Supertalent aus Iowa: Brett Wilkin – THE BUTCHER

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Mit Brett Wilkin macht derzeit ein recht spätentschlossener Quereinsteiger ins Bodybuilding auf sich aufmerksam – vor allem durch eine Transformation, die auf dem Profiniveau ihresgleichen sucht. Noch ist die Wettkampfhistorie des US-Amerikaners übersichtlich, doch erste Achtungserfolge lassen auf eine goldene Zukunft des Schwergewichts hoffen.

Gewinnt ER die Arnold Classic 2022?  Brett Wilkins sportliche Wurzeln

Brett Wilkins stammt aus dem Bundesstaat Iowa im Mittleren Westen der USA. Er wurde in eine sehr sportliche Familie geboren. Sein Vater war Sportlehrer und wurde auch sein erster Trainer. Laut eigener Aussage entwickelte Wilkins schon in frühester Kindheit eine Faszination für alles, in das ein Ball involviert ist.

In der Highschool wurde er zu einem sogenannten „Four Sport Athlete“ ausgebildet, der in mehreren Disziplinen aktiv ist. Seine größte Leidenschaft galt aber immer dem American Football. Hier brachte er es auf ein gutes nationales Niveau, spielte auch noch während seines Lehramtsstudiums – Naturwissenschaften und Sport – für ein College-Team.

Wilkin war immer eher agil und athletisch gebaut. Für die große NFL-Karriere fehlte es ihm an körperlicher Substanz. Als er dies mit Anfang Zwanzig erkannte, hängte er das Footballspielen komplett an den Nagel, da er an einem Engagement in den mittelklassigen Ligen kein Interesse hatte.

Über die Liebe zum Bodybuilding

Nachdem Wilken sich aus dem Football zurückgezogen hatte, blieb ihm nur noch das Training im Kraftraum, das er schon seit Jahren zur Unterstützung seiner Hauptsportart betrieben hatte. Hier agierte er zunächst ohne Ambitionen vor sich hin – bis er seine Freundin und spätere Ehefrau Ivana Ivusic Wilkin kennen und lieben lernte.

Ivana war zum damaligen Zeitpunkt bereits professionelle Bodybuilderin in der Figure Klasse. Auch ihr Bruder ist aktiver Bühnenathlet. Die beiden führten Wilkin an ein strukturiertes Training und vor allem ein sportlergerechtes Essverhalten heran. Zum damaligen Zeitpunkt war er bereits 25 – ein Alter, in dem viele Bodybuilder heute bereits eine mehrjährige Profi-Karriere vorweisen können.

Späteinsteiger und Senkrechtstarter

Angeregt von der tollen Atmosphäre auf den Wettkämpfen, zu denen Wilkin Ivana oft begleitete, gab er sein eigenes Wettkampfdebüt 2017 auf einem lokalen NPC-Wettbewerb in seiner Heimat Iowa. Gänzlich ohne Bühnenerfahrung und Vorbereiter, hungerte er sich nach eigenen Aussagen unangemessen tief herunter. Dennoch reichte es auf Anhieb für den Sieg.

Den Judges fiel der Rookie positiv ins Auge und sie überzeugten ihn von einer Teilnahme an der nur wenige Wochen später stattfindenden Junior Nationals, die er auf einem hervorragenden dritten Platz beendete. Von da an war Wilkin klar, dass ihm tatsächlich eine erfolgreiche Karriere in einem Sport winken könnte, die er das erste Viertel Jahrhundert seines Lebens gar nicht auf dem Schirm hatte.

2018 sicherte er sich mit dem Klassen- und Gesamtsieg auf der NPC Junior Nationals die IFBB Pro-Card in der Classic Physique. Bei seinem ersten Profi-Wettkampf auf der Toronto Pro 2019 belegte er einen guten sechsten Platz. Er war kurz zuvor in die 212er-Klasse gewechselt, denn nach den sehr guten Trainingsfortschritten der vergangenen Monate wer er zu schwer für die Classic Physique geworden. Und auch die 212er sollte nicht seine Endstation bleiben.

Transformation im „No Oxygen“-Gym

Nach den ersten Profi-Erfahrungen in Toronto und Puerto Rico wurde es erstmal still um Wilkin. Ivana hatte 2018 den Coach gewechselt und arbeitete nun mit Dylan Armbrust zusammen, der in einem Vorort von Denver, Collorado, das Ambrust Pro Gym betreibt, auch bekannt als „Mile-High-Gym“, in dem schon Stars wie Phil Heath das Eisen geschwungen haben.

