon, wie es zur Zusammenarbeit kam.

So habe Urs Kalecinski im April 2020 ein zwanzigseitiges Bewerbungsschreiben an seinen späteren Coach verfasst. Dieser kannte ihn bereits von seinem Profi-Debüt auf der Dennis James Classic 2019, doch ein Grundprinzip von Stefan Kienzl war es stets, dass er keine Athleten anspricht, sondern diese auf ihn zukommen.

Seitdem bewältigte das Gespann viele sportliche Herausforderungen, wobei in den vergangenen zwei Jahren ein ungewöhnliches Problem hinzukam: Urs Kalecinski hatte schlichtweg zu viel Muskelmasse. Insbesondere im letzten Jahr sei dies deutlich geworden. So habe der damalige Classic-Physique-Athlet mit 110 Kilogramm bereits seinen besten Look gehabt. Für das Gewichtslimit musste er jedoch weitere sieben Kilogramm abwerfen.

Die Olympia-Prep 2025 begann mit 130 Kilogramm

Dies gelang. Doch gleichzeitig erzeugte es im Körper enormen Stress. Aus diesem Grund ließ Urs Kalecinski es im Anschluss an den Olympia auch ruhiger angehen und achtete in erster Linie darauf, dass die Trainingseinheiten gut verliefen. Als man dann in die Vorbereitung startete, wog der Olympia-Dritte bekanntermaßen ganze 130 Kilogramm – in guter Form!

Diese wurde in den ersten Wochen stetig besser, doch das Gewicht fiel nicht unter 120 Kilogramm. Das sorgte bei beiden Protagonisten für Frustration und mündete letztlich in der Entscheidung, die rückblickend vielleicht der Beginn einer neuen Ära sein könnte.

Heute wissen wir längst, dass der heiß diskutierte Wechsel ins Open Bodybuilding keinesfalls eine falsche Entscheidung war. Urs Kalecinski gelang es auf Anhieb, seine ersten beiden Shows zu gewinnen, und er wird in diesem Jahr erstmals beim Olympia im Schwergewicht antreten.

Olympia-Teilnahme steht nicht zur Diskussion

Dass er dies tun wird, steht für Coach und Athlet außer Frage. Zuletzt wurde durch Shawn Ray die öffentliche Diskussion losgetreten, dass Urs Kalecinski in seiner ersten Saison im Open Bodybuilding beim Olympia sportlich nichts zu gewinnen habe. Der ehemalige IFBB-Pro riet dem Deutschen daher, direkt in die Offseason einzusteigen, um 2026 umso besser auf der Bühne zu stehen.

Stefan Kienzl betonte in diesem Zusammenhang, dass drei Wochen mehr Offseason letztlich keinen großen Unterschied machen würden. Die Qualifikation für den Olympia wahrzunehmen, sei hingegen eine Frage des Respekts gegenüber Fans und Verantwortlichen.

Auch andere spätere Champions wie Ronnie Coleman oder Jay Cutler belegten bei ihren ersten Olympias die hinteren Plätze. Das stetige Verbessern und das nach vorne Arbeiten kann letztlich ebenso Teil der eigenen Legacy sein.

Titelbild: Instagram

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here