Chris Aceto äußert sich kritisch zu Mr. Olympia Pre-Judging

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Der Mr. Olympia 2022 ist in vollem Gange, die ersten Titel sind bereits vergeben und einige Prejudgings, im wahrsten Sinne des Wortes, von der Bühne gegangen. Auch das Men’s Bodybuilding als Herzstück des Wettkampfs hat am Freitagabend seinen ersten Auftritt hingelegt. Schon werden erste Kritiken an der Organisation in Las Vegas laut – zum Beispiel von Trainerlegende Chris Aceto.

Chris Aceto – The Technician

Chris Aceto zählt zu den etabliertesten Coaches der Bodybuilding-Szene. Seit mehr als zwei Jahrzehnten bereitet der Amerikaner erfolgreich Athleten auf Wettkämpfe vor, darunter große Namen wie Jay Cutler und Shawn Rhoden.

Sein Nickname „The Technician“ ist eine Anlehnung an die wissenschaftliche Präzision, mit der Chris Aceto insbesondere die Ernährung und Supplementierung seiner Trainees gestaltet. Er ist mehrfacher Buchautor und gefragter Experte. So gelangte er auch vor das Mikro des YouTube-Channels RxMuscle, auf dem er sich wenig wohlwollend zum bisherigen Verlauf des Mr. Olympia äußert.

Chris Aceto kritisiert späten Auftritt der Men’s Bodybuilding

Das Prejudging der offenen Klasse hat Freitagnacht um 23.00 Uhr Ortszeit stattgefunden. Laut Chris Aceto ein Verbrechen an den Athleten, die das ganze Jahr und insbesondere in der finalen Peak Week am richtigen Timing gearbeitet haben. Publikumsfreundlich sei die Programmgestaltung auch nicht, denn sprechen wir es aus: Die Zuschauer wollen die schweren Jungs sehen, mussten hierfür allerdings die Finale sechs weiterer vor allem weiblicher Klassen überstehen. Bis zum Tageshöhepunkt „waren alle eingeschlafen oder haben mit ihren Handys gespielt.“

Der ebenfalls interviewte Trainer Dom Mutascio weist auch auf die gesundheitlichen Gefahren der Verspätung angesichts der völlig dehydrierten Athleten hin. Er lobt aber auch den hohen Unterhaltungsfaktor der Show.

Zu viele Frauen, zu wenig 212er

Der Profi-Coach ist ein großer Fan der 212er-Klasse. Den Sieger Shaun Clarida und seine Konkurrenten hält er für so phänomenale wie stiefmütterlich behandelte Bodybuilder. Es breche ihm das Herz zu sehen, dass dem kleinen Feld nur wenige Minuten eingeräumt wurden, ehe Hunderte von Teilnehmerinnen der Frauenklasse die Halle stürmten.

Weder Chris Aceto noch Dom Mutascio sprechen sich dabei gegen das Frauen-Bodybuilding an sich aus – auch wenn die Veranstaltung ohne ausnahmslos männliche Legenden wie Coleman oder Cutler gar nicht stattfinden würde. Es sei allerdings eine Strukturänderung des gesamten Wochenendes wünschenswert.

Big Ramy wird Sechster?

Chris Aceto zeigt sich wenig überzeugt von Big Ramy, der in seinen Augen zurecht nicht in die siegverheißende Mitte gestellt wurde. Mittelmäßige Kondition, schwache Arme und Schultern, schwache Rückenansicht – Aceto sieht den Titelverteidiger auf dem sechsten Platz oder noch weiter hinten.

Beeindruckt sind die beiden Interviewpartner vom ehemaligen 212er Derek Lunsford, der bei seinem ersten Antritt in der Offenen mit einem echten Wow-Effekt auf der Bühne erschienen ist. Sie sehen den Debütanten in der Top 2. Mitfavorit auf die Sandow ist vor allem der etwas massivere und reifere Hadi Choopan.

Samson Dauda, der es bei seinem Einstand gleich in den ersten Callout schaffte, könnte ebenfalls allen anderen gefährlich werden. Der im Vorfeld so gehypte Nick Walker ließ vor allem Trockenheit vermissen und wird mit dem Sieg nach Chris Acetos Einschätzung nichts zu tun haben. Gleiches gilt für Brandon Curry, bei dem er allerdings noch das Potenzial für signifikante Verbesserungen bis zum Sonntag sieht.

Finale am Sonntag – was kann noch kommen?

Zwischen dem Prejudging und dem Finale liegen beinah zwei volle Tage. Und in keiner Klasse können sich laut Dom Mutascio Athleten so dramatisch verändern wie im Men’s Bodybuilding. Es bleibt spannend.

Wer von der bis hierhin gezeigten Leistung enttäuscht ist, kann sich also noch Hoffnung machen. Sollte sich die Zahl mittelmäßig konditionierter Athleten allerdings nicht reduzieren, wird das Teilnehmerfeld des Mr. Olympia 2022 in weniger guter Erinnerungen bleiben – und vielleicht trägt das Zeitmanagement der Veranstalter hieran eine Teilschuld.

(uh) | Titelbild: Youtube

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