Bei einem Besuch in Denver verliebte sich das Paar in die bergige Landschaft und nicht zuletzt in die idealen Trainingsbedingungen. Kurz entschlossen verlegten sie ihren Lebensschwerpunkt in die Rocky Mountains.

Wilkin nennt seine neue sportliche Heimat augenzwinkernd „No Oxygen Gym“ – zum einen eine Anspielung auf das berühmte Oxygen-Gym in Kuwait, eine Kaderschmiede des Elite-Bodybuildings. Zum anderen, weil sich Denver 1.600 Meter über dem Meeresspiegel befindet.

An die hier spürbar geringere Sauerstoffsättigung der Luft mussten sich Wilkin und Ivana erst noch gewöhnen. Nach Wilkins Empfinden hat ihm das alltägliche „Höhentrainingslager“ zu einer wesentlich besseren Ausdauer verholfen, die ihm vor allem beim anstrengenden Posing einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz verschafft.

Doch nicht nur sein kardiovaskuläres System erklomm in Colorado neue Leistungsspitzen. In den ersten fünf Monaten in der neuen Wahlheimat legte Wilkin unglaubliche 20 Kilogramm an Körpergewicht zu. Er trainierte nicht nur anders und härter als zuvor. Der bekennende schlechte Esser stellte seinen Ernährungsplan auf sieben Mahlzeiten pro Tag um und stand jede Nacht um 3.00 Uhr auf, um noch „im Schlaf“ Kalorien zuführen zu können.

Ein spektakuläres Comeback

Nach zwei Jahren Abstinenz kehrte Wilkin 2021 auf die Bühne zurück. Er arbeitet mittlerweile mit dem Coach Matt Jansen zusammen. Gemeinsam hatten sie beschlossen, dass nur noch ein Start in der offenen Gewichtsklasse infrage kommen konnte. Wilkin wog mittlerweile in Offseason-Form 127 Kilogramm bei grade einmal 1,75 Meter Körpergröße.

Die Öffentlichkeit bekam die neue Version des Brett Wilkin das erste Mal bei einem Gastauftritt 2021 zu sehen. Und die Fachwelt staunte: Einen derartigen Massezuwachs hatte man im hochklassigen Bodybuilding noch nicht allzu oft gesehen.

Seinen offiziellen Einstand in der offenen Klasse gab Wilkin bei der Chicago Pro 2021. In einem spektakulären Posing-Showdown, dass das Publikum von den Sitzen riss, musste er sich dann nur seinem Landsmann Hunter Labrada geschlagen geben – die Kampfrichter hätten nach Meinung vieler Experten aber auch zu seinen Gunsten entscheiden können.

„The Butcher“ – ein einschneidendes Erlebnis

Unglaublich massiv, mit brachialen Beinen und riesigem Latissimus und dabei in maximal abgezogener Form: Wilkin zieht alle Blicke auf sich. Und da es nun wohl so richtig losgehen wird mit einem Durchmarsch in der Königsklasse des Bodybuildings, muss natürlich auch der obligatorische Spitzname her. Den suchten seine Freunde für ihn aus. Ihre Wahl fiel auf „The Butcher“, in Anlehnung an die tiefen Einschnitte, die ein Wilkin in Topform zu präsentieren weiß.

Das Traumpaar des Bodybuildings lebt weiterhin in Iowa. Hier arbeiten Brett und Ivana als Personal Trainer und Remote-Coaches. Wilkin hat mehr 85.000 Follower auf Instagram, wird von einem Supplementhersteller und der bekannten Bekleidungsmarke Gasp gesponsert. In seiner Freizeit geht er gern auf die Jagd oder zum Wandern in die Berge – die viele Alltagsbewegung erspart ihm die regelmäßige Integration von Cardio in seinen Trainingsplan.

Ob The Butcher die Konkurrenz der offenen Klasse in den nächsten Jahren „abschlachten“ wird, bleibt abzuwarten. Das nächste sportliche Ziel ist selbstredend eine Qualifikation für den Mr. Olympia. Und die würde sich Wilkin am liebsten über einen Sieg bei der Arnold Classic holen. Kein unrealistisches Vorhaben – nach der zweijährigen Metamorphose von Denver ist dem Sportler wirklich alles zuzutrauen.

Autorin: Ulrike Hacker Bilder: Brett Wilkin, Scott Simmons

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