Dennis Wolf: Der erfolgreichste deutsche Bodybuilder aller Zeiten

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Triumphe und Tragödien lagen in der ruhmreichen Karriere von Dennis Wolf nah beieinander. Der deutsche Bodybuilder bestieg das Olympia-Podest, gewann die Arnold Classic und musste sich später mit einer schweren Verletzung an der Wirbelsäule auseinandersetzen. Beliebt, erfolgreich, nahbar – wir blicken zurück auf die Laufbahn des Big Bad Wolf.

Der erfolgreichste deutsche Bodybuilder aller Zeiten. Die Karriere von Dennis Wolf

Dennis zog mit seiner Familie im Alter von 12 Jahren von Russland nach Deutschland ins Ruhrgebiet. Der 1,80 Meter große Athlet hatte nach eigenen Angaben schon früher keine Probleme damit, offen auf Leute zuzugehen und integrierte sich schnell, auch wenn die Sprachbarriere anfangs natürlich ein enormes Hindernis darstellte.

Wenige Jahre später entschied sich der Malerlehrling dazu, ein örtliches Fitness-Studio aufzusuchen, um seinem Hobby nachzugehen: Bodybuilding. Bereits Jahre zuvor hatte sich der Jugendliche Hanteln zugelegt und im provisorischen Homegym trainiert. Doch nun wollte Dennis – zunächst angetrieben von einem Freund – endlich Teil der Community sein.

Als die Trainingserfolge nur so purzelten, ließ sich Dennis dazu überreden, einen ersten Wettbewerb zu bestreiten. Im Jahr 2000, mit 22, fasste der Big Bad Wolf schließlich den Entschluss, sich ausführlich dem Wettkampfsport zu widmen. Sein Talent war nicht zu übersehen und aus dem knapp 90 Kilogramm schweren Jungspund wurde Schritt für Schritt ein waschechtes Schwergewicht.

Dennis Wolf Weg vom Amateur zum Profi

 Gut fünf Jahre und einige Erfolge als Amateur später erzielte Dennis den Gesamtsieg auf der Deutschen Meisterschaft. Er probierte, bei der IFBB eine Pro Card zu beantragen – vergebens. Man teilte dem ambitionierten Sportler mit, dass eine gute Platzierung bei der Weltmeisterschaft oder einem ähnlich wichtigen Wettkampf Voraussetzung für die Beförderung zum Profi darstellte.

Also musste ein großer Titel her. In die Vorbereitung auf die IFBB-Weltmeisterschaft 2005 steckte Dennis nach eigenen Angaben viel Herzblut. Zunächst musste er die Qualifikation überstehen, welche er souverän für sich entscheiden konnte. Im Anschluss ging es nach China: In Shanghai hätte ein Finaleinzug für die Pro Card gereicht. Dennis ging allerdings auf Nummer sicher und ließ sich zum Abschluss seiner Amateur-Karriere zum Weltmeister krönen.

Zu Beginn seiner Profikarriere lebte und trainierte Dennis nach wie vor im Ruhrgebiet. Bereits im ersten Jahr gelang ihm dank eines dritten Platzes in Spanien die Olympia-Qualifikation. 2006 bekam das amerikanische Publikum zum ersten Mal den Big Bad Wolf zu Gesicht – auch wenn es nicht zum Finaleinzug reichte, kam der blonde Hühne beim Publikum gut an.

Fortan ging es zunächst immer weiter bergauf: Erster Sieg bei den Profis (Keystone Pro 2007), Finaleinzug bei Mr Olympia (5. Platz, 2007) und eine Bestätigung dieser wahnsinnigen Leistung (4. Platz bei Mr O 2008) – plötzlich gehörte Dennis zu den besten Bodybuildern dieses Planeten.

Meilenstein: Mr Olympia 2007

Das Mr Olympia-Wochenende 2007 stellte wahrscheinlich einen der wichtigsten Meilensteine in der Profikarriere von Dennis dar. Den Spitznamen Big Bad Wolf hatte der Hühne zuvor spontan verliehen bekommen – eine sympathische Ausstrahlung, besagtes charakterstarkes Image und ein schlicht bombastisches Paket ließen die Massen ausrasten. Nahezu 10.000 Zuschauer befanden sich beim Finale in der Halle und verpassten Dennis nach eigenen Angaben die Gänsehaut seines Lebens.

2009 ergab sich im Rahmen eines neuen Sponsoren-Vertrags die Möglichkeit, unter finanziell lukrativen Bedingungen für einen gewissen Zeitraum in die USA umzuziehen. Dennis und seine Frau entschieden sich dazu, besagtes Angebot wahrzunehmen und wählten Las Vegas als ihre neue Heimat. Für den Big Bad Wolf ging mit dem Umzug ein Kindheitstraum in Erfüllung, waren doch vieler seiner Vorbilder wie beispielsweise Arnold Schwarzenegger ebenfalls (Wahl-)Amerikaner.

