Das Jahr 2024 neigt sich dem Ende und in der Welt des Bodybuildings gab es zahlreiche Ereignisse, die einen Rückblick verdienen. Neben sportlichen Erfolgen und Niederlagen gab es auch in diesem Jahr unerwartete Todesfälle zu beklagen. Zudem endete in diesem Jahr eine Ära, deren Bedeutung möglicherweise erst in einigen Jahren vollständig verstanden wird. Genügend Gründe aus Sicht des Bodybuildings einen Rückblick auf das Jahr 2024 zu werfen.
Gewinner und Verlierer im Jahr 2024
Die Einordnung, wer als Gewinner oder vermeintlicher Verlierer gilt, ist stets eine subjektive Einschätzung. Darüber hinaus nimmt das Leben oft unerwartete Wendungen, sodass scheinbare Niederlagen den Grundstein für zukünftige Erfolge legen können. Diese Auswahl soll daher nicht als endgültige Bewertung verstanden werden. Wer im Jahr 2024 Rückschläge hinnehmen musste, könnte im folgenden Jahr bereits neue Chancen und Möglichkeiten vorfinden.
Die Gewinner des Jahres 2024
Einer der wohl größten Sieger dieses Jahres ist der Schwergewichtsprofi Samson Dauda. Nachdem er bei der Arnold Classic 2024 den Titel nicht verteidigen konnte, entschied er sich für eine Trennung von seinem Coach Milos Sarcev und ließ sich fortan von seiner Frau betreuen. Diese bewies eindrucksvoll, dass auch Frauen in der Lage sind, Elite-Athleten auf höchstem Niveau zu unterstützen, wodurch ihr Mann den begehrten Olympia-Titel gewann.
Innerhalb der IFBB wurde zuletzt häufig diskutiert, dass keine langen Titelserien wie in früheren Zeiten beim Olympia erwartet werden. Es bleibt daher spannend, welche Herausforderungen und Erfolge das Jahr 2025 für Samson Dauda bereithält, der plant, sowohl die Arnolds als auch den Olympia zum zweiten Mal zu gewinnen.
Ein weiterer herausragender Athlet des vergangenen Jahres ist der Classic Physique Athlet Wesley Vissers. Auch wenn der Verlauf des Olympia-Wettbewerbs nicht seinen Erwartungen entsprach, konnte er sich im Frühjahr überraschend den Titel bei der Arnold Classic sichern. Wesley Vissers verkörpert einen einzigartigen Look, der viele Fans begeistert. Der 31-Jährige geht somit als großer Favorit in die Arnold Classic 2025, was sich als sein bevorzugter Wettbewerb herausstellen könnte.
Verlierer des Jahres 2024
Zu den Personen, die im Jahr 2025 hoffentlich mehr Erfolg haben werden, zählt Roman Fritz. Der IFBB-Profi musste sich Ende 2023 einer dritten Hüftoperation unterziehen und wurde zudem durch Knieprobleme in seinen sportlichen Zielen eingeschränkt. Aufgrund dieser gesundheitlichen Herausforderungen war eine erneute Qualifikation für den Olympia nicht möglich. Der Schwergewichtsprofi zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass er gegen Ende der ersten Jahreshälfte des kommenden Jahres wieder konkurrenzfähig sein wird.
Auf internationaler Ebene kann Derek Lunsford als jemand betrachtet werden, der Rückschläge erleben musste. Der US-Amerikaner erlebte zunächst einen rasanten Aufstieg. Nachdem er 2021 den Olympia-Titel in der 212-Klasse gewinnen konnte, erzielte er 2023 mit dem Titelgewinn in der offenen Klasse einen historischen Erfolg. Dennoch war das darauffolgende Jahr weniger erfolgreich für ihn.
