Simon Teichmann vs. Plus-Size Model

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Simon Teichmann hat in den letzten Monaten erstaunliche Klickzahlen auf seinem YouTube-Channel verbuchen können. Videos, auf denen er die voreingenommenen Beitrage öffentlich rechtlicher Medien zum Thema Sport und Ernährung kritisiert, wurden hunderttausendfach aufgerufen. Jetzt hat Simon Teichmann sich auf dem Kanal von Leeroy Matata dem direkten Diskurs mit einem Plus-Size Model gestellt.

Teichmanns Opponentin: das Plus-Size Model

Teichmann gegenüber sitzt das Plus-Size Model Selin. Selin ist 23 Jahre alt und war schon ihr Leben lang übergewichtig. Ihr Gewicht wird nicht genannt, ihr BMI läge jedoch oberhalb von 30. Unter den Accounts auf Instagram und TikTok möchte sie zu Selbstliebe in jeder Körperform aufrufen und sich gegen die Diskriminierung von Übergewichtigen einsetzen.

Die Mobbing-Thematik

Die Talkrunde startet mit dem obligatorischen Thema Mobbing. Natürlich verurteilt auch Teichmann so ein Vorgehen, der selbst als pummliger Jugendlicher Betroffener war. Er lehnt dennoch den Gegenentwurf der Feierstimmung ab, die innerhalb der Body Positivity-Community herrscht. Denn bei aller Akzeptanz sei das dort zelebrierte Körperbild eben weit weg von ideal.

Unschlagbares Argument: Die Gesundheitsstatistik

Während Selin sich eher auf Worthülsen verlässt, spricht Teichmann Tatsachen aus: Adipositas ist eine von der WHO anerkannte Erkrankung. Extremes Übergewicht führt zu zahlreichen Folgeerkrankungen und verkürzt die Lebenserwartung. Dazu gibt es statistische Belege.

Selins kontert mit „Statistiken sind auch nur Zahlen“ und „man kann nicht alle Risiken vermeiden“. Dünne Argumente. Worin wir ihr aber wohl zustimmen können: Es ist eine sinnvolle Mission, in den Sozialen Medien die Vielfalt der menschlichen Gestalt außerhalb der perfekten Werbewelt zu zeigen. So wissen alle, dass sie nie allein in ihrer Situation sind. Das Thema holt den Moderator Leeory, der infolge einer Glasknochenerkrankung im Rollstuhl sitzt, verständlicherweise ab. Teichmann hält den Vergleich für unpassend, da hier eine selbstgemachte mit einer unverschuldeten Situation verglichen wird.

Für wen willst du schlank sein?

Das Gespräch geht mit den Vorzügen des Normalgewichtes weiter. Übergewichtige oder, wie Selin sie zeitgenössisch nennt, „Mehrgewichtige“ würden von der Gesellschaft unter die Schlanken gestellt. Ein gutes Beispiel hierfür sei die Job- oder Partnersuche.

Dem Plus-Size Model Selin ginge genau darum, dass jeder Mensch seinen Körper nur für sich, nicht für andere verändern solle. Getreu dem Motto: Don’t hate the player – hate the game.

Das gnadenlose Schönheitsideal

Teichmann bringt es eindringlich auf den Punkt: Schönheit liegt eben nicht allein im Auge des Betrachters. Was wir schön finden, ist kulturübergreifend standardisiert. Aus Gründen der Evolutionsbiologie zieht uns das an, was auf Gesundheit hindeutet. Daran wird auch Body Positivity nichts ändern können.

Abgesehen, ob wir beim anderen Geschlecht oder im Vorstellungsgespräch punkten können oder nicht, stünde die Gesundheit immer noch im Vordergrund. Und genau die ist durch schwere Adipositas eben in Gefahr.

Totschlagargument: Die Kalorienbilanz

Nach mehreren Andeutungen Teichmanns fragt Selin offen, ob er ihr Faulheit und Charakterschwäche unterstelle. Genau jene Vorurteile gegenüber Übergewichtigen, über die sie aufklären will. Und wieder einmal wird die Story vom unvermeidbaren Übergewicht durch „Veranlagung“ ausgepackt. Auch hier hat Teichmann ein greifbares Argument: Am Ende des Tages entscheidet die Kalorienbilanz für uns alle über Wohl und Wehe.

Die Schlussrunde

Die Thematik ist natürlich nicht in 29 Minuten abschließend zu behandeln. Das sei laut Leeroy auch nicht das Ziel gewesen. Vielmehr sei es darum gegangen, dem Zuschauer Denkanstöße zu bieten.

Im Schlussplädoyer ruft Teichmann dazu auf, gar keine Diäten anzufangen, sondern schrittweise viele kleine Dinge zu verändern. Selin appelliert an das Publikum, zu sich selber eine positive Beziehung aufzubauen, dann kämen viele Dinge von ganz alleine. Zwei machbar klingende, sympathische Schlussworte.

Teichmann vs. Body Positivity: Fazit

Der studierte Psychologe Teichmann ist ein guter, besonnener Redner. Er findet im Gespräch eine gute Balance zwischen Schonungslosigkeit und Respekt. Auch ohne Expertise in Körpersprache erkennt der Betrachter, dass sich seine Diskussionspartnerin in seiner Salve stichfester Argumente sichtbar unwohl fühlt. Die Kommentarspalte schlägt sich auch überwiegend auf Teichmanns Seite. Alles in allem darf seine Repräsentation unserer Szene als sehr gelungen bezeichnet werden.

(uh) | Youtube

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