Victor Martinez spricht über Nebenwirkungen von Steroiden

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Der Gebrauch von Steroiden im Profibodybuilding ist längst enttabuisiert. Dabei mag die Lockerheit, mit der einige Konsumenten öffentlich über das Thema sprechen, von dem ein oder anderen mit einer Verharmlosung der gesundheitlichen Risiken verwechselt werden. Doch grade die auffällige Häufung von Todesfällen unter jungen Bodybuildern zeigt: Doping ist und bleibt ein gefährliches Unterfangen! Jetzt sprach Ex-IFBB Pro Victor Martinez offen über die Nebenwirkungen.

Victor Martinez: Kein unbescholtenes Blatt

Victor Martinez zählt zu den erfolgreichsten Bodybuildern der 2000er und frühen 2010er-Jahre. Der Dominikaner brachte es unter anderem auf fünf Finalplatzierungen beim Mr. Olympia und insgesamt acht Profisiege. Nach der Arnold Classic 2020 trat der heute 49-Jährige vom aktiven Wettkampfsport zurück.

Victor Martinez selbst hat eine heikle Geschichte mit Steroiden hinter sich. Im Sommer 2000 hatten Polizisten bei einer Durchsuchung seiner Wohnung in New York Anabolika gefunden. Sie waren dem Hinweis eines jungen Bodybuilders nachgegangen, dem Martinez zuvor PED („Performance Enhancing Drugs“) verkauft hatte. Durch einen Deal, den er auf Raten seines Anwaltes eingegangen war, ging Victor Martines für drei Monate in Haft. Das begangene Kapitalverbrechen führte allerdings zwölf Jahre später zur Verweigerung seiner Einreise in die USA und in der Folge zu einem monatelangen Gefängnisaufenthalt.

Victor Martinez spricht über Mythen rund um Nebenwirkungen des Dopings

Im Podcast des Content-Netzwerkes „Generation Iron“ sprach Victor Martinez jetzt über diverse Mythen, die sich um die Nebenwirkungen von Steroiden drehen. Dabei geht er mit den Podcast Hosts die Auflistung einer medizinischen Studie durch. Martinez kann fast alle Mythen ganz oder zumindest teilweise bestätigen.

Herzerkrankungen

Es geht zum Beispiel um Herzerkrankungen aller Art wie Bluthochdruck, Blutgerinnsel, ein erhöhtes Herzinfarktrisiko, Schlaganfälle und Arterienschäden. Martinez bejaht die Aufzählung in all ihrer Drastik. Insbesondere, wenn unterstützende Bodybuilder ihr Cardio und eine gesunde Ernährung vernachlässigen, entsteht eine hochriskante Mischung. An regelmäßigen Blutbildern und medizinischen Checkups führe kein Weg vorbei.

Roid Rage

Auch psychologische Effekte wie der sogenannte Roid Rage, eine ungezügelte Wut, die sich vor allem aus dem Gebrauch von Testosteron ergibt, Wahnvorstellungen und Manien seien real existent. Laut Victor Martinez wirken sich Hormone jeder Art auf unsere Stimmung aus, was infolge des massiven Eingriffs in unser sensibles Endokrines System eigentlich selbsterklärend ist.

Der Dominikaner präzisiert aber, dass Steroide die Grundzüge unserer natürlichen Gefühlslage verstärken. Wer ohnehin ständige unterschwellige Wut verspürt, wird mit Sicherheit Roid Rage entwickeln. Eine eher ausgeglichene oder auch depressive Person wird eben diese Stimmungslagen stärker ausprägen. Martinez selbst habe allerdings nichts davon am eigenen Leibe erfahren. Selbst der „kalte Entzug“ bei seiner Inhaftierung habe keinen nennenswerten Absturz verursacht.

Hautprobleme

Das Gespräch dreht sich auch um Hautprobleme wie Akne, Zysten, fettige Haut und Abszesse, in diesem Zusammenhang auch um Haarverlust und vorzeitiges Altern. Martinez bestätigt diese Nebenwirkungen zwar, sagt aber auch, dass die Reaktionen sehr individuell ausfallen und einige Konsumenten durchaus ungeschoren davonkommen.