Als amtierender Olympia-Sieger belegte Derek Lunsford 2024 lediglich den dritten Platz. In Anwesenheit eines Nick Walkers hätte das Ergebnis möglicherweise noch schlechter ausfallen können. Zufrieden dürfte der IFBB Pro mit dem vergangenen Jahr in jedem Fall nicht sein.
Nachhaltige Veränderungen in der Coaching-Szene
Das Jahr 2024 war nicht nur für die Athleten von Veränderungen geprägt. Bereits zu Beginn wurde eine prominente Zusammenarbeit zwischen Samson Dauda und Milos Sarcev bekannt gegeben, die jedoch nicht ohne öffentliche Diskussionen endete. Weitaus mehr Aufmerksamkeit erhielt jedoch ein anderer Betreuer.
Matt Jansen war zuletzt unter anderem für Shaun Clarida in der 212 und Nick Walker im Open Bodybuilding verantwortlich. Nachdem bereits andere Athleten des US-Amerikaners in der Vergangenheit gesundheitliche Probleme hatten, mussten seine beiden Hauptakteure in dieser Saison erhebliche Niederlagen hinnehmen. Shaun Clarida hatte beim Olympia-Wettbewerb keine Chance gegen Keone Pearson. Nick Walker brach die Vorbereitung auf den Olympia-Wettkampf unerwartet wenige Tage vor dem Wettbewerb ab.
Nach dem Olympia meldeten sich verschiedene Athleten zu Wort, darunter auch Matt Jansen, der sich für die Vorfälle entschuldigte. Der US-Amerikaner zog sich anschließend aus dem Coaching-Geschäft zurück. Hany Rambod beendete seine Tätigkeit als Vorbereiter auf erfolgreiche Weise mit einem letzten Olympia-Sieg von Chris Bumstead. Besonders positiv verlief das Jahr jedoch für den Österreicher Stefan Kienzl. Dank der kontinuierlichen Erfolge in den vergangenen Jahren ist sein Athletenteam im Jahr 2024 so prominent wie nie zuvor aufgestellt.
Todesfälle in der deutschen Bodybuildingszene
Todesfälle sind belastende Ereignisse, die insbesondere die Familien tief treffen. Auch im Jahr 2024 starben einige Athletinnen und Athleten viel zu früh, sodass die hier genannten Fälle stellvertretend verstanden werden sollen.
Im Mai 2024 erlitt die damals 30-jährige Sarah Knoblach einen Autounfall. Die Bodybuilderin, die hauptberuflich im Schichtdienst bei der Polizei tätig war, gewann im Herbst 2022 ihre Pro Card. Für 2024 waren in der Figure-Klasse mehrere Wettkämpfe geplant, an denen die Bayerin jedoch nicht mehr teilnehmen konnte.
Einen Monat zuvor verstarb Bernhard Franz, der insbesondere zu Beginn der Social-Media-Zeit im deutschen Bodybuilding sehr präsent gewesen war. Der ehemalige Men’s Physique Athlet hatte sich in den letzten Jahren eher aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, was nichts an der großen Anteilnahme an seinem Tod änderte.
Ebenso gedachten viele Menschen Kevin Gebhardt. Der 31-Jährige musste kurz vor seinem Tod aufgrund eines Unfalls ins Krankenhaus eingeliefert werden, was seine eigentlichen Wettkampfpläne als IFBB Pro beeinträchtigte. Im Juni 2024 verstarb er überraschend. Obwohl Kevin Gebhardt medial nie zu den lautesten Stimmen gehörte, stellte sein Tod für viele Angehörige der Szene einen erheblichen Verlust dar.
Rückblick auf den Mr. Olympia 2024
Der Mr. Olympia 2024 war aus deutscher Sicht von Höhen und Tiefen geprägt. Nachdem Roman Fritz im Vorjahr noch im Schwergewicht vertreten war, mussten deutsche Fans in diesem Jahr auf einen Vertreter im Open Bodybuilding verzichten. In den anderen Klassen hingegen gab es erfreuliche Entwicklungen.