Sportlich durchschritt Dennis parallel dazu ein kleines Tal. War es zuvor stets bergauf gegangen, lief es 2009 und im Frühjahr 2010 plötzlich nicht mehr. Das Mr O-Finale verpasste der bei den Fans bereits damals sehr belebte Athlet klar und mit seiner Form auf der New York Pro 2010 (3. Platz) war Dennis ebenfalls alles andere als zufrieden.

Hochgesteckte Ziele

Im Anschluss veränderte er vieles. Er trennte sich von seinen Trainern und begann, mithilfe von Feedback alter Weggefährten die Geschicke selbst in die Hand zu nehmen. Der Umzug, die Rückschläge und besagte Umgewöhnung forderten ihren Tribut – doch schlussendlich tauchte Dennis im Spätsommer 2010 vielleicht stärker denn je auf der Olympia-Bühne auf und belegte den fünften Platz. Das Finale des größten Wettkampfs der Welt sollte er fortan nie wieder verpassen.

Neben einer Topplatzierung beim wichtigsten Wettbewerb des Planeten begann Dennis, ein weiteres Ziel anzuvisieren: Den Sieg bei der Arnold Classic. Die Aussichten waren bereits 2011 nicht allzu schlecht: Die beiden Platzhirsche Jay Cutler und Phil Heath nahmen nicht am Wettkampf Teil. Größen wie Víctor Martínez, Dexter Jackson oder Branch Warren waren hingegen mit von der Partie – doch auf diesem Level war Dennis unlängst angekommen.

Nur ein starker Branch Warren stand schlussendlich zwischen dem blonden Hühnen und seinem ersten Triumph auf einer der ganz großen Bühnen. Im Folgejahr wurden die Fans Zeugen eines ähnlichen Teilnehmerfelds, doch da sich Titelverteidiger Branch im Rahmen der Vorbereitung schwer am Bein verletzt hatte, reiste Dennis als Favorit nach Columbus. Trotzdem fuhr der US-Amerikaner Branch einen umstrittenen Sieg ein, während der Big Bad Wolf wieder nur auf Rang zwei geführt wurde. Eine echte Enttäuschung aus Sicht des Deutschen und seinen zahlreichen Fans.

Gesamtsieg Deutsche Meisterschaft: Markus Rühl, Dennis Wolf und Matthias Ritsch

Der Knoten platzt: Dennis Wolf siegt bei der Arnold Classic 2014

Im Laufe des Jahres 2013 gelang es Dennis schließlich, den letzten Schritt in Richtung absoluter Weltklasse zu absolvieren. Die Vorbereitung auf das Mr O-Wochenende verlief prima und obgleich ein unglaublich starkes Starterfeld erwartet wurde, gab sich der Big Bad Wolf im Vorfeld selbstbewusst. Zu Recht: An der Spitze thronte wenig später ein bärenstarker Phil Heath, doch dahinter lieferten sich Dennis und Kai Greene einen heißen Fight um Platz zwei. Auch wenn der Deutsche schlussendlich nur auf dem dritten Rang landete, stellte der Podestplatz einen wahnsinnigen Erfolg dar. Dexter, Jay, Shawn, Branch oder Víctor – Dennis hatte zahlreiche starke Konkurrenten spielend leicht hinter sich gelassen.

Mit Rückenwind widmete Dennis sich schließlich dem vielleicht wichtigsten offenen Punkt auf seiner To-Do-Liste: Einem bislang unerreichten Triumph in Columbus. Die härtesten Gegner lauteten nun nicht mehr Branch oder Dexter, plötzlich galt es die neue Generation um Shawn Rhoden und Cederic McMillian in die Schranken zu weisen. Dennis kam, sah und siegte – an besagtem Wochenende im März 2014 stimmte beim Big Bad Wolf einfach alles.

In den folgenden beiden Jahren setzte sich Dennis in der Weltspitze fest. Im Rahmen der Mr Olympia-Wettkämpfe 2014 und 2015 belegte er jeweils den vierten Rang, zwischendurch fuhr er Siege in Madrid sowie Prag ein. Es lief beim Deutschen – doch dann nahm das Schicksal eine unerwartete Wendung.

Verletzung und Comeback

Dennis verletzte sich zu Beginn des Jahres 2016 an der Wirbelsäule. Und zwar so schwer, dass er zunächst über einen längeren Zeitraum nicht trainieren konnte, bevor er schließlich in Las Vegas operiert werden musste. Prominente Beispiele wie Dorian Yates hatten in der Vergangenheit gezeigt, dass Verletzungen glorreiche Karrieren im Bodybuilding mitunter schlagartig beenden können. Würde sich Dennis von diesem medizinisch durchaus heiklen Eingriff jemals wieder erholen können?

