Samson Dauda – der nigerianische Löwe

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Der Mr. Olympia 2022 wird eine der größten Profi-Wettkämpfe aller Zeiten, was nicht zuletzt an einer Vielzahl an Debütanten liegt. Während Shootingstars wie Andrew Jacked und Michal Krizo in den letzten Monaten viel mediale Aufmerksamkeit erhielten, könnte ein anderer Neuling auf dem wichtigsten Wettkampf des Jahres für einige Furore sorgen. Immer mehr Experten trauen dem Engländer Samson Dauda eine Überraschung beim Mr. Olympia 2022 zu. Dass der Profi einer der schwersten Athleten auf der Bühne sein wird, steht bereits jetzt außer Frage.

Vom Rugby zum Wettkampfbodybuilding

Samson Dauda wurde in Nigeria geboren, wuchs jedoch bereits seit Kindheitstagen in Großbritannien auf. Nachdem er zunächst als Jugendlicher auf den Straßen Basketball spielte, fand er als Heranwachsender großen Spaß am Rugby. Von dort aus führte sein Weg zum Bodybuilding, das er viele Jahre neben einem Vollzeitjob ausführte.

Im April 2014 nahm Samson Dauda an seinem ersten Bodybuildingwettkampf teil, wobei er sich mit Unterstützung seiner Partnerin komplett alleine vorbereitete und auch das Posing selbstständig erlernte. Der heutige Profi-Bodbyuilder gewann seinen ersten Wettkampf, was ihn dahingehend motivierte, dass Bodybuilding ihm als Individualsportler ermögliche, seine Ziele mit harter Arbeit selbst zu erreichen. In einem Team war er stets auf die Mitspieler angewiesen. Beim Bodybuilding nahm er sein sportliches Schicksal selbst in die Hand.

Dass dieses jedoch kein Selbstläufer sein sollte, lernte Samson Dauda ebenso schnell. Er bestritt sowohl 2014 als auch 2015 verschiedene Wettkämpfe, die nicht alle so gut wie sein Debüt verliefen. Aus diesem Grund konzentrierte er sich im Anschluss ein Jahr lang auf seine Offseason und die anschließende Vorbereitung, um beim Mr. Britain 2016 den Sieg einzufahren. – Der vierte Platz war eine entsprechend große Enttäuschung und dennoch eine ebenso wichtige Lehre für Samson Dauda, dass er noch härter arbeiten müsse.

Pro Card und Profi-Debüt

Diese Mentalität war es auch, die ihn 2017 nicht aufgeben ließ, nachdem er in Spanien und England zunächst nicht die Pro Card erringen konnte und es erst im Dritten Anlauf in Italien packte. Samson Dauda war nie ein gesegnetes Talent, dem alles in den Schoß fiel. Er war stets ein harter Arbeiter, der sich von Misserfolgen nicht vom Weg abbringen ließ.

Im Jahr 2018 folgte sein Profi-Debüt bei der Prag Pro. Ihm sei bewusst gewesen, dass die Favoriten aufgrund des Mr. Olympias, der kurz zuvor stattfand, gut in Form sein würden, was nichts daran änderte, dass Samson Dauda sich große Ziele setzte. Sein Anspruch war es, Roelly Winklaar zu schlagen. Nicht weil dies realistisch gewesen wäre, sondern weil dies sein Mindset ausmachen würde. – Am Ende wurde es der fünfte Platz, mit dem der Engländer durchaus zufrieden war.

Von diesem Punkt an war es ein harter Weg bis an die Spitze des internationalen Bodybuildings, den Samson Dauda geduldig gegangen ist.

Quarantäne in Südkorea

Unvergessen wird die Wettkampfsaison 2020 bleiben, die aufgrund der weltweiten Pandemie nicht nur das Bodybuilding zeitweise lahmlegte. Nachdem Reisen in die USA nicht möglich waren, wollte der Engländer sich die Olympia-Qualifikation in Südkorea holen. Rückblickend erinnert sich der Schwergewichtsbodybuilder, dass die Ankunft am Flughafen einem vierstündigen Verhör ähnelte. Von dort aus wurde er direkt zu seinem Hotel transportiert, wo er sein Zimmer für zwei Wochen nicht verlassen durfte.

Es gab drei Mahlzeiten pro Tag, die ihm vor die Tür gestellt wurden und dem typischen Essen entsprach, das man im Flugzeug bekommt. Training war im Hotelzimmer nur mit Widerstandsbändern möglich und auch Cardio beschränkte sich auf Bewegung in den zugewiesenen Räumlichkeiten. Am Ende wurde Samson Dauda in Südkorea nur Zweiter, doch die Zeit habe ihn mental stärker werden lassen. So schlimm, wie in diesen zwei Wochen, könne es wohl nie wieder werden, wie der IFBB Pro rückblickend vermutet.

Dennoch sein Wettkampf-Vorbereitungen für ihn bis heute vor allem mental anstrengend. Man sei während der Diät müde und hungrig, womit man jedoch lerne, umzugehen. Die mentale Belastung, die fast schon in eine Art Depression treibe, bleibe bis heute die größte Herausforderung.

Die Frau an der Seite von Samson Dauda

Ein großer Rückhalt auf diesem langen Weg war für Samson Dauda stets seine Partnerin Marlene. Die beiden lernten sich im Fitnessstudio kennen, wobei erst ein gemeinsamer Bekannter das Eis brechen musste, da keiner den anderen ansprach.

Die beiden sind seitdem ein eng verbundenes Team, deren Beziehung ähnlich wie die Wettkampfkarriere von guten und schlechten Zeiten geprägt sei. Doch gerade dieser Punkt mache seine Frau so wichtig für den Schwergewichtsbodybuilder. Beide seien Dickköpfe, die aber umso mehr wüssten, was sie voneinander haben.

Marlene war es auch, die sich in den ersten Jahren das nötige Wissen aneignete, um die Wettkampfkarriere umzusetzen. Insbesondere die ersten drei Jahre hätten die beiden alles alleine umgesetzt, da Samson Dauda kein Geld für einen Coach gehabt hätte. Dies habe die Anfangszeit im Bodybuilding nicht zwangsläufig einfacher gemacht, aber gleichzeitig dazu beigetragen, dass er seinen Körper bereits früh selbst kennenlernen musste.

Dennoch wünschte Samson Dauda sich insbesondere bezüglich PEDs früher Bescheid gewusst zu haben. Die Menschen würden insbesondere über körperliche Veränderungen sprechen, doch gerade die charakterlichen Nebenwirkungen seien bedeutend. Er selbst sei zu Beginn deutlich aggressiver und launischer gewesen. Inzwischen sei ihm dies alles bewusster, doch wie auch andere Dinge im Bodybuilding habe der IFBB Pro dies nach und nach selbst lernen müssen.

Vorbilder im Bodybuilding

Auf die Frage, wer seine Vorbilder sein, antwortete Samson Dauda in einem Interview im Sommer 2022, dass er die Physique von Flex Wheeler, Shawn Ray oder Kevin Levrone lieben würde. Athleten wie Ronnie Coleman oder Kai Greene wirkten dagegen insbesondere in Bezug auf ihre Muskelmasse auf den IFBB Pro beeindruckend. Darüber hinaus führte er Flex Lewis auf. Der ehemalige 212er-Seriensieger sei vor allem charakterlich ein Vorbild und habe sich stets wie ein echter Champ verhalten.

Samson Dauda habe sich vorgenommen, sich stets ebenso respektvoll und geduldig gegenüber seinen Mitmenschen zu verhalten. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass Bodybuilding ihm geholfen habe, zu sich selbst zu finden, so dass er diesen Sport so gut wie möglich nach außen vertreten wolle.

Bodybuilding sei möglicherweise nicht immer leicht für ihn gewesen, doch genau hieraus habe der Brite seine Lehren gezogen, die er auch anderen mit auf den Weg geben will. Man solle strikt an sich arbeiten und sich von ersten Rückschlägen nicht sofort entmutigen lassen. Bodybuilding sei eine Reise, die nicht immer leicht sein muss.

Die erste Olympia-Quali für Samson Dauda

Nachdem der Brite immer wieder an seinem Traum, am Mr. Olympia teilzunehmen, gescheitert war, gelang ihm 2021 schließlich noch der Sieg auf einer Pro Show und damit die Qualifikation. Der Moment in Prag sei nicht nur aufgrund der Örtlichkeit sehr besonders gewesen und die anschließende Einladung zur Arnold Classic 2022 habe ihn fast ebenso gefreut. Insbesondere der unmittelbare Vergleich mit den Top-Athleten habe ihm bewiesen, dass er ausreichend Muskelmasse habe, um mit der Weltspitze mithalten zu können, und von nun an Detailarbeit und Konditionierung im Fokus stehen müssten.

Bei über 120 Kilogramm Wettkampfgewicht gibt es keine Zweifel daran, dass Samson Dauda genügend Fleisch auf die Bühne bringen wird. Doch genau diesen Blick auf die Waage würde er mit seinem jetzigen Coach Milos Sarcev nicht mehr umsetzen, sondern nur noch nach Spiegelbild entscheiden.

Die letzten Jahre sei es dem Briten laut eigener Aussage gelungen, Jahr für Jahr 10 Pfund an Bühnengewicht zuzulegen, ohne dass er seine Linie dabei verloren habe und auch im Vergleich zur Arnold Classic 2022 habe nochmals eine Verbesserung stattgefunden. Aufnahmen aus der Olympia-Vorbereitung lassen einen besseren Rücken erwarten und die die Tatsache, dass Samson Dauda ein deutlich besseres Posing beherrscht, bringt einige Beobachter zu der Erwartung, dass der Brite den ebenfalls in Nigeria geborenen Andrew Jacked beim Mr. Olympia 2022 hinter sich lassen wird.

In wenigen Tagen wird sich zeigen, ob Samson Dauda den nächsten Leistungssprung vollführen konnte. Aufgrund des dichten Leistungsniveau dürfte das Erreichen der Top 10 beim Mr. Olympia 2022 bereits eine Herausforderung werden, die jedoch nicht unmöglich ist. Sollte ihm dies gelingen, hätte Samson Dauda sein persönliches Ziel für seinen erste Mr. Olympia erreicht.

Autor: Dr. Frank-Holger Acker | Titelbild: Instagram

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