In der Classic Physique erzielte Mike Sommerfeld ein beeindruckendes Comeback, nachdem das Jahr 2023 sportlich nicht wie erwartet verlaufen war. Der IFBB Pro verbesserte sich vom achten Platz im Vorjahr auf den zweiten Rang und erreichte somit ein Ergebnis, mit dem im Vorfeld kaum jemand gerechnet hätte. Klassenübergreifend war es damit die beste Platzierung, die jemals ein deutscher Athlet beim Olympia erreicht hatte.
Auch Urs Kalecinski konnte beim diesjährigen Olympia eine bemerkenswerte Wende vollziehen. Nachdem die Arnold Classic in Ohio und UK für den Classic Physique Athleten enttäuschend verlaufen waren und Konkurrenten wie Breon Ansley und Terrence Ruffin sich sogar öffentlich über den IFBB Pro lustig machten, präsentierte er sich beim Olympia in neuer Bestform. Damit bewies Urs Kalecinski nicht nur seinen Kritikern, dass er zurecht Ansprüche auf den Titel erhebt.
Ein Jahr voller Veränderungen für die IFBB
Im Jahr 2023 vergab die International Federation of Bodybuilding & Fitness (IFBB) insgesamt 1447 Pro Cards. Auch wenn die genaue Zahl für dieses Jahr noch nicht bekannt ist, lässt sich vermuten, dass diese in einem ähnlichen Rahmen liegt. Dies zeigt das kontinuierliche Wachstum des Bodybuildings. Trotz bestehender Kritik lässt sich feststellen, dass die IFBB einen Prozess durchläuft, von dem auch die Athletinnen und Athleten profitieren.
Nachdem Arnold Schwarzenegger das Preisgeld für den Titelgewinn bei der Arnold Classic 2024 auf 500.000 US-Dollar erhöht hatte, folgten die Verantwortlichen des Olympias in Las Vegas diesem Beispiel. Samson Dauda erhielt für seinen Sieg eine Summe von 600.000 US-Dollar. Auch bei anderen Profi-Wettkämpfen wurde das Preisgeld im Schwergewicht, wie bereits zuvor angekündigt, deutlich erhöht.
Es wurden jedoch nicht nur zusätzliche Gelder bereitgestellt, sondern auch auf andere Weise neue Athleten in die IFBB geholt. Nachdem Tyler Manion im Mai 2024 einige Details zu den künftig geplanten Natural-Bodybuilding-Wettkämpfen bekannt gegeben hatte, konnte sich Patrick Teutsch im November als erster Natural-Athlet die Olympia-Qualifikation für das kommende Jahr sichern.
Für das Jahr 2025 sind zahlreiche weitere Natural-Profi-Wettkämpfe geplant, was jedoch nicht die einzige Neuerung bleiben wird. Im Dezember kündigte Tyler Manion überraschenderweise an, dass eine neue Frauenkategorie namens Fit Model Bodybuilding Division eingeführt werden soll. Diese Entscheidung steht zwar im Widerspruch zu früheren Aussagen aus der ersten Jahreshälfte, wonach keine Änderungen der Klassen erforderlich seien, ist jedoch aus marketingtechnischer Sicht nachvollziehbar. Die IFBB wird auch im kommenden Jahr weiter wachsen.
Die Prag Pro 2024 wird in die Geschichte eingehen
Eine Person, die künftig nicht mehr als Athlet für die IFBB in Erscheinung treten wird, ist Chris Bumstead. Der gegenwärtig wohl bekannteste Wettkampfbodybuilder hat seine Wettkampfkarriere offiziell beendet. Der Kanadier setzte damit seine mehrfach in der Vergangenheit geäußerte Ankündigung um, dass er spätestens mit 30 Jahren aufhören würde.
Überraschenderweise war sein letzter Wettkampf jedoch nicht wie erwartet der Mr. Olympia, sondern die Prag Pro 2024. Das Event in Tschechien gilt seit Jahren als Höhepunkt im Wettkampfkalender und kann in diesem Jahr retrospektiv als historisches Ereignis betrachtet werden.