Die ersten Monate beschreibt der Big Bad Wolf rückblickend als eine schwere Zeit. Körperliche Schmerzen, Trainingsentzug und enormer Gewichtsverlust setzten seinem sanften Gemüt ordentlich zu. Irgendwann allerdings fasste Dennis den Entschluss, es noch einmal zu versuchen: Er ging das große Comeback an.

Die Arnold Classic 2018 waren sein Ziel. Und er ging es an wie in alten Zeiten: Hoch motiviert und diszipliniert arbeitete Dennis nach gut zwei Jahren Pause wieder auf einen Bodybuilding-Wettkampf hin. Auch wenn es ihm nicht gelang, das gesamte Ausmaß seiner alten Masse wiederzuerlangen, präsentierte er sich in Columbus schließlich gewohnt formstark.

Leider gelang es nicht, das alte Erscheinungsbild gänzlich wiederherzustellen. Die Zeitspanne von der Operation bis zum Comeback hatte nicht dazu gereicht, das gewohnte Level an Muskelmasse zurück zu erlangen. Zudem haderte Dennis damit, dass man der Muskulatur an gleich mehreren Stellen Verletzungen, welche sich im Laufe seiner Karriere aufsummiert hatten, ansehen konnte. Als darüber hinaus eine weitere Operation anstand, zog der Big Bad Wolf einen Schlussstrich unter seine glorreiche Karriere.

Dennis Wolf wird zum Wahl-Amerikaner

Nachdem Dennis sich zu seinem Karriereende wieder in die Richtung der alten Heimat orientiert hatte, entschied er sich vergangenes Jahr dazu, wie zu aktiven Zeiten in Las Vegas zu leben. Das angenehme Wetter und der amerikanische Lifestyle haben es dem Big Bad Wolf angetan – wer kann es ihm verdenken? Auch optisch hat der Deutsche eine Rücktransformation absolviert: Während Dennis zu besten Zeiten fast 140 Kilogramm auf die Waage brachte, gibt er aktuell sein Gewicht auf knapp unter 100 Kilogramm an.

Ganz ohne extreme Tätigkeiten kann und möchte Dennis auch heutzutage nach eigenen Angaben nicht leben. Neben seinem mehrfach wöchentlichen Krafttraining liebt er lange Wanderungen oder das Austoben auf einem Jet-Ski. Letztes wäre ihn vor einigen Jahren beinah teuer zu stehen gekommen.

Dennis war unter anderem mit Dennis James auf einer Jet-Ski-Tour unterwegs. Durch eine Unachtsamkeit stürzte der Big Bad Wolf ins Wasser, wobei sich sein Jet-Ski auf die Seite drehte. Weil Dennis keine Rettungsweste trug und es ihm nicht gelang, sein Gefährt wieder aufzurichten, machte sich Panik beim Bodybuilder breit. Er begann zu hyperventilieren und drohte nach eigenen Angaben zu ertrinken. Glücklicher Weise war Dennis James wenig später zur Stelle und konnte den Big Bad Wolf beruhigen. Der Arnold Classic Sieger klammerte sich am Bein seines Weggefährten fest und so harrten beide gemeinsam aus, bis schlussendlich Hilfe kam.

Es ist absolut bezeichnend für Dennis, dass Jet-Ski-Touren nach wie vor ein großes Hobby darstellen. Egal ob nach den Niederlagen gegen Branch, seiner schweren Verletzung oder eben einer grenzwertigen Situation auf dem Meer: Der Big Bad Wolf kehrte immer wieder zurück.

Nach der Karriere

Nach seinem offiziellen Karriereende kündigte Dennis an, als Coach tätig zu werden. Seine Klienten stellen Bodybuilder wie beispielsweise Steve Benthin dar, die sich mit Hilfe des erfolgreichen Ex-Profis auf Wettkämpfe vorbereiten möchten. Darüber hinaus richtete der Big Bad Wolf 2019 die erste Dennis Wolf Classic in Datteln aus – weitere Ausgaben sollen folgen.

Blickt Dennis auf seine Karriere zurück, zieht er stets ein positives Fazit. Dass ihm als einziger Deutscher ein Sieg auf der Arnold Classic gelang und er darüber hinaus auf dem Olympia-Podium stehen durfte, empfindet der Big Bad Wolf nach wie vor als ein großes Privileg. Er betont häufig seine Dankbarkeit gegenüber der Familie, treuen Weggefährten und den zahlreichen Fans.

Das Verhältnis zu seinen vielen deutschen, russischen und US-amerikanischen Anhängern war übrigens immer etwas Besonderes. Kaum ein anderer Athlet nahm sich so viel Zeit für Fotos und Autogramme, war immer freundlich und präsentierte sich stets nahbar. Dennis war und ist in der Szene unglaublich beliebt – weil er ein einfach ein super Typ ist.

Anmerkung der Redaktion: Vor 3 Wochen wurde Dennis Wolf erfolgreich von Matthias Ritsch in Deutschland operiert. Wir wünschen Dennis eine schnelle und gute Genesung.

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