Mr. Olympia 2025: Die Ergebnisse der Scorecards

Der Mr. Olympia stellte auch 2025 das Jahreshighlight der Bodybuildingwelt dar. Nur zwei Vorjahressieger konnten den Titel verteidigen. Ein Blick auf die Scorecards verrät, dass einige Ergebnisse beim Mr. Olympia 2025 zum Teil hätten auch anders ausfallen können.

Hadi Choopan lag im Finale vor Derek Lunsford

Im Open Bodybuilding traten zum ersten Mal vier Athleten an, die bereits einmal den Olympia-Titel gewinnen konnten. Dieser historische Umstand wurde zum Abschluss des Finales damit gewürdigt, dass Derek Lunsford, Hadi Choopan, Samson Dauda und Brandon Curry gemeinsam in einem letzten Callout ihre Lieblingspose für das Publikum präsentieren durften. Das Judging war zu diesem Zeitpunkt bereits beendet und fiel denkbar knapp aus.

Nachdem Samson Dauda bei der Arnold Classic von Derek Lunsford geschlagen worden war, wollte dieser in Las Vegas Wiedergutmachung. Um dies zu schaffen, setzte der Brite in diesem Jahr auf eine härtere Form, die jedoch darin mündete, dass der Vorjahressieger deutlich schlanker wirkte. Obwohl sein Kontrahent Andrew Jacked im Rahmen der Vorwahl kein einziges Mal in die Center-Position geholt wurde, lag dieser allerdings bereits in der Vorwahl vor dem amtierenden Olympiasieger.

Im Finale wurde der Abstand sogar noch deutlicher, und bis auf ein mögliches Streichergebnis hatte jeder Judge den Olympia-Champ von 2024 auf dem vierten Rang. An der Spitze führte den Wettkampf in der Vorwahl Derek Lunsford an, auch wenn dies nicht einstimmig der Fall war. Im Finale zog der verbesserte Hadi Choopan sogar noch einmal am späteren Olympia-Sieger vorbei, doch der Vorsprung der Vorwahl wurde ins Ziel gebracht.

Urs Kalecinski überzeugt bei Open Debüt

Spannend war es letztlich jedoch auch dahinter. Nick Walker stand im Vorfeld seines Olympia-Comebacks bei vielen Fans im Fokus. Er selbst hatte auf der Pressekonferenz noch den Anspruch angemeldet, den Titel mitzunehmen.

Ergebnisse Scorecard Mr. Olympia 2025 Open Bodybuilding – Bild: IFBBPro.com

Bob Cicherillo wiederum hatte vor einigen Monaten prophezeit, dass es Platz 7 werden würde. Dass der Olympia-Kommentator am Ende näher an der Wahrheit liegen sollte, als der IFBB Pro, hätte im Vorfeld kaum jemand gedacht. Die Judges setzten Nick Walker auf den sechsten Rang – was keinesfalls unverdient war. Was beim New-York-Sieger verrutscht war, war im Anschluss an den Wettkampf noch unklar.

Urs Kalecinski in der Vorwahl beim Mr. Olympia 2025

Für Urs Kalecinski verlief das Open-Debüt hingegen durchaus erfolgreich. „Von Classic zu Open und direkt in die Top 15! Besser hätte mein Open-Debüt nicht laufen können. Morgen stehen zwar noch die Finals an, aber wir wissen jetzt schon, woran in der Offseason gearbeitet wird.“ So lautete das Fazit des Deutschen nach dem ersten Wettkampftag. Mit Platz 13 hat der ehemalige Classic-Physique-Athlet eine erste Duftmarke gesetzt. Die Tatsache, dass er diverse etablierte Open-Bodybuilder hinter sich lassen konnte, lässt für die Zukunft viel erwarten.

Mike Sommerfeld unterliegt mit einem Punkt in der Classic Physique

Nach dem Rückzug von Chris Bumstead wurde in der Classic Physique ein neuer Titelträger gesucht. Mike Sommerfeld ging als amtierender Arnold-Classic-Sieger ins Rennen, das er am Ende mit nur einem Punkt gegenüber seinem brasilianischen Kontrahenten Ramon Dino verlor. Rückblickend wird aber insbesondere die Größendiskussion um den Deutschen in Erinnerung bleiben, die er durch verschiedene Aussagen in der Vergangenheit selbst entfacht hatte.

Ramon, Mike und Terrence machten die Classic Physique unter sich aus

Wie der IFBB Pro auf der Bühne gewirkt hätte, wenn all dies nicht stattgefunden hätte, kann nur spekuliert werden. Gleichzeitig muss fairerweise gesagt werden, dass der Deutsche offenbar bei den vergangenen Wettkämpfen zu groß eingemessen worden war – und er diesen Vorteil kommentarlos akzeptierte. Dass er es selbst besser wusste, zeigte der Umstand, dass Mike Sommerfeld als Reaktion auf die Ankündigung 14 Pfund Gewicht gemacht hatte.

