Keone Pearson galt viele Jahre als eine Art unvollendetes Talent. Während niemand dem US-Amerikaner eine beeindruckende Linie oder ein großes Potenzial abgesprochen hätte, schaffte der IFBB Pro diese Voraussetzungen lange Zeit nicht auszureizen. Erster unter der Anleitung von Patrick Tuor gelang es dem heutigen 212er-Athlet, sich nicht länger selbst im Weg zu stehen, und er gewann nach 2023 auch in diesem Jahr den Olympia. Beim Kampf um den dritten Titel wird Keone Pearson nun möglicherweise hochkarätige Konkurrenz bekommen. Der ebenfalls zweifachen Olympiasieger Breon Ansley überdenkt erneut den Wechsel von der Classic Physique in die 212.
212-Klasse durchlebt einen Wandel
Noch lange bevor die Classic Physique im Jahr 2016 für vermeintlich zu leichte Bodybuilder eingeführt worden war, konnten sich Athleten in der heutigen 212er messen. Die ursprünglich mit einem Gewichtslimit von 202 Pfund im Jahr 2012 eingeführte Klasse zeichnet sich durch kompakte Athleten mit einer ausgezeichneten Konditionierung aus. Anders als im Open Bodybuilding, in dem Profis immer wieder zu weich auf der Bühne zu sehen sind, führt die Gewichtslimitierung dazu, dass die 212-Spitzenathleten praktisch nie überladen wirken.
Lange Zeit dominierte Flex Lewis die Klasse, bevor es nach dessen Karriereende zu einer Findungsphase in der 212 kam. Mit Kamal Elgargni, Shaun Clarida und Derek Lunsford gab es wechselnde Titelträger, wobei Shaun Clarida nach dem Open Debüt von Derek Lunsford zunächst den Titel zurückerlangte. Ähnlich wie die anderen genannten Namen steht der „Giant Killer“ für eine kompakte Struktur mit beeindruckender Muskelmasse. Dennoch kam es 2023 zur erneuten Wachablösung.
Mit Keone Pearson setzten die Judges in der 212 einen Athleten an die Spitze, der mit einer ästhetischen Linie zu überzeugen weiß. Auch wenn es hierzu keine offiziellen Aussagen gibt, ist dies ein Trend, der auch im Open Bodybuilding zu beobachten ist. Während das Schwergewicht mit Athleten wie Samson Dauda, Martin Fitzwater oder Andrew Jacked einige Profis im Spitzenfeld zu bieten hat, die den Vorstellungen der Fans gerecht werden, dominieren die 212 bislang andere Körpertypen. Keone Pearson stach hierdurch deutlicher heraus, was sich beim Mr. Olympia 2025 jedoch ändern könnte.
Breon Ansley liebäugelt endgültig mit Wechsel in die 212
Breon Ansley ist inzwischen bereits Mitte 40, hat jedoch bislang kaum an Qualität eingebüßt. Der bisherige Classic Physique Athlet konnte zweimal den Mr. Olympia gewinnen, bevor er von Chris Bumstead abgelöst wurde. Auch wenn es dem US-Amerikaner nie gelang, den Titel zurückzuerobern, blieb The Black Swan stets ein Titelaspirant. Bei der Arnold Classic UK 2024 konnte er sogar Urs Kalecinski schlagen. Im kommenden Jahr wird es möglicherweise dennoch zum Klassenwechsel kommen.
Nachdem Breon Ansley bereits 2014 sein Profi-Debüt in der 212 gegeben hatte, liebäugelte er schon vor zwei mit einem erneuten Klassenwechsel. Ursprünglich sollte der Mr. Olympia 2022 der letzte Wettkampf in der Classic Physique sein. Als die IFBB im Folgejahr allerdings das Gewichtslimit erhöhte, entschied sich der US-Amerikaner zunächst für den Verbleib. Jetzt erklärte der IFBB Pro jedoch erneut, dass er überlege, in die 212 zurückzukehren.
Gut 35 Pfund mehr Muskelmasse erlaubt
In einem aktuellen YouTube-Video bringt der ehemalige Olympia-Sieger zum Ausdruck, dass er mit seinem Abschneiden vom Mr. Olympia 2024 nicht zufrieden gewesen sei. Während die Judges ihn auf den fünften Platz setzten, habe er sich eher in der Top 3 gesehen. Der Wechsel in die 212 erlaube ihm nun, sein volles Potenzial auszuschöpfen.
So erklärt Breon Ansley, dass er geladen mit etwa 197 Pfund auf der Bühne gestanden hätte. Für die Waage in der Classic Physique musste er jedoch knapp 187 Pfund gemäß dem aktuellen Gewichtslimit bestehen, sodass im Zuge der Vorbereitung möglicherweise tatsächlich ein wenig Magermasse verloren ging. Der IFBB Pro spekuliert entsprechend, die 212 nicht sofort auszufüllen, aber zumindest mit bis zu 7 Pfund mehr echter Muskelmasse auf der Bühne stehen zu können.
Eine endgültige Entscheidung habe er bislang nicht getroffen. „The Black Swan“ geht jedoch davon aus, auch in der 212 kompetitiv zu sein, und um den Titel mitkämpfen zu können. Sollte es tatsächlich dazu kommen, könnte dies eine interessante Situation auf dem Mr. Olympia 2025 werden.
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