Blutbild für Bodybuilder: Welche Werte sind wichtig?

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Ein Blutbild gilt für viele Bodybuilder als effiziente Möglichkeit, den Zustand des eigenen Körpers zu überprüfen. Mangelerscheinungen oder möglicherweise noch nicht spürbare Nebenwirkungen sind oftmals nur mit einer Untersuchung des Blutes nachweisbar. Der folgende Artikel soll einen Überblick über den Ablauf der Blutuntersuchung geben und wichtige Werte aufführen, die insbesondere für leistungsorientierte Bodybuilder von Bedeutung sein können.

Das kleine und das große Blutbild

Wenn die meisten Bodybuilder und Fitnesssportler vom „Blutbild“ sprechen, dann ist diese Begriffswahl oft nicht ganz korrekt. Ein Blutbild umfasst lediglich eine begrenzte Auswahl an Blutwerten, die für Sportler oftmals nicht die Informationswerte liefern, die man sich von der Blutuntersuchung erhofft. Genau genommen, muss zwischen dem sogenannten „kleinen Blutbild“ und dem „großen Blutbild“ unterschieden werden.

Im Rahmen des kleinen Blutbildes wird die Konzentration der roten und weißen Blutkörperchen sowie der Blutplättchen, der Hämoglobin- und der Hämatokrit-Wert bestimmt. Die Untersuchung dient in erster Linie dazu, dass Ärzte eine medizinische Diagnose festigen können, die aufgrund anderer Symptome getroffen wurde.

Das große Blutbild ergänzt die Werte des kleinen Blutbildes um eine Differenzierung der weißen Blutkörperchen nach ihren Unterformen. Dies erlaubt detaillierte Aussagen über die Aktivität des Immunsystems zu treffen und damit Rückschlüsse auf mögliche Krankheiten zu ziehen. Mehr wird aber auch im Zuge des großen Blutbilds nicht bestimmt, so dass spätestens an dieser Stelle klar sein sollte, dass Bodybuilder in der Regel kein Blutbild, sondern eine Bestimmung von Blutwerten benötigen. Diese kann man sich, ähnlich wie in einem Baukastensystem, selbst zusammenstellen, wobei die Kosten der Blutuntersuchung dadurch unterschiedlich groß ausfallen können.

Was kostet eine Blutuntersuchung?

Die Kosten einer Blutuntersuchung können stark variieren und hängen insbesondere davon ab, ob die Bestimmung der Blutwerte aus medizinischen Gründen, als Teil einer bezahlten Vorsorgeuntersuchung oder eben auf Initiative des Sportlers selbst erfolgt. Privatpatienten werden für die eigentliche Terminvergabe und die Blutentnahme mit bis zu 25 Euro rechnen müssen, wohingegen Kassenpatienten diesen Teil der Rechnung nicht zu sehen bekommen. Die wirklich teuren Posten auf der Rechnung sind dagegen die zu untersuchenden Werte.

Diese können sich von Labor zu Labor ein wenig unterscheiden, wobei die Preisliste der Sonic Healthcare Germany GmbH eine gute Übersicht liefert. So kann man für die Bestimmung der Schilddrüsenwerte fT3, fT4 und TSH mit insgesamt knapp 50 Euro rechnen, Testosteron schlägt mit gut 16 Euro zu Buche und die Bestimmung des Vitamin-D-3-Wertes kostet knapp über 20 Euro. Je nachdem, wie viele Werte man untersuchen lassen möchte, oder was der Anlass der Bestimmung ist, können sich die Kosten der Blutuntersuchung somit schnell in den dreistelligen Bereich bewegen.

Welche Blutwerte sollten unterstützende Bodybuilder überprüfen?

Die Frage nach der Untersuchung sinnvoller Blutwerte lässt sich nicht pauschal beantworten und ist von der individuellen Situation des Sportlers abhängig. Unterstützende Athleten sollten in jedem Fall ein kleines Blutbild als Basis machen lassen, da die Nutzung anaboler Steroide in einer verstärkten Bildung roter Blutkörperchen resultieren kann. Dies wiederum kann neben Kopfschmerzen und Atemnot unter Belastungen auch zu Herzkrämpfen und anderen Nebenwirkungen führen.

Neben der Menge der roten Blutkörperchen sollte insbesondere die Gesundheit der Leber im Auge behalten werden. Diese erfüllt im menschlichen Körper eine Vielzahl an Aufgaben, die neben Stabilisierung des Blutzuckerspiegels, Unterstützung der Verdauung oder der Speicherung von Mikronährstoffen unter anderem auch die Entgiftung des Organismus umfasst. Die vollständige Überprüfung der Leberwerte umfasst die Leberenzyme AST (auch GOT), ALT (auch GPT) und GGT, das Stoffwechselprodukt Bilirubin und die Bestimmung des Quick-Werts sowie der Cholinesterase. Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, folgende Blutwerte zu überprüfen:

  • Zink, Ferritin und GLDH, die Hinweise auf Störungen der Leberzellen geben können;
  • AP (alkalische Phosphatase), Gesamtcholesterin, LDL und HDL lassen Aussagen über die Ausscheidungsleistung der Leber zu;
  • Albumin und Gesamteiweiß ergänzen die Aussagekraft zur Syntheseleistung der Leber;
  • Ammoniak ist ein Kennwert für mögliche Störungen der metabolischen Leistung der Leber.