Chris Bumstead trat ein letztes Mal in Osteuropa auf die Bühne und begeisterte die Fans, indem er im Open Bodybuilding antrat. Nach der Vorwahl sah es sogar danach aus, als könnte der eigentliche Classic Physique Athlet eine Sensation erreichen und den Wettbewerb gewinnen. Letztlich musste sich der Kanadier jedoch Martin Fitzwater geschlagen geben, der bereits bei seinem ersten Olympia-Auftritt in diesem Jahr beeindruckte.
Was dürfen Fans im Jahr 2025 erwarten?
Auch wenn der Schwerpunkt in diesem Jahresrückblick auf 2024 liegt, wirft das Jahr 2025 bereits seine Schatten voraus. In der Kategorie Classic Physique wird es einen neuen Olympia-Champion geben, wobei Mike Sommerfeld und Urs Kalecinski aus Deutschland klare Anwärter sind. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie deutlicht die Karten neu gemischt werden. Die Konkurrenz war auch in diesem Jahr stark, und mit Fabian Mayr kehrt 2025 ein Athlet zurück, der vom neuen Gewichtslimit erheblich profitieren könnte.
Im Open Bodybuilding hingegen plant Nick Walker erneut einen Angriff, nachdem er zweimal den Olympia verpasst hatte. Noch im April dieses Jahres kündigte der US-Amerikaner an, dass er fünf Olympia-Titel gewinnen wolle. Dies sind große Worte für jemanden, der zweifellos zur Weltspitze des Sports zählt, jedoch keineswegs konkurrenzlos ist. Für ihn, ebenso wie für Derek Lunsford, könnte 2025 ein entscheidendes Jahr für weitere sportliche Zukunft werden.
Beide werden neben den bereits etablierten Athleten beim Olympia mit weiterer Konkurrenz rechnen müssen. Massemonster wie Big Vito, Rubiel Mosquerea oder Carlos Thomas Jr. sind nur drei Namen, die beim Mr. Olympia 2025 erstmals antreten könnten. Aus deutscher Sicht besteht zudem die Hoffnung auf weitere Konkurrenz aus dem eigenen Land.
Wie steht es um das deutsche Bodybuilding?
Obwohl 2024 kein Open Bodybuilder aus Deutschland bei Mr. Olympia war, sieht es für 2025 besser aus. Emir Omeragic und Tim Budesheim verpassten knapp die Qualifikation. Roman Fritz könnte zu seiner alten Form zurückkehren, und Justin Musiols Entwicklung bleibt abzuwarten. Alle genannten Athleten würden am Wettkampftag ein wenig Glück benötigen, was jedoch nicht ausgeschlossen ist.
In der Classic Physique werden Urs Kalecinski, Mike Sommerfeld, Luca Reger und Patrick Teutsch Deutschland vertreten. Auch in der Figure-Klasse wird Deutschland stark auftreten. Bis jetzt sind mit Jennifer Zienert, Nadine Claudia Huber, Bahar Ayra und Lena Ramsteiner vier von zwölf qualifizierten Athletinnen aus Deutschland.
Weitere Athletinnen und Athleten aus Deutschland streben ebenfalls die Olympia-Qualifikation an und möglicherweise wird diese sogar auf deutschem Boden erreicht. Im April 2025 kehrt Profi-Bodybuilding zur FIBO zurück. Der Gewinner im Open Bodybuilding erhält 25.000 US-Dollar.
Im September findet in Offenbach das European Championship statt, organisiert von Dennis James, welches die letzte Qualifikationsmöglichkeit für den Mr. Olympia 2025 sein wird und alle Klassen umfasst. Insgesamt kann festgestellt werden, dass Bodybuilding auch 2025 in Deutschland eine bedeutende Rolle spielen wird.
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