Alexander Westermeier: trotz Verletzungspech an die Weltspitze

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Mit Alexander Westermeier stellt Deutschland gleich drei Profis in der Classic Physique auf dem Mr. Olympia 2022. Doch während Urs Kalecinski international für Furore sorgt und Mike Sommerfeld sein Debüt bereits hinter sich hat, fliegt Alexander Westermeier ein wenig unter dem Radar der deutschen Fans. Obwohl der 30-Jährige im Laufe seiner Bodybuildingkarriere bereits mehrere schwere Verletzungen hatte, schaffte er es spätestens in diesem Jahr bis an die Weltspitze des Bodybuildings.

Vom Powerlifting zum Bodybuilding

Auch wenn Alexander Westermeier nicht so präsent wie andere Profis ist, betreibt der in der Oberpfalz geborene Athlet bereits seit vielen Jahren intensives Hanteltraining. Mit 14 fand der heutige Bodybuilding-Profi bei 55 kg auf 170 cm Körpergröße zum Krafttraining. Mit einem Freund wurden Gewichte in den eigenen vier Wänden bewegt, bevor mit 15 Jahren die erste Anmeldung im Studio erfolgte.

Drei Jahre später startete Alexander Westermeier zunächst im Kraftdreikampf. Seinen ersten Wettkampf konnte er mit 18 Jahren gleich gewinnen und ein Jahr später sogar international im Powerlifting einen Sieg einfahren. Mit Anfang 20 kam es dann jedoch bereits zum Wechsel ins Bodybuildinglager.

Violet Schwarz nahm den Junior unter ihre Fittiche und bereite Alexander Westermeier auf seine erste Saison vor. Das Talent fürs Bodybuilding zeichnete sich bereits damals ab und der noch junge Athlet konnte bei zweitem Wettkampf auf der bayrischen Meisterschaft seinen ersten Titel gewinnen. Von da an begann eine lange Reise, die von stetigen Aufs und Abs geprägt war.

Über den Umweg der Elite Pro zur IFBB Pro League

Wenn Alexander Westermeier heute auf seinen Weg im Bodybuilding zurückblickt, spricht er stets von einem Aufstieg auf einer Leiter. Stufe für Stufe habe er sich nach oben gearbeitet, ohne jedoch den ersten vor dem zweiten Schritt aus den Augen zu verlieren. Diese Beschreibung trifft es ganz gut.

In 2015 gewann er noch als Junior die Arnold Classic Europe. Drei Jahre später holte er sich auf der Deutschen Meisterschaft des DBFVs mit 9:0 Stimmen den Gesamtsieg und wechselte zunächst in die IFBB Elite Pro, da er sich für die Pro Leauge noch nicht bereit fühlte. Bei seinem Profi-Debüt gelang im auf Anhieb der Sprung auf den zweiten Platz und auf der darauffolgenden Arnold Classic Europe verpasste er in der Bodybuildingklasse nur knapp das Podest.

In 2020 wechselte Alexander Westermeier schließlich den Verband und holte sich bei der NPC mit 104 Kilogramm die Pro Card zunächst im Schwergewichtsbodybuilding. Dennoch entschied der Deutsche sich bereits im Sommer 2021 für einen Wechsel in die Classic Physique, um dort ab 2022 mit den Besten der Welt zu konkurrieren.

Verletzungen prägten den Weg von Alexander Westermeier

Dass der heute 30-Jährige es einmal so weit schaffen würde, hätten ihm wohl nur wenige zugetraut. Während die Linie und Härte von Alexander Westermeier stets außer Frage standen, haftete das Verletzungspech dem IFBB Pro so stark an, dass die inzwischen erlange Olypmia-Qualifikation schon schier ein Wunder ist.

Im Juni 2017 riss Alexander Westermeier sich den Oberschenkelmuskel bei einem Maximalversuch ab. Zwei Jahre später erfolgte die OP an beiden Ellenbogen. Der Classic Physique Athlet hatte zuvor bereits monatelang Schmerzen in beiden Ellenbogen bei Drück- und Trizepsübungen. Wie sicher herausstellte, waren die Trizepssehnen nur noch zu 50 Prozent vorhanden und rechts sogar zu 80 Prozent eingerissen. Bis heute hat der Oberpfälzer Probleme, seine Arme richtig anzusteuern und ein Muskelgefühl darin zu entwickeln.

In diesem Jahr erlitt Alexander Westermeier einen Kreuzbandriss, wobei dies fürs Bodybuilding keinerlei Einschränkungen bedeutet. Deutlich hinderlicher ist dagegen ein Einriss in der Oberschenkelmuskel, den sich der Deutsche weniger Monate vor dem Mr. Olympia 2022 zuzog.

Zu diesem Zeitpunkt trainierte der IFBB Pro seine Beine viermal die Woche, um diese für den entscheidenden Wettkampf zum Jahresende zu verbessern, was rückblickend vermutlich zu viel für seinen Körper war. Mit Hilfe entsprechende Regenerationsmaßnahmen in einem bayrischen Leistungszentrum konnte der Genesungsprozess jedoch deutlich beschleunig werden, so dass der von Dennis Wolf trainierte Athlet keine Nachteile für den Mr. Olympia 2022 befürchtet.

Wenige später Wochen kam nochmals eine Verletzung am Beinbeuger hinzu. Auch diese hat der Oberpfälzer aber so gut es geht weggesteckt.