Infektionskrankheiten

Ein erhöhtes Risiko von Infektionskrankheiten wie HIV oder Hepatitis verneint Victor Martinez dagegen. Dies könne höchstens durch unsaubere Injektionsnadeln verursacht werden, die jedoch angesichts der heutigen Hygienemaßnahmen keine Rolle mehr spielen dürften.

Sonstige Nebenwirkungen

Auch das Schrumpfen der Hoden, verminderte Spermaproduktion und die sogenannten Man Boobs, auch bekannt als „Bitch Tits“ oder „Gyno“, sind reale Gefahren, die wiederum logische Folgen der Manipulation des Hormonhaushalts sind. Hodenkrebs hält Martinez hingegen für kein Bodybuilding-spezifisches Problem. Probleme mit der männlichen Libido seien ebenfalls individuell und abhängig von Einnahmedauer und Kombination der verwendeten Substanzen.

Bei Frauen kommt es zum Schrumpfen der Brüste, bedingt durch den von Steroiden und Diäten angeregten generellen Körperfettverlust, und starke Körperbehaarung. Martinez nennt allerdings die stark wachsende Klitoris elementare Nebenwirkung und sieht diese durchaus positiv, da sie die Fähigkeit zum Orgasmus verbessert.

Der ehemalige IFBB Pro schließt mit einem Appell: Junge Bodybuilder sollten keinesfalls voreilig zur Nachhilfe greifen, sich stattdessen ausreichend Zeit nehmen und sich die in dieser Lebensphase schon von Natur aus so starke Testosteronproduktion zu Nutze machen. Ohne Wettkampfambitionen sei fragwürdig, ob sich der Steroidgebrauch überhaupt lohne. Der zu zahlende Preis ist so hoch, dass er nur durch einen wirklich überragenden Nutzen gerechtfertigt werden kann.

(uh) | Titelbild: Instagram

2 COMMENTS

  1. Der Tod vieler junger BB in den letzen 2 Jahren sollte uns alle aufhorchen lassen. Natürlich ist die Verwendung anaboler Steroide und besonders ihr Missbrauch mit starken bis sehr starken Nebenwirkungen bis zum Tod behaftet. Diese treten allerdings oftmals erst nach einem z.T. jahrelangen Konsum auf – wie das bei anderen Medikamenten, selbst beim „harmlosen“ Aspirin“ oder anderen pharmazeutischen Produkten auch der Fall ist. Steroide gibt es seit den 1950ziger Jahren und ihre Wirkungen/Nebenwirkungen sind gut erforscht. Das diese Todesserie erst seit ca. 2 Jahren zu beobachten ist, sollte doch einfach mal den Denkprozess einsetzen lassen: In dieser Zeit wurde von staatlicher Seite weltweit die Verordung und Verabreichung eines bestimmten Medikamentes/Wirkstoffes, auch unter Zwang, verordnet und verabreicht – und dann starben plötzlich junge Menschen, nicht nur BB, sondern auch Sportler anderer Disziplinen. Vor laufender Kamera auf dem Fußballfeld, in Turnhallen, auf Leichtathletikevents, vor hunderten/tausenden von Zuschauern – Ist das nicht merkwürdig?
    Es ist leicht zu sagen, dass die BB an ihren Steroiden sterben, weil sie sie mißbrauchen. Doch ganz so leicht sollte man es sich nicht machen. Patienten unter schwerster Dauermedikation bei z. T. chronisch schwersten Erkrankungen, auch lebensbedrohende, fallen ja auch nicht so ohne Weiteres um. Und niemand käme auf die Idee bei einem Herzinfarkttoten, der Viagra genommen hat, eben dieses Medikament als Ursache für sein Ableben zu nennen – NEIN, da war es der Stress, sein Übergewicht, sein „zu hoher“ Cholersterinspiegel…
    Denkt doch einfach mal nach – hier sterben JUNGE Menschen und junge Menschen sterben nicht einfach so. Und wer immer noch glaubt, der Sport mit all seinen Disziplinen sei rein und frei von Doping und Medikamentenmissbrauch, wird auch glauben, das Dornröschen immer noch schläft und auf ihren Prinz wartet. Aber die Welt schläft tapfer weiter weil nicht sein kann was nicht sein darf.

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