Auf den im Nachgang veröffentlichten offiziellen Fotos des Vermessens war zu erkennen, dass der IFBB Pro sogar nur knapp das neue Gewichtslimit erreicht hatte – und ihn wenige Millimeter von noch weniger erlaubtem Gewicht trennten.

Ergebnisse Scorecard Mr. Olympia 2025 Classic Physique – Bild: IFBBPro.com

Überraschend dürfte auch der sportliche Abstieg von Breon Ansley gewesen sein. Dieser trat zum zehnten Mal in der Classic Physique an und war nie schlechter als Platz 5. Dass er jedoch aus den Top 10 fliegen würde und sich am Ende unter anderem dem Debütanten Piotr Wojtowicz geschlagen geben müsste, hätten in dieser Klarheit wohl nur die wenigsten erwartet. Dass es keine elfte Teilnahme in der Classic geben wird, hatte der zweifache Olympiasieger bereits im Vorfeld endgültig entschieden.

Ryan Terry holt seinen dritten Titel in der Men’s Physique

Auch in der Men’s Physique traten vier Athleten an, die bereits einmal den Olympia-Titel gewinnen konnten. Während Jeremy Buendia einst die Klasse dominierte und von 2014 bis 2017 viermal den Titel gewinnen konnte, reichte es bei seiner letzten Olympia-Teilnahme nur noch für die Top 10. In Anbetracht der Weiterentwicklung der Klasse ist dies allerdings in jedem Fall ein beachtenswertes Ergebnis.

Mr. Olympia 2025 Men's Physique
Mr. Olympia 2025 Men’s Physique

Den Kampf um die Spitze fechten jedoch andere aus. Während Ryan Terry zum dritten Mal siegte und dem Rekord von Jeremy Buendia auf den Fersen ist, erhielt der Zweitplatzierte Ali Bilal einen sportlichen Dämpfer. Der Men’s-Physique-Profi gewann in dieser Saison die Arnold Classic und machte im Anschluss durch Äußerungen außerhalb der Bühne auf sich aufmerksam. Der hochveranlagte Athlet kündigte an, nicht mehr an der Arnold Classic teilzunehmen, da die Preisgelder seiner Ansicht nach die Leistung der Athleten nicht würdigen würden.

Ergebnisse Scorecard Mr. Olympia 2025 Men’s Physique – Bild: IFBBPro.com

Ob diese öffentlichen Ansprüche ihm negativ ausgelegt wurden, wäre reine Spekulation. Auch frühere Olympia-Sieger Erin Banks fiel bereits durch öffentliche Statements negativ auf, aus denen nicht zwangsläufig spätere Platzierungen abzuleiten wären. Dennoch konnte Ali Bilal sein hochgestecktes Ziel, den Olympia-Titel zu gewinnen, nicht erreichen – sondern wurde beinahe vom dreifachen Olympia-Sieger Brandon Hendrickson geschlagen. Man darf gespannt sein, ob der zuletzt von Verletzungen geplagte Ryan Terry im nächsten Jahr tatsächlich den Rekord von Jeremy Buendia einstellt.

Nihat Kaya als neue Hoffnung in der 212?

Die 212-Klasse fristet in der öffentlichen Wahrnehmung eher eine untergeordnete Rolle. Dies ändert nichts an der hohen Leistungsdichte, die es auch beim diesjährigen Olympia zu sehen gab. Während nach der Vorwahl einige Spekulationen darüber aufkamen, dass der im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbesserte Shaun Clarida möglicherweise Keone Pearson gefährlich werden könnte, spiegelt die Scorecard mit den Ergebnissen diesen Verlauf beim Mr. Olympia 2025 nicht wider.

Der zweifache Olympia-Sieger holte ebenso wie Ryan Terry seinen dritten Titel in Folge und wird in zwei Wochen auf der Prague Pro das von Fans lang ersehnte Open-Debüt geben. Nachdem er in Las Vegas die 212 Pfund praktisch komplett bei der Einwaage ausgefüllt hatte und damit einen enormen Sprung zum Vorjahr gemacht hatte, wird mit einer ähnlichen Form in Tschechien zu rechnen sein. Ob er im Fall eines Sieges zum Mr. Olympia 2026 in die Open wechselt, ließ der US-Amerikaner offen.

