Kaum ein Athlet verkörpert aus Sicht seiner Fans das Bodybuilding so sehr wie Roman Fritz. Der Schwergewichtsbodybuilder, der sich 2014 die Pro-Card sicherte, kämpfte sich nach Hüft-OPs wieder an die Weltspitze und kehrte in Tampa und Texas auf die Wettkampfbühne zurück. Das Ergebnis war für viele Fans ernüchternd. Roman Fritz war zweifelsfrei hart, aber es fehlte ihm erkennbar an Muskelmasse. Nachdem es im Anschluss an den Wettkampf in Texas zunächst ruhig um den 34-Jährigen wurde, meldete sich Roman Fritz selbstbewusst zurück und gab nun seinen nächsten Wettkampf bekannt.
Roman Fritz ging den klassischen Weg
Während heutzutage viele Sportler den direkten Weg zur Pro Card anstreben, gehört Roman zu einer Generation, die noch den klassischen Weg einschlug. Nachdem er 2006 das erst Mal auf der Bühne stand, gelang ihm 2008 als Junior der Sieg bei der Deutschen Meisterschaft. Ein Jahr später wurde er Junioren-Weltmeister und siegte 2013 schließlich auch auf der Internationalen Deutschen Meisterschaft bei den Männern. Der Wechsel ins Erwachsenenlager war damit erfolgreich gelungen und der Weg von Roman Fritz längst nicht zu Ende.
Nachdem es damals zu Regeländerungen für den Erhalt der Pro Card gekommen war, erhielt er die Lizenz schließlich mit einem Sieg auf der Amateur Olympia in Prag im Jahr 2014. Die damals durch Team Andro hergestellte Dokumentation The Rising of IFBB Pro Roman Fritz habe er selbst bis heute nicht gesehen. Unzähligen Fans war der Film dagegen bis heute eine Quelle der Motivation.
Nach einigen Wettkämpfen bei den Profis, war es zunächst die weltweite Pandemie und schließlich die notwendige Hüft-OP, die die beginnende Bodybuilding-Karriere bremsten, aber nicht beendeten. Während andere Menschen vielleicht noch heute mit Reha-Übungen beschäftigt wären, schaffte Roman Fritz es zurück auf die Profi-Bühne. Allein das ist eine Leistung, die vermutlich nur schwer greifbar sein wird.
Abgerechnet wird auf der Bühne
Doch bekanntlich zählte im Wettkampf-Bodybuilding letztendlich nur, was auf der Bühne präsentiert wird, so dass dies der Maßstab ist, den auch Roman Fritz sich stellte. Bereits im März 2022 präsentierte er sich auf Instagram mit einer prallen und gleichzeitig schon recht definierten Form. Fast 130 Kilogramm habe er damals im Rahmen der Offseason gewogen. Ende Juni 2022 gab es dann ein Formupdate, in dem der IFBB-Pro zunächst angekündigte, 11 Wochen vor dem nächsten Wettkampf zu stehen. Die ersten Wettkämpfe hätte damit Mitte September angestanden, doch bekanntlich war Roman Fritz bereits deutlich früher auf der Bühne zu sehen.
Im Vorfeld der Tampa Pro 2022 kündigte der in Süddeutschland geborene Schwergewichtsbodybuilder an, bis zu zehn Shows in diesem Jahr zu machen. Das große Finale sollte der Mr. Olympia 2022 werden. Roman zeigte sich selbstbewusst, die Fans waren gehyped und sahen den Mitte 30-Jährigen schon vor Tim Budesheim, der sich 2022 bereits in Spanien und Portugal auf der Bühne präsentierte.
Um so größer war die Ernüchterung, als es in Tampa Platz 11 von 13 sowie in Texas Platz 13 von 16 Athleten auf der Bühne wurde. Roman selbst bezeichnete sich in einer ersten Reaktion nach Tampa als Shitty Bodybuilder und aus dem öffentlichen Hype wurde zum Teil Spott und Häme. Ein richtiges Fazit mag Roman Fritz den Fans nicht schuldig sein, wurde aber dennoch von vielen Seiten gewünscht.
Nachdem es zunächst sehr ruhig um den IFBB Pro blieb, meldete er sich einige Tage nach der USA Reise auf Instagram zurück. Er habe sein Handy unmittelbar nach dem Wettkampf verloren und machte deutlich, dass das negative Feedback, welches er zum Teil erhalten habe, ihn nicht von seinen Wettkampfplänen abhalten würde. Nun gab Roman Fritz mit einem Formcheck den nächsten Wettkampf bekannt.
Roman Fritz startet Mitte September in Italien
Gut zwei Wochen nach dem Wettkampf in Texas zeigt Roman Fritz sich auf Instagram 14 Tage vor der Yamamoto Pro in Italien. Die Entscheidung dürfte für einige Bodybuilding-Fans schwer nachvollziehbar sein, da der IFBB-Pro sich in der Öffentlichkeit widersprüchlich äußerte. Während er auf der einen Seite nach den Wettkampf in Tampa deutlich machte, dass ihm die Bühnenpräsentation nicht besonders viel Freude bereiten würde, antwortete er auf die Rückfrage, warum er ohne das nötige Fleisch dennoch bei weiteren Wettkämpfen antrete. So können man sich mit den Erfolgreichsten vergleichen, aber solle deshalb nicht aufhören, nur weil man nicht auf demselben Niveau sei.
Erste Stimmen, die sich bereits auf eine prallere Form hofften, sollten allerdings realistisch bleiben. Selbst wenn beim bisherigen Laden weiterhin nicht alles optimal verlaufen sei, wie Roman Fritz es sowohl vor Tampa als auch vor Texas kommunizierte, wird der Schwergewichtsbodybuilder weiterhin nur die vorhandene Muskelmasse auf die Bühne bringen können. Insbesondere die Tatsache, dass Kamerawinkel und Kameraobjektive die Wahrnehmung verzerren können, wird schnell vergessen.
Europa wird nicht zwangsläufig leichter als die USA
Generell ist zu erwarten, dass die Starterfelder in Europa schwächer ausfallen werden als in den USA, was jedoch nicht bedeutet, dass es für eine Qualifikation für den Mr. Olympia 2022 reichen kann. Steve Kuclo, Quinton Eriya und Maxx Charles sind im Punkteranking die ersten drei Athleten, die noch keine Qualifikation bisher haben. Martin Fitzwater, Roelly Winklaar, Michal Krizo, Vitaliy Ugolnikov und der ehemalige 212er-Athlet Enrico Hoffmann sind weitere Athleten, die im Rennen um eine Teilnahme beim Mr. Olympia noch ein Wörtchen mitreden wollen und sind keinesfalls das Ende der Liste an guten Schwergewichtsbodybuildern, die realistisch vor einem Roman Fritz platziert werden würden.
Roman Fritz machte aber bereits deutlich, sich zumindest vorerst nicht davon beirren zu lassen. Von deutschen Bodybuilding-Fan sollten dem IFBB Pro daher alle Daumen gedrückt werden.
(fha) | Titelbild: Instagram (Roman Fritz) & NPCNewsOnline