Ein anderes Organ, das Bodybuilder unter Umständen übermäßig beanspruchen, sind die Nieren. Neben Kreatinin und GFR sollte insbesondere der Cystatin C Wert überprüft werden. Während der Kreatinin-Wert bei Bodybuildern aufgrund der Muskelmasse und intensiven Trainings über dem Referenzbereich liegen kann, ist der Cystatin C Wert unabhängig von der Muskelmasse und erlaubt eine bessere Interpretation.

Neben diesen beispielhaften Werten ist sicherlich auch die konkrete Situation des Sportlers bzw. dessen Vorgehensweise in der Vergangenheit von Bedeutung. Schilddrüsenwerte, Bauchspeicheldrüse oder Herzenzyme sollten, je nach Einzelfall, daher ebenfalls auf eine mögliche Untersuchungsliste aufgenommen werden.

Weitere relevante Blutwerte

Unabhängig davon, wie man den Bodybuildingsport betreibt, gibt es noch eine Reihe an weiteren interessanten Werten, deren Überprüfung sich lohnt. In diesem Zusammenhang kommt immer wieder die Frage auf, wie häufig Blutwerte genommen werden sollten. Eine pauschale Antwort, wie bei der Inspektion eines Autos, kann hierauf nicht gegeben werden. Also grobe Orientierung wäre aber die Untersuchung alle sechs bis zwölf Monate sinnvoll, wobei nicht jedes Mal alle Werte genommen werden müssen.

Wer beispielsweise innerhalb eines Jahres in zwei Untersuchungen einen stabilen Ferritin-Wert hat und weder Ess- noch Trainingsverhalten gravierend verändert, wird diesen bei Folgeuntersuchungen ohne konkreten Anlass nicht jedes Mal erneut überprüfen müssen. Andererseits kann es sinnvoll sein, die Wirkung einer Supplementierung im Auge zu behalten. Wer beispielsweise niedrige Vitamin-D-Werte hatte, eine Supplementierung mit Vitamin D begann und beim zweiten Mal gute Werte vorwies, sollte anschließend überlegen, wie die weitere Zufuhr des Nahrungsergänzungsmittels aussehen sollte und einige Monate später erneut den Wert überprüfen lassen.

Damit wären bereits zwei relevante Blutwerte genannt, die Bodybuilder und Kraftsportler zumindest einmal anlassunabhängig bestimmen lassen sollten. Darüber hinaus kann die Überprüfung von Zink, Magnesium, Calcium, Kalium, Natrium, Homocystein, Selen und der Omega-3-Index empfehlenswert sein. Sollten diese Werte in Ordnung sein, gilt dasselbe wie für das Ferritin-Beispiel. Darüber hinaus wäre die Überprüfung des HbA1c-Wertes, der eine Aussage über den durchschnittlichen Blutzuckerwert der letzten drei Monate erlaubt, sowie die Bestimmung der Lipidspiegel sinnvoll.

Alternativen zur Blutuntersuchung beim Arzt

Wer lediglich Hormonwerte wie Testosteron, DHEA, Östrogen, Progesteron und Cortisol bestimmen lassen möchte, muss dafür nicht zum Arzt. Diese können mittels Speicheltests, die im Internet zu erwerben sind, bequem von zu Hause aus überprüft werden. Die Bestimmung der Hormonwerte ist auch auf diesem Weg möglich, da im Speichel kleinste Mengen Blut gelöst sind. Die Genauigkeit dieser Tests steht der Blutuntersuchung beim Arzt in keiner Weise nach. Die Tests werden letztendlich ebenfalls von Laboren durchgeführt.

Weniger empfehlenswert sind dagegen Test-Kits für den Vitamin-D- oder den Ferritin-Wert, die ebenfalls im Netz zu erwerben sind. Das Problem ist schlichtweg, dass die meisten Menschen mittels Stich in den Finger nicht ausreichend Blut in das vorgesehene Röhrchen abfließen lassen können, so dass außer einer schmerzhaften Erfahrung oftmals nicht viel bleibt. Auch Menschen, die Angst vor Spritzen haben, sei daher nahegelegt, sich lieber einmal zu überwinden.

Blutwerte immer im Kontext sehen

Damit wäre das Wichtigste zur Bestimmung der Blutwerte gesagt. Schlussendlich sollte noch einmal darauf hingewiesen werden, dass die individuellen Ergebnisse durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden können und eine Interpretation der Blutwerte immer im Kontext von Training, Ernährung und Lifestyle erfolgen sollte. Eine Hilfe kann dabei die App Blutwerte Pro bieten, die neben der Dokumentation der eigenen Ergebnisse vor allem auch ein Blutwerte-Lexikon enthält, das im Zuge der Beschreibung einzelner Marker auch mögliche Ursachen für erhöhte oder erniedrigte Werte angibt.

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