Ergebnisse Scorecard Mr. Olympia 2025 212 – Bild: IFBBPro.com

Sollte er dies jedoch tun, könnte schon das nächste Jahr für Nihat Kaya spannend werden. Der junge Türke gab beim Mr. Olympia 2025 sein Debüt, nachdem er die Dubai Pro in diesem Jahr gewinnen konnte. Die Scorecard macht deutlich, dass der Abstand nach oben geringer war als nach unten. Auch wenn nicht alle Judges es so gesehen haben, hätte der Debütant auch die Top 3 bereits bei seinem ersten Antritt erreichen können.

Die Kür wirft in der Fitness alles durcheinander

In der Fitness wird die Gesamtwertung aus dem Line-up und der Kür zusammengerechnet, wobei die Kür doppelt gewertet wird. Entsprechend gibt es in jedem Jahr ein buntes Durchtauschen der Ergebnisse im Anschluss an die zum Teil spektakulären Vorführungen.

Ergebnisse Scorecard Mr. Olympia 2025 Fitness – Bild: IFBBPro.com

Allison Kramer, die einige Judges im Rahmen des Line-ups sogar auf dem ersten Platz hatten, zeigte die zweitschwächste Kür und fiel dadurch auf Platz 6 zurück.

Auf der anderen Seite profitierte Taylor Learmont auch beim Mr. Olympia 2025 von den Regularien. Die Kanadierin landete 2023 bei ihrem Olympia-Debüt spektakulär auf dem zweiten Rang. Während sie körperlich den Konkurrentinnen deutlich unterlegen war, zeigte sie schon damals die mit Abstand beste Kür des Abends.

Deutsche Dominanz in der Figure

Nachdem die Vorjahressiegerin in der Figure-Klasse ihren Rücktritt vom Wettkampfsport erklärt hatte, wurde auch hier ein neuer Standard gesucht. Rhea Gayle kämpfte sich seit 2022 Jahr für Jahr beim Olympia nach vorne und holte in Las Vegas zum ersten Mal den Titel. Wie die Scorecards zeigen, war dies jedoch denkbar knapp – und die Vorjahresdritte Lola Montez hätte nur eine Kampfrichterin mehr auf ihrer Seite benötigt.

Top 4 Olympia 2025 Figure mit Denise Zwinger-Tynek

Aus deutscher Sicht war es insgesamt ein erfolgreicher Abend. Die Debütantin Denise Zwinger-Tynek landete auf Anhieb auf dem vierten Rang und hätte auch in die Top 3 passen können. Die Scorecard zeigt, dass dies zum Teil auch vom Kampfgericht so gewertet wurde. Lena Ramsteiner und Jennifer Zienert zogen mit der Olympia-Neuling in in die Top 10 ein und verbesserten sich beide damit im Vergleich zum Vorjahr.

Ergebnisse Scorecard Mr. Olympia 2025 Figure – Bild: IFBBPro.com

Während Jennifer Zienert die frühere Fitness-Olympiasiegerin Missy Truscott auf Abstand halten konnte, konnte Lena Ramsteiner den Blick nach oben richten. Nachdem sie im Vorjahr bereits auf Platz 8 war, lautete das öffentlich geäußerte Ziel in diesem Jahr, die Top 5 zu knacken. Dieser Anspruch war sportlich in jedem Fall gerechtfertigt – die Judges sahen es an diesem Abend jedoch anders.

Brasilianische Dominanz in der Wellness

Während Deutschland in der Figure-Klasse stark vertreten ist, gilt dies andersherum für Brasilien, insbesondere in der Wellness. Ganze acht Athletinnen gelangten in die Top 15 und weitere nahmen am Wettkampf teil. So verwundert es nicht, dass auch an der Spitze eine Brasilianerin steht. Eduarda Bezerra gewann in diesem Jahr bereits die Arnold Classic und konnte sich den ersten Olympia-Titel holen.

Mr. Olympia 2025 Wellness mit Lisa Meiswinkel

Die Vorjahressiegerin Isabelle Nunes musste sich damit wie in Ohio erneut geschlagen geben. Der Blick auf die Scorecard des Mr. Olympia 2025 verrät zudem, dass der Abstand zum dritten Rang denkbar knapp war – und die Titelverteidigerin sogar noch einen Platz hätte abrutschen können.

Ergebnisse Scorecard Mr. Olympia 2025 Wellness – Bild: IFBBPro.com

Für Lisa Meiswinkel war der siebte Rang im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls eine Verschlechterung. In Anbetracht der südamerikanischen Dominanz in dieser sich stetig weiterentwickelnden Klasse ist der siebte Platz aber dennoch ein hervorragendes Ergebnis. Der Blick auf die Scorecard verdeutlicht allerdings, wie unterschiedlich die Teilnehmerinnen offenbar zum Teil von den Judges gesehen wurden.

Die vollständigen Scorecards sind auf der offiziellen Seite der IFBB zu finden.

Titelbild: Instagram

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