Die Taktik für die Olympia-Qualifikation

Bereits in 2021 stand für Alexander Westermeier fest, dass er auf der New York Pro 2022 um die Qualifikation für den Mr. Olympia kämpfen wolle. Dem 30-Jährigen sei es wichtig gewesen, das Ticket auf einem großen Wettkampf zu holen, um sein Potenzial für den wichtigsten Wettkampf des Jahres selbst einschätzen zu können. Ein Resultat am Ende des Feldes sei für den Deutschen kein Anspruch.

Am Ende wurden es zwei Wettkämpfe, wobei die von Jim Manion veranstaltete Pittsburgh Pro der Wettkampf sein sollte, auf dem Alexander Westermeier sein Debüt in der Classic Physique gab. Mit einem Sieg gelang diese ohne Frage hervorragend. Nachdem er beim Gewinn der Pro Card noch deutlich über 100 Kilogramm auf die Waage brachte, begann der Deutsche bereits 2021 bewusst mit dem Downsizing, um das Gewichtslimit in der Classic Physique zu erreichen. Statt der üblichen fünf- bis sechstausend Kilokalorien gab es in der Offseason unter der Woche nur noch 2800 kcal – am Wochenende etwas mehr.

Das Training hielt der IFBB Pro weiterhin schwer, so dass die Gewichtsreduzierung insbesondere über die Kalorienzufuhr gesteuert wurde. Mit 92,8 Kilogramm füllte Alexander Westermeier auf der Pittsburgh Pro sein erlaubtes Maximalgewicht nicht ganz aus, war nach eigenen Angaben aber auch nicht ganz voll. Dafür war die Form um so schärfer, was ihm kurz darauf in New York nicht ganz gelang.

Die Judges hätten dem Deutschen nach dem Wettkampf in New York allerdings das Feedback gegeben, dass er auch diesen Wettkampf gewonnen hätte, wenn er die gleiche Härte aus Pittsburgh auf die Bühne gebracht hätte. Für Alexander Westermeier war dies eine Bestätigung, an der Spitze der Classic Phyisque angekommen zu sein. Mit Jim Manion sowie Steve Weinberg, Headjudge der IFBB und Promoter der New York Pro, hätten ihn zudem aufgrund seiner Auftritte zwei wichtige Männer in der IFBB auf dem Zettel.

Vom Vollberufstätigen zum Vollprofi

Neben diesen taktischen Überlegungen hatten die Ergebnisse in den USA noch einen weiteren Vorteil für Alexander Westermeier. Bis Mai 2022 sei er ganz normal einem Vollzeitjob nachgegangen, da die Unterstützung seines damaligen Sponsors nur minimal gewesen sei. Sein Tag begann um 5 Uhr, um vor der Arbeit die erste Trainingseinheit umzusetzen, und endete spät abends nach der zweien Trainingseinheit im Anschluss an die Arbeit.

Mit dem Sieg in Pittsburgh kam es zum Sponsorenwechsel, der ihm wiederum ermöglicht, erstmals wie in Profi zu leben. Er würde zwar weiterhin zweimal die Woche für jeweils sechs Stunden arbeiten, jedoch mache ihm sein Beruf auch Spaß, so dass er nun tatsächlich erstmals unter optimalen Bedingungen dem Bodybuilding nachgehen könne. Dies soll sich beim Mr. Olympia 2022 auszahlen.

Mr. Olympia 2022: Alexander Westermeier will in die Top 6

Für den Mr. Olympia erwartet der Deutsche, dass die amerikanischen Judges bereits ihre Favoriten haben werden und nur noch abwarten, ob diese auch tatsächlich ihre Form bringen. Anders sei es bei einem so großen Feld wie in der Classic Physique auch kaum stemmbar. Er selbst erwarte, dass er mit einer nochmals verbesserten Form aus Pittsburgh ganz weit vorne landen könnte, was ihm die Judges in New York nach dem Wettkampf bereits prophezeit hätten.

Sein Ziel ist es daher, in die Top 6 zu kommen. Ob dies gelingt, ist eine andere Sache, aber Alexander Westermeier weiß um seine Stärken und ist überzeugt beispielsweise einen Mike Sommerfeld schlagen zu können. Dieser habe zweifelsfrei die beste Linie im gesamten Feld, aber bisher stets Probleme gehabt, eine Top-Form zu erreichen. Für Alexander Westermeier sei das Leiden, welches für die absolute Endhärte notwendig sei, dagegen kein Problem und gehört für ihn vielmehr zum Wettkampfsport.

Die Peak Week will Alexander Westermeier im Umfeld seines Coaches Dennis Wolf verbringen, so dass er den Entwässerungs- und Aufladeprozess in Las Vegas durchführen könne. Bis dahin versuchte der Classic Phyisque Athlet jedoch möglichst lang in seiner gewohnten Umgebung zu trainieren, um das Optimum für seinen ersten Mr. Olymipa zu erreichen. Das Ziel wurde bereits genannt. Um dieses zu erreichen, ist Alexander Westermeier guter Dinge die Form aus Pittsburgh nochmals zu schlagen und für eine entsprechende Überraschung beim Mr. Olympia 2022 zu sorgen.

Autor: Dr. Frank-Holger Acker | Titelbild: